Hafer – Aktuelle Ergebnisse aus der Praxis und den Landessortenversuchen
In der Praxis wurde heuer mit durchschnittlich 52 dt/ha in Bayern ein guter Haferertrag erzielt. Das Vorjahresergebnis wurde um 12 und das Zehnjahresmittel um 8 dt/ha übertroffen.
In Bayern wird ein relativ großer Teil der Haferfläche ökologisch bewirtschaftet. In den letzten Jahren betrug der Ökoanteil etwa 50 %. Jährlich werden die Erträge von rund 70 bayerischen Praxisschlägen erhoben. Die zehnjährige Auswertung ergab, dass von den konventionellen Flächen im Schnitt 48 und von den Ökoflächen 37 dt/ha geerntet wurden.
Wie leistungsfähig Hafer unter günstigen Bedingungen bei gleichzeitig geringem Produktionsmittelaufwand sein kann, zeigen diese Praxiserhebungen und die Landessortenversuche (LSV). Hektarerträge von über 70 dt/ha werden dort regelmäßig auf den besten Schlägen erzielt.
Anbaubedeutung und Verwertung
Eine vorläufige Auswertung der Mehrfachantragsdaten zeigt, dass die Haferfläche gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen ist. Heuer standen in Bayern auf rund 32 400 ha Sommerhafer und auf 2 700 ha Winterhafer. Trotz des Flächenanstiegs nimmt Hafer nicht einmal zwei Prozent der Ackerfläche ein. Winterhafer erfreut sich in den letzten Jahren steigender Beliebtheit. Er wird wie Winterweizen im Herbst gesät. Durch seine längere Vegetationszeit hat er ein höheres Ertragspotenzial, der Anbau ist aber wegen seiner nicht immer ausreichenden Winterhärte riskant.
Anhand der Spelzenfarbe werden die Sorten in Gelb-, Weiß- und Schwarzhafer eingeteilt. In letzter Zeit waren fast alle Neuzulassungen Gelbhafer. Schwarzhafer, der bei Pferdehaltern beliebt ist, fällt ertraglich etwas ab und wird von Schälmühlen nicht abgenommen.
Ansprüche an Mindestqualität
Beim Handel ist das zentrale Qualitätskriterium bei Hafer das Hektolitergewicht (Hl-Gewicht). Die Mindestanforderung variiert je nach Abnehmer und Verwendungszweck meist zwischen 50 und 55 kg/hl, wobei die niedrigeren Werte für Futterhafer gelten. Neben der Umwelt hat auch die Sorte Einfluss auf die Höhe des Hl-Gewichts. Da in den letzten Jahren nur Sorten zugelassen wurden, die mittlere bis hohe und hohe Hl-Gewichte aufweisen, sind die Sortenunterschiede gering.
Schälmühlen
Für die menschliche Ernährung muss Hafer, anders als im Futtermittelbereich, zuerst entspelzt (geschält) werden. Die Vermarktung als Schälhafer ist nicht überall möglich, da es in Bayern nur wenige Schälmühlen gibt. Hinzu kommt, dass für die außerbayerischen Schälmühlen größere, einheitliche und qualitativ hochwertige Partien notwendig sind, für die es nur wenige spezialisierte Erfasser gibt.
In den letzten zehn Jahren nahm die Bedeutung von Hafer in der menschlichen Ernährung stark zu. Dies hat zu einer steigenden Nachfrage nach deutschem Schälhafer geführt. Aufgrund des geringen Bedarfs an Dünger und Pflanzenschutz sowie seines positiven Beitrags zur Auflockerung der Fruchtfolge ist Hafer bei entsprechender Bezahlung eine interessante Kulturart.
Schälmühlen stellen zum Teil weitere Anforderungen, wie z.B. gute Sortierung, geringer Spelzenanteil, gut zu entspelzende Körner und Anbau bestimmter Sorten. Die geforderten Qualitäten lassen sich am ehesten mit qualitativ hochwertigen Sorten, auf Standorten mit gesicherter Wasserversorgung, bei nicht zu hohen Temperaturen während der Kornfüllung und trockenen Abreifebedingungen erzeugen. Das Vermeiden von Lager, eine rechtzeitige Ernte und das rasche Erreichen einer Kornfeuchte von maximal 14 % tragen ebenfalls zum Anbauerfolg bei. Außerdem muss Hafer sorgfältig und trocken eingelagert werden, da er wegen seines hohen Fettgehalts leicht verdirbt.
Sortenwahl
Neben dem Kornertrag sollten bei der Sortenwahl auch andere Eigenschaften wie Standfestigkeit und Neigung zu Halmknicken berücksichtigt werden. Vor allem bei feuchter Abreifewitterung ist auch die gleichzeitige Reife von Korn und Stroh vorteilhaft, da feuchtes Stroh zu Ernteverzögerungen sowie zu Druschproblemen führen kann. Krankheiten sind in Bayern meist nicht bekämpfungswürdig. Resistenzen spielen deshalb eine untergeordnete Rolle. Wird Hafer verkauft, bieten Sorten mit hohem Hl-Gewicht eine bessere Vermarktungssicherheit. Abgesehen von der Sorte Waran wurde das Hl-Gewicht von allen LSV-Sorten mit hoch bewertet (Symbol: +). In den bayerischen Versuchen sind die Sortenunterschiede bei mehrjähriger Betrachtung mit 1,5 kg/hl deshalb nicht groß.
Landessortenversuch Ergebnisse
In diesem Jahr standen neun Spelzhafersorten – alle Gelbhafer – auf fünf Standorten in Bayern im LSV zur Prüfung.
Der Versuch in Markersreuth war nicht wertbar.
Der Einsatz von Fungiziden ist bei Hafer meist nicht rentabel. Deshalb wird in den bayerischen LSV darauf verzichtet. Wachstumsregler werden dagegen nach Bedarf bei lagergefährdeten Beständen eingesetzt. Übermäßige Gaben sollten allerdings vermieden werden, da diese auch zu Ertragsdepressionen führen können.
Aktuelle Ergebnisse
Die Datenbasis ist bei Hafer deutschlandweit gering, deshalb werden die Erträge der LSV, die in der Südhälfte von Deutschland stehen, gemeinsam verrechnet. Den mehrjährigen Erträgen liegen je nach Sorte zwischen 34 und 83 Versuche zugrunde.