Anwendungsgebiete und Alternativen
Glyphosat – Vorsaat-/Vorauflaufbehandlung
Die Bekämpfung von Unkräutern und Ausfallkulturen im Vorsaat- bzw. Vorauflaufverfahren ist mit einer Behandlungsfläche von etwa 80.000 ha (ca. 4 Prozent AF) in Bayern das zweitwichtigste Anwendungsgebiet für Glyphosat. Der Einsatz erfolgt zweckmäßiger Weise vorwiegend beim Anbau von Kulturen im Mulch- oder Direktsaatverfahren. Beide Verfahren, inklusive der Streifenbodenbearbeitung, werden mit dem Ziel des Boden- und Gewässerschutzes als Maßnahmen des bayerischen Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) mit einem Förderbeitrag von 100 bzw. 150 Euro/ha gefördert. Im Jahr 2017 lag die Beteiligung bei knapp 42.000 ha mit Schwerpunkt in den Kulturen Mais und Zuckerrüben. Beim Flächenanteil dieser Art der Glyphosat-Anwendung dominiert die Kultur Mais (ca. 62.000 ha) gefolgt von Getreide (ca. 10.000 ha) und Zuckerrüben (ca. 5.000 ha). Die Anwendung zum Anbau von Winterraps oder Körnerleguminosen hat nur eine geringfügige Bedeutung.
Der Einsatz erfolgt hauptsächlich im Frühjahr vor dem Anbau von Sommer-Reihenkulturen. Das Anwendungsziel ist die Bekämpfung von überwinternden Altunkräutern, Ausfallkulturen und, je nach Jahrgang bzw. Winterwitterung, nicht ausreichend abgefrorenen Winterzwischenfrüchten. Beim hauptsächlichen Einsatz in Mais-Mulchsaaten variiert daher der tatsächliche Behandlungsbedarf stark je nach Intensität der Altverunkrautung und Besatz an Ausfallkulturen (v.a. Getreide) und nicht abgefrorenen Zwischenfrüchten. In Mais-Mulchsaaten ist die Toleranz gegenüber einen üblichen Besatz mit Altverunkrautung relativ groß, da häufig vor der Saat Wirtschaftsdünger aufgebracht und mechanisch eingearbeitet wird und in der Kultur Mais ausreichend wirksame Herbizide zur Regulierung einer Alt- bzw. Restverunkrautung im Nachauflaufverfahren zur Verfügung stehen. Auf eine Behandlung mit Glyphosat kann regelmäßig verzichtet werden, wenn im Vorherbst Ausfallgetreide bereits beseitigt wurde, die Winterzwischenfrucht hauptfruchtmäßig bestellt wird und eine relativ intensive Saatbettbereitung erfolgt. Im Rübenanbau ist diese Toleranz aufgrund der nicht ausreichend effizienten Rübenherbizide gegenüber Altunkräutern und der geringen Unkrautkonkurrenzleistung der Kultur nicht gegeben. Im Rübenanbau in konservierender Bodenbearbeitung erfolgt daher regelmäßig eine Vorsaatbehandlung mit Glyphosat.
Alternativen zur Vorsaat- und Vorauflaufanwendung von Glyphosat
Die Verfügbarkeit von Alternativen für den Glyphosat-Einsatz hängt im Wesentlichen von Anbauverfahren und den Standortverhältnissen ab. Im Streifen- und Direktsaatverfahren (aktuell 1.500 ha im KULAP geförderte Anbaufläche) gibt es keine verfügbaren Alternativen. Eine mechanische, oberirdische Unkrautbekämpfung, z.B. durch Mulchen, ist nicht ausreichend effektiv und alternative Herbizide sind im Vorsaatverfahren nicht vorhanden bzw. nicht zugelassen.
Zoombild vorhanden
Zwischenfrüchte können auch mechanisch eingearbeitet werden (Werkbild, Fa. Lemken)
Im Mulchsaatverfahren kann ein Glyphosat-Einsatz regelmäßig durch eine entsprechend intensivere Bodenbearbeitung zur Saatbettbereitung ersetzt werden. Geeignet sind hierfür ein- bis zweimalige relativ flache, ganzflächig schneidende Bearbeitungsgänge mit Grubber, Grubber-Kombinationen oder Scheibeneggen. Durch diese notwendig intensive Bearbeitung wird allerdings die Mulchabdeckung regelmäßig stark reduziert. Ein für einen effektiven Erosionsschutz notwendiger Abdeckungsgrad von mindestens 30 Prozent wird dabei in keinem Fall mehr gewährleistet. Eine derartige alternative mechanische Unkrautregulierung ist daher nur auf nicht erosionsgefährdeten Flächen (unter zwei Prozent Hangneigung) und gut strukturierten Böden sinnvoll. Bei leichten, schluffigen Böden ist in windoffenen Lagen zudem das Risiko für Winderosion zu berücksichtigen. Die notwendige Bearbeitungsintensität schließt zudem eine Teilnahme am KULAP-Mulchsaatprogramm aus.
Abschließend bleibt noch festzuhalten, dass die alternative mechanische Unkrautregulierung von geeigneter Witterung und entsprechend bearbeitungsfähigen Böden abhängig ist, um keine Strukturschäden und Behinderung der Kulturentwicklung zu provozieren. In niederschlagsärmeren Regionen, wie etwa in Franken, kann eine intensive Bodenbearbeitung die Wasserversorgung für die Kulturen beeinträchtigen. In niederschlagsreicheren Regionen Südbayerns ist der Einfluss einer intensiveren Bodenbearbeitung auf das standortspezifische Erosionsrisiko zu berücksichtigen.