Anwendungsgebiete und Alternativen
Glyphosat – Stoppel-/Nacherntebehandlung
Der Einsatz zur Bekämpfung von Wurzel- bzw. Problemunkräutern und von Ausfallkulturen auf der Stoppel bzw. nach der Ernte hat in Bayern mit einer Einsatzfläche von zirka 145.000 ha bzw. sieben Prozent der Ackerfläche die relativ größte Bedeutung im Ackerbau. Hinsichtlich der Kulturen konzentrieren sich die Anwendungen auf den Einsatz nach der Ernte von Getreide und Winterraps. Die Anwendung nach Mais hat einen deutlich geringeren Umfang und der Einsatz nach der Ernte von Leguminosen oder Feldgemüse ist im Vergleich nur marginal.
Die Behandlungen richten sich vorwiegend gegen vorhandene, noch wüchsige Wurzelunkräuter wie z.B. Quecke, Schilf, Disteln, Ampfer, Landwasserknöterich und Kartoffeldurchwuchs. Nach Winterraps ist die Bekämpfung von Ausfallraps das hauptsächliche Anwendungsziel, während nach Getreide der Auflauf von Ausfallgetreide nur selten mit Glyphosat behandelt wird.
Die chemische Bekämpfung von Problemunkräutern und Ausfallkulturen benötigt nach der Ernte genügend Zeit für das Wiederergrünen der Zielpflanzen, um eine ausreichende Blattmasse für die Wirkstoffaufnahme zu gewährleisten. Nach der Behandlung von Problem- bzw. Wurzelunkräutern ist zudem eine Wirkungsperiode von 14 bis 21 Tagen sinnvoll, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Gegen schwer bekämpfbare Unkräuter wird in der Regel die zulässige Wirkstoffmenge von 1.800 g/ha ein gesetzt, während gegen Ausfallkulturen häufig eine reduzierte Wirkstoffmenge von 1.200 g/ha bereits ausreichend ist.
Neben der reinen Unkrautwirkung hat die Behandlung von Ausfallraps, Ausfallgetreide und Durchwuchskartoffeln zusätzlich einen phytosanitären Effekt, indem die Vermehrung und Übertragung von Krankheitserregern wie z.B. Kohlhernie, Getreidevirosen oder Krautfäule auf der Anbaufläche im Verlauf der Fruchtfolge unterbrochen wird. Eine Glyphosatbehandlung unterbricht in diesen Fällen die sogenannte „grüne Brücke“ für die Verbreitung der Krankheitserreger.
Alternativen für die Glyphosat-Anwendung auf der Stoppel und nach der Ernte
Zoombild vorhanden
Grubber zur Bekämpfung von Wurzelunkräutern, Foto: Werkbild, Fa. Lemken
Die Bekämpfung von Problemunkräutern und Ausfallkulturen auf der Stoppel bzw. nach der Ernte kann alternativ auch mit mechanischen Behandlungsmaßnahmen erfolgen. Die Technik der mechanischen Bearbeitung muss an die jeweilige Verunkrautung angepasst werden. Zur Regulierung von Wurzelunkräutern, wie Quecke, Distel, Ampfer oder Landwasserknöterich sind mehrmalige (2-3 x), abgestuft tief gehend und möglichst diagonal versetzte Bearbeitungen mit ganzflächig arbeitenden Grubbern mit relativ geringem Strichabstand im Abstand von ca. 5 bis 10 Tagen erforderlich. Das Ziel der Bekämpfung sind die Wurzeln bzw. Rhizome der Unkräuter. Die Bearbeitung kann daher unmittelbar nach der Getreideernte beginnen. Die Wirkung erfolgt durch eine mehrmalige mechanische Störung der Rhizome im Boden mit Auszehren der Nährstoffreserven und vor allem durch das Herausarbeiten an die Bodenoberfläche mit nachfolgenden Vertrocknen der Rhizome. Aus diesem Grund dürfen die sonst üblichen Nachläufer zur Bodenrückverfestigung nicht eingesetzt werden. Sinnvoll wären dagegen Nachläufer, die eine Enterdung der Wurzeln ermöglichen. Der Erfolg der mechanischen Bekämpfung von Wurzelunkräutern ist stark von den Witterungsverhältnissen über die erforderliche Behandlungsperiode abhängig. Nur bei ausreichender Trockenheit können die herausgearbeiteten Rhizome austrocknen und absterben. Auf schweren Böden ist eine derart intensive, tiefe Bearbeitung stark von den Boden- und Witterungsverhältnissen abhängig. Bei ungünstigen Bedingungen ist eine mechanische Bekämpfung von Wurzelunkräutern nicht empfehlenswert, da die Effizienz stark beeinträchtigt ist und Strukturschäden sich negativ auf den Kulturanbau auswirken können.
Gegen Ausfallkulturen und Samenunkräutern sind ebenfalls mehrmalige (2-3 x) Bodenbearbeitungsmaßnahmen erforderlich. Die Technik muss auch hier sehr spezifisch an die Standortbedingungen und Bodenverhältnisse angepasst werden. Zur Beseitigung bzw. Verringerung von Samenunkräutern, Ausfallgetreide und Ausfallraps ist eine erste Bearbeitung mit einem Strohstriegel sinnvoll, um die ausgefallenen Samen gleichmäßig zu verteilen und einen oberflächlichen Bodenkontakt für das Auflaufen herzustellen. Die aufgelaufenen Keimpflanzen werden anschließend durch einen ein- bis zweimaligen Arbeitsgang mit flach laufenden und ganzflächig schneidenden Geräten, z.B. Stoppel- bzw. Exaktgrubber, beseitigt. Nachläufer mit enterdender Wirkung wären hierbei von Vorteil, werden derzeit von der Landtechnikindustrie allerdings noch nicht angeboten.
Die mechanische Beseitigung von Ausfallraps sollte möglichst flach erfolgen, Foto: Werkbild, Fa. Horsch
Beseitigung von Ausfallgetreide und neu aufgelaufenen Samenunkräutern, Foto: Werkbild, Fa. Lemken
Zur Beseitigung von Ausfallkartoffeln ist eine mehrmalige (2-3 x) tiefe und möglichst intensive Bodenbearbeitung notwendig, um möglichst viele Knollen mechanisch zu zerstören. Der letzte Arbeitsgang erfolgt am besten erst im Winter bei Frost. Bei mechanischer Bekämpfung von Ausfallkartoffeln ist eine Fruchtfolge mit z.B. Winterweizen weniger geeignet als der nachfolgende Anbau von Sommerkulturen wie z.B. Mais oder Sommergetreide.
Alle alternativen mechanischen Verfahren sind mehr oder weniger stark von günstigen Witterungsbedingungen und Bodenverhältnissen abhängig. Die Witterungsansprüche für eine möglichst effiziente Bekämpfung sind dabei sogar gegenläufig. Gegen Wurzelunkräuter sollte es ausreichend trocken, um ein Vertrocknen der Rhizome zu ermöglichen und gegen Ausfallkulturen und Samenunkräuter ausreichend feucht, um die ausgefallenen Samen zum Auflaufen zu bringen. Schwere, tonige Böden sind generell problematisch für die Wirkung der Bearbeitungsmaßnahmen und sind empfindlich hinsichtlich einer Belastung der Bodenstruktur.