Sommergerste – Aktuelle Ergebnisse aus der Praxis und den Landessortenversuchen
In Bayern wurde heuer in der Praxis ein Durchschnittsertrag von 49 dt/ha erzielt. Das Ergebnis ist zwar deutlich besser als im Vorjahr, liegt aber um knapp 3 dt/ha unterhalb des zehnjährigen Schnitts. Die beliebteste Sommergerste in Bayern war heuer mit fast 50 % Anbauumfang die Sorte Amidala, gefolgt von Avalon, Accordine, Lexy, LG Caruso und RGT Planet. Auf fast 90 % der Sommergerstenflächen wurde eine dieser Sorten angebaut.
Nach Angaben des bayerischen Landesamts für Statistik erreichte heuer die Sommergerstenfläche mit 77.500 ha einen neuen Tiefststand. Der Negativrekord aus dem Jahr 2021 wurde damit eingestellt. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt das Minus etwa 13.000 ha. Die im Spätherbst gesäte Sommergerste wurde hier nicht berücksichtigt. Sie zählt in der Statistik zu den Wintergersten. Bei etlichen der im Herbst gesäten Sommergersten zeigte sich heuer ihre, im Vergleich zu Wintergerste, schwächere Winterhärte. Vor allem an Standorten mit zweistelligen Minusgraden im Januar und ohne schützende Schneedecke kam es zu Schäden durch Auswinterung bis hin zu Totalausfällen. Bei der Wintergerste waren keine Auswinterungsschäden zu verzeichnen.
Anbau- und Erntebedingungen
Im Frühjahr konnte heuer die Sommergerste meist termingerecht, wegen hoher Bodenfeuchten teils etwas verspätet bzw. bei nicht optimalen Bedingungen gesät werden. Das bis auf den mehrtägigen Kälteeinbruch Mitte/Ende April warme, regenreiche Frühjahr sorgte zunächst für gute Wachstumsbedingungen. Extremniederschläge Ende Mai/Anfang Juni führten vor allem südlich der Donau zu hohen Bodenfeuchten, zum Teil waren die Böden über einen längeren Zeitraum durchnässt. Dies beeinträchtigte das Wachstum der Gerste. Überdurchschnittliche Temperaturen in Verbindung mit zahlreichen Niederschlägen sorgten bayernweit für einen höheren Krankheitsdruck als in den Vorjahren. Neben der zumeist dominierenden Ramularia-Sprenkelkrankheit traten auch Netzflecken, Rhynchosporium und Zwergrost stärker auf.
Qualität in der Praxis
Jährlich werden von etwa 110 bayerischen Praxisschlägen Qualitätsdaten von Sommergerste erhoben.
Rohproteingehalt und Kornqualität
Während der Rohproteingehalt im Vorjahr mit im Schnitt 11,9 % sehr hoch ausfiel, lag er heuer mit 9,9 % auf sehr niedrigem Niveau und deutlich unter dem zehnjährigen Mittel von 11,0 %. Zuletzt wurde ein solch geringer Gehalt vor 25 Jahren gemessen. Nicht ganz die Hälfte der Proben erreichte heuer den von der verarbeitenden Industrie angestrebten Bereich von 9,5 bis 11,5 %. Der Vollgerstenanteil (> 2,5 mm) bewegte sich mit 91 %, genauso wie das Tausendkorngewicht (TKG) mit 46 g, im Mittelfeld.
Landessortenversuche
Die Landessortenversuche (LSV) standen heuer an sieben Orten, wovon alle ausgewertet werden konnten.
Rentabilität des Pflanzenschutzmitteleinsatzes
In den LSV werden alle Sorten in einer extensiven (Stufe 1, ohne Fungizide, ohne/wenig Wachstumsregler) und einer intensiven Stufe, die Fungizide und Wachstumsregler nach Bedarf erhält, geprüft. Die Stickstoffdüngung ist am Produktionsziel Braugerste orientiert und erfolgt in beiden Stufen einheitlich. In den optimal geführten Varianten (Stufe 2) konnten im Mittel der Jahre 2019-2023 rund 6 dt/ha bzw. 11 % mehr geerntet werden. Dem gegenüber steht ein Mehraufwand von etwa 100 €/ha. Aufgrund des höheren Krankheitsdrucks war der Stufenunterschied heuer mit 13 dt/ha deutlich höher als die Jahre zuvor und die Intensitätssteigerung lohnte sich meist. Ganz anders sah es dagegen im Vorjahr aus. Bei fünf der sechs Versuche lagen die Mehrerträge unter 3 dt/ha. Diese reichten nicht aus, um die Mehrkosten zu decken.
Häufig bringt die Intensitätssteigerung eine Verbesserung der Qualität. Im Mittel der letzten 10 Jahre konnten durch den zusätzlichen Pflanzenschutzaufwand der Vollgerstenanteil von 86 auf 92 % erhöht und der Rohproteingehalt um 0,1 Prozentpunkte gesenkt werden. Das Hektolitergewicht stieg um 1,4 kg und das TKG um 2,9 g. Heuer wirkte sich die Intensitätssteigerung stärker aus.
Sortenempfehlung
In die staatliche Sortenempfehlung wird eine Braugerstensorte erst nach mehrjähriger Prüfung im LSV aufgenommen. Neben hohen und stabilen Erträgen und ansprechenden Anbaueigenschaften muss sie auch eine gute Malz- und Brauqualität aufweisen.
Die Qualitätsbewertung wird vom Sortengremium des Berliner Programms vorgenommen. Entscheidend für die Qualitätsbeurteilung sind Mälzungs- und Brauversuche. Diese werden in der Wertprüfung und parallel dazu im Rahmen des Berliner Programms mit den meisten Neuzulassungen durchgeführt. Wenige ausgewählte Sorten werden zusätzlich in größerem Maßstab (großtechnische Verarbeitung) geprüft. Wird eine Sorte in der Großtechnik für gut befunden, erhält sie eine Verarbeitungsempfehlung. Von den im LSV stehenden Sorten bekamen Amidala, Lexy, LG Caruso und Sting diese Empfehlung. Die Neuzulassung Ostara wird derzeit großtechnisch verarbeitet. Anfang Februar entscheidet sich, ob sie eine Verarbeitungsempfehlung erhält. Diese ist für eine Sorte sehr wichtig, denn bis jetzt ist es nur RGT Planet gelungen, ohne Empfehlung eine größere Anbaubedeutung zu erlangen. Bounty, die andere Neuzulassung, hat nicht die Möglichkeit, diese Empfehlung zu bekommen.