Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2020 – Bekämpfung des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB)

Käfer auf Blatt

Imago des Asiatischen Laubholzbockkäfers (Anoplophora glabripennis) aus der Familie der Bockkäfer (Cerambycidae)

Der Arbeitsgruppe IPS 4d obliegt die Bekämpfung des Asiatischen Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis) in Bayern. Bei dem Käfer handelt es sich um einen prioritären EU-Quarantäneschädling, der mittels Holzverpackungsmaterial aus seiner Heimat Ostasien verschleppt wird. Er befällt vitale Laubbäume, schwächt diese und bringt sie bei starkem Befall zum Absterben. Um die heimischen Laubgehölze vor diesem invasiven Schädling zu schützen und eine Ausbreitung zu verhindern, wird der ALB in den bayerischen Befallsgebieten mit dem Ziel der Ausrottung bekämpft.

Erfolgreiche Ausrottung und Aufhebung der Quarantänezonen Feldkirchen, Kelheim und Murnau am Staffelsee

Neben den bereits im Jahr 2015 und 2019 aufgelösten bayerischen Quarantänegebieten Neukirchen am Inn und Neubiberg, konnten zum Jahreswechsel 2020/2021 zeitgleich mit Feldkirchen auch die Quarantänezonen in Kelheim und Murnau am Staffelsee aufgelöst werden.
Durch die stringenten Bekämpfungsmaßnahmen in Kombination mit der intensiven Überwachung sowie die enge Zusammenarbeit und Kooperation mit den Bürgerinnen und Bürgern, sowie den verantwortlichen Gemeinden und Behörden, konnten in einem gemeinsamen Kraftakt die Maßnahmen des EU-Durchführungsbeschlusses 2015/893 konsequent umgesetzt werden. In vier aufeinanderfolgenden Jahren wurde kein weiterer Befall mit dem Asiatischen Laubholzbockkäfer festgestellt. Daher konnte die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft nach erfolgreicher Tilgung des Schadorganismus den Quarantänestatus in allen drei Befallsgebieten zum Jahreswechsel 2020/2021 erfreulicherweise aufheben.
Seit dem Erlass des EU-Durchführungsbeschlusses im Jahr 2015, auf dessen Grundlage die bundesweit geltende Bekämpfungs-Leitlinie des Julius Kühn-Institutes beruht, hat sich gezeigt, dass eine konsequente Umsetzung der Bekämpfungsmaßnahmen unverzichtbar ist. Gegenüber der seit 2012 bestehenden Quarantänezone Feldkirchen war die Laufzeit der jetzt ebenfalls aufgehobenen weiteren Quarantänezonen deutlich kürzer.

Aktuellste Quarantänezone in Miesbach: Stand der Bekämpfung

Befallsfeststellung und erste Bekämpfungsmaßnahmen

Im August 2019 wurde ein Befall mit dem Asiatischen Laubholzbockkäfer in Miesbach gemeldet und durch die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft amtlich bestätigt. Innerhalb weniger Tage konnten rund 40 lebende Käfer gefangen, die ersten akut befallenen Gehölze entnommen, sowie Proben im Labor untersucht werden. Anschließend wurde auf der Grundlage der umfangreichen Erstaufnahme zur Feststellung des Befallsgrades unverzüglich eine Allgemeinverfügung erlassen und somit ein abgegrenztes Gebiet – eine Quarantänezone – eingerichtet.

Weitere Bekämpfungsmaßnahmen

Zum Jahresbeginn 2020 wurden in enger Kooperation und Abstimmung mit der Stadtverwaltung von Miesbach die weitergehenden Bekämpfungsmaßnahmen umgesetzt. Trotz der erschwerten Bedingungen aufgrund der Corona-Pandemie konnten im Verlauf der Monate März und April innerhalb von sechs Wochen eine Vielzahl von Befallsgehölzen entfernt und anschließend von Pflanzenschutzinspektoren gründlich untersucht, zum Sammelplatz transportiert, gehäckselt und verbrannt werden. Bei diesen Untersuchungen wurden weitere lebende Entwicklungsformen des ALB gefunden, weshalb die Quarantänezone nach Nordwesten und Südosten erweitert werden musste. Die Bekämpfungsmaßnahmen im Bereich der Erweiterung konnten ohne weitere Funde abgeschlossen werden. Am 5. Juni 2020 wurde schließlich die Allgemeinverfügung auf Grundlage der neuen Funde aktualisiert.

Monitoringmaßnahmen

Seit dem Abschluss der ersten Bekämpfungsmaßnahmen wird in der Quarantänezone ein intensives Monitoring durchgeführt. Dabei wurden im Rahmen des Erstmonitorings in der sogenannten Fokuszone (der500 Meter Radius um die befallenen Gehölze) alle 29 Wirtspflanzengattungen visuell vom Boden aus und teilweise mit ALB-Spürhunden auf Befallssymptome kontrolliert und gleichzeitig in einem Gehölzkataster erfasst. Des Weiteren wurden durch die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft speziell geschulte Baumkletterer eingesetzt, um mittels baumschonender Seilklettertechnik alle Wirtspflanzen in der Fokuszone auf Befallsmerkmale des ALB in den Baumkronen zu kontrollieren. Zusätzlich wurden rund 50 Pheromonfallen aufgehängt und regelmäßig kontrolliert, sowie 30 Fangbäume gepflanzt und ebenfalls wiederkehrend intensiv auf Reifungsfraß und Eiablagen kontrolliert. Parallel dazu wurde regelmäßig Schnittgut aus dem abgegrenzten Gebiet auf dem eigens eingerichteten Sammelplatz visuell und mittels Spürhunde kontrolliert. Auch Schnittgut, das auf dem jeweiligen Grundstück als Brennholz oder Hackschnitzel verbleibt, wurde kontrolliert und teilweise mit Pflanzenpass zur Verbringung für die Entsorgung freigegeben.

Sensibilisierungsmaßnahmen

Weiterhin informierte die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft regelmäßig die Öffentlichkeit zum aktuellen Stand der Bekämpfungsmaßnahmen und lädt auch zu Presseterminen, wie bspw. zum Start des Kronenmonitorings im Dezember 2020, ein. Daraus entstehen oft interessante Beiträge für das überregionale und regionale Fernsehen, den Rundfunk sowie für die Printmedien. Ungezählt sind die vielen Beratungsgespräche und Antworten auf vielen Fragen von interessierten und betroffenen Bürgerinnen und Bürger.

Einrichtung von Quarantänezonen

Wird das Vorkommen des Asiatischen Laubholzbockkäfers im Rahmen von amtlichen Erhebungen oder gemeldeten Verdachtsfällen bestätigt, so muss durch die zuständige Pflanzenschutzbehörde unverzüglich eine Quarantänezone (abgegrenztes Gebiet) eingerichtet werden.
In Bayern wurde der ALB bisher in sieben Gebieten amtlich nachgewiesen. Davon wurde der Käfer in fünf Gebieten erfolgreich ausgerottet und wird aktuell noch in zwei bestehenden Quarantänezonen aktiv bekämpft.

In folgenden Quarantänezonen wurde bzw. wird das Vorkommen des Asiatischen Laubholzbockkäfers getilgt:

  • von 2004 bis 2015 in Neukirchen am Inn (Landkreis Passau),
  • von 2012 bis 2020 in Feldkirchen b. München (Landkreis München und Landeshauptstadt München),
  • von 2014 bis 2019 in Neubiberg (Landkreis München),
  • seit 2014 in Ziemetshausen-Schönebach (Landkreise Günzburg und Augsburg),
  • von 2016 bis 2020 in Kelheim (Landkreis Kelheim), sowie
  • von 2016 bis 2020 in Murnau am Staffelsee (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) und
  • seit 2019 in Miesbach (Landkreis Miesbach).
aufgelöste Quarantänezone FeldkirchenZoombild vorhanden

Orthofoto der seit dem Jahreswechsel 2020/2021 aufgelösten Quarantänezone Feldkirchen (Landkreis München) mit Darstellung der verschiedenen Zonen des abgegrenzten Gebietes (Befallszone = rot gestrichelte Linien, Fokuszone = gelbe Linien, Pufferzone = rote Linien)

Maßnahmen in den Quarantänezonen

Innerhalb der Quarantänezonen müssen bestimmte Maßnahmen zur zügigen Ausrottung des Schadorganismus durchgeführt werden. Hierzu gehört zunächst die Fällung befallener Pflanzen und von Pflanzen mit durch den spezifizierten Organismus verursachten Symptomen, sowie spezifizierter Pflanzen innerhalb eines Umkreises von 100 Metern Radius um befallene Pflanzen. Darüber hinaus erfolgt eine regelmäßige und intensive Überwachung auf das Vorkommen des Asiatischen Laubholzbockkäfers an allen Wirtspflanzengattungen, einschließlich mindestens einer jährlichen Kontrolle der Baumkronen bspw. durch professionelle Baumkletterer mithilfe der Seilklettertechnik. Erst wenn der Schadorganismus in vier aufeinanderfolgenden Jahren nicht mehr festgestellt werden kann, darf der Quarantänestatus für das betroffene Gebiet aufgehoben werden.