Jahresbericht 2018 – Zoologie und Vorratsschutz
Die exakte Diagnose von Schädlingen ist Voraussetzung für zielgerichtete Maßnahmen.
Die entomologische Diagnostik untersucht Proben aus Landwirtschaft, Gartenbau und Vorratsschutz sowie Verpackungsholz im internationalen Handel auf Schädlinge, vor allem gebietsfremde Quarantäneschadorganismen.
Die nematologische Diagnostik der Arbeitsgruppe untersucht in drei wesentlichen Bereichen Boden-, Pflanzen- und Saatgutproben auf das Vorkommen von pflanzenparasitären Nematoden:
- im Rahmen des Hoheitsvollzugs
- für Berater und private Betriebe
- für Pflanzenzüchter zur Testung von Kartoffelstämmen auf Resistenz gegen Virulenzen des Kartoffelzystennematodes
Entomologische Untersuchungen
Interessante Ergebnisse aus der entomologischen Diagnostik 2018
Insgesamt wurden 363 Proben zur Diagnose angeliefert, davon 271 Proben von amtlicher Seite und 92 Proben von Privatpersonen. Nachfolgend werden nur besondere Funde des Jahres 2018 aufgeführt.
- Ein totes Exemplar von Batocera lineolata aus der Familie der Cerambycidae (Bockkäfer), zunächst als Verdacht auf Asiatischen Laubholzbockkäfer Anoplohora glabripennis eingesandt, wurde am 28.03.2018 in einem Container mit chinesischem Verpackungsholz gefunden.
- Ein lebendes Exemplar von Trichoferus campestris, ebenfalls Cerambycidae, wurde am 15.05.2018 in einer Sendung mit chinesischem Verpackungsholz festgestellt.
- Die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys (Familie Pentatomidae, Baumwanzen) ist nach Baden-Württemberg nun auch, wahrscheinlich über eine natürliche Ausbreitung, in Bayern angekommen. Das erste Exemplar wurde am 13.03.2018 in Lindau entdeckt. Inzwischen wurden weitere Funde in Bayern bestätigt - siehe dazu auch bei den Berichten aus den Arbeitsgruppen in der Rubrik „Spezieller Pflanzenschutz, IPS 3d, Krankheiten und Schädlinge im Gartenbau“!
- In einem Container aus Japan wurde am 09.04.2018 ein auffällig rot-schwarz gefärbter Käfer gefangen. Es handelte sich um Ancylopus pictus asiaticus aus der Familie der Endomychidae (Stäublingskäfer).
Im Freiland 2018 aufgefallen
Maikäfer
Das Jahr 2018 war ein Maikäfer-Hauptflugjahr, was in der Regel nur jedes vierte Jahr auftritt. In den Jahren dazwischen leben die Larvenstadien, die so genannten Engerlinge, unterirdisch im Boden. Insbesondere in Breitenberg im Bayerischen Wald fühlten sich Anwohner durch Schwärme von Maikäfern belästigt. Andere Gebiete mit größeren Maikäfer-Populationen sind Weißbach an der Alpenstraße, Oberaudorf, Reichling und Hessenthal-Mespelbrunn sowie jeweils die umliegenden Ortschaften und Täler.
Wanzen
2018 war auch ein Jahr, das gewisse Wanzenarten begünstigte. Die Amerikanische Kiefern- oder Zapfenwanze Leptoglossus occidentalis aus der Familie der Coreidae (Lederwanzen), die Graue Gartenwanze Rhaphigaster nebulosa und die Rotbeinige Baumwanze Pentatoma rufipes, beides einheimische Vertreter aus der Familie der Pentatomidae (Baumwanzen) fielen dadurch auf, dass sie in hoher Anzahl in das Innere von Häusern eindrangen. Penetrant war dabei vor allem der unangenehme Geruch, den sie mit ihren Stinkdrüsen in den Räumen verursachten.
Buchsbaumzünsler
Der Buchsbaumzünsler Cydalima perspectalis aus der Familie der Crambidae (Fruchtzünsler) war 2018 überaus stark vertreten. Er konnte mindestens vier Generationen ausbilden. Die Bekämpfung war für viele Bürger sehr schwierig und viele Buchs-Bestände fielen ihm auch zum Opfer. Der Buchsbaumzünsler ist ein gutes Beispiel dafür, wie schnell sich eine gebietsfremde Art in einem Zielland ausbreiten und dominant werden kann.
Nematologische Untersuchungen 2018
Untersuchungen im Rahmen der Pflanzengesundheit (Hoheitsvollzug)
Pflanzkartoffelanerkennung
Etwa 2/3 der nematologisch untersuchten Proben entfielen auf die Untersuchung von Bodenproben auf das Vorkommen von Zysten des Kartoffelzystennematodens (Globodera rostochiensis, Globodera pallida). Die Anzahl der für die Untersuchung angemeldeten Pflanzkartoffelflächen im Rahmen der Pflanzenkartoffelanerkennung hat sich die Anbaufläche mit 2969 ha unwesentlich vergrößert (2017= 2.912 ha). Auffällig ist, dass sich die Anzahl befallener Schläge (25 in 2018) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (46 in 2017) nahezu halbiert hat. Die hohen Bodentemperaturen während des Pflanzenwachstums der letzten Jahre sowie die Austrocknung der Böden erschweren den Nematoden vermutlich das Einwandern in die Wurzeln und somit auch deren Vermehrung.
Amtliche Erhebung (EU-weites Monitoring)
Im Rahmen der Amtlichen Erhebung (EU-weites Monitoring) wurden 0,5 % der Anbaufläche von Speise- und Wirtschaftskartoffeln auf das Vorkommen des Kartoffelzystennematodens hin beprobt. Bei der Verteilung der Pathotypen in den Befallsproben wurden erstmal mehr gelbe (Ro) als weiße (Pa) Kartoffelzystennematoden gefunden. Auch hier könnten die seit einigen Jahren hohen Bodentemperaturen eine Rolle spielen, da die Art Globodera pallida empfindlicher auf diese reagiert als die Art Globodera rostochiensis.
Löschuntersuchungen
Flächen, die mit Kartoffelzystennematoden befallen sind, können nach der Durchführung eines Bekämpfungsprogramms zur erneuten Untersuchung und der Löschung aus dem amtlichen Verzeichnis angemeldet werden. Ist die Fläche frei von Zysten mit lebensfähigem Inhalt, können diese wieder für den Anbau von Kartoffeln verwendet werden. Die Zahl der für die Löschungsuntersuchung angemeldeter Flächen hat in 2018 mit 112,24 ha im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (70,23 ha) weiterhin zugenommen. Auf 9 von 79 Flächen wurde trotz Bekämpfungsprogramm immer noch ein Befall mit Globodera spp. nachgewiesen. Auf diesen Flächen muss ein weiteres Mal der Anbau von resistenten Sorten oder eine Anbaupause durchgeführt werden. Ergänzende Informationen hierzu sind auch im Jahresbericht der AG IPS 4b Quarantänemaßnahmen Kartoffeln dargestellt. Als Dienstleistung untersucht die LfL für Südtirol (Pustertal) Bodenproben von Pflanzkartoffelvermehrungsflächen.
Jahresbericht 2018 – Quarantänemaßnahmen bei Kartoffeln
Untersuchungen im Rahmen der Pflanzkartoffelanerkennung, von Löschuntersuchungen und der amtlichen Erhebung zur Feststellung der Verbreitung des Kartoffelzystennematodens für das Anbaujahr 2018, Teil 1 | Probenanzahl | Untersuchte Fläche (ha) | Anzahl Schläge | Anzahl Schläge mit Befall |
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Pflanzkartoffelvermehrung | 23.662 | 2.857 | 1.125 | 25 |
Amtliche Erhebung | 458 | 210 | 88 | 7 |
Löschungsuntersuchung | 692 | 112 | 79 | 9 |
Untersuchung für EU-Mitgliedstaaten | 257 | | | 1 |
Untersuchungen im Rahmen der Pflanzkartoffelanerkennung, von Löschuntersuchungen und der amtlichen Erhebung zur Feststellung der Verbreitung des Kartoffelzystennematodens für das Anbaujahr 2018, Teil 2 | Befallsschläge mit Globodera rostochiensis | Befallsschläge mit Globodera pallida | Befallsschläge mit Mischpopulationen | Art nicht feststellbar |
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Pflanzkartoffelvermehrung | 13 | 7 | 4 | 1 |
Amtliche Erhebung | 4 | 2 | 1 | 1 |
Löschungsuntersuchung | 2 | 6 | | 1 |
Untersuchung für EU-Mitgliedstaaten | 1 | | | |
Hoheitsvollzug
Bei weiteren, im Auftrag des Hoheitsvollzugs untersuchen Boden-, Saagut- und Pflanzenproben, wurden häufiger gebietsfremde Nematodenarten wie Pratylenchus spp., Meloidogyne spp.,die virusübertragende Gattung Xiphinema spp. und der zystenbildende Nematode Cryphodera spp. an Bonsaiproben diagnostiziert. In zwei Import-Proben mit Bananenrhizomen konnte der Nematode Helicotylenchus multitinctus[/i] in einer hohen Befallsdichte isoliert werden. Der Nematode besitzt ein weites Wirtspflanzenspektrum. Schwierig ist es, bei diesen Befallsproben eine geeignete und mögliche Bekämpfungsmaßnahme zu verordnen. Oft sind solche Nematoden nicht geregelt oder die Art ist nicht nachweisbar. Eine Ablehnung der Partien kann jedoch zu erheblichen finanziellen Verlusten für die Betriebe führen.
Rebpflanzgutanerkennung
Bei Untersuchungen zur Rebpflanzgutanerkennung wurden virusübertragende Schadnematoden in Mutterrebenbeständen festgestellt. Die Flächen wurden für die Gewinnung von Edelreisern zur Pflanzgutvermehrung gesperrt.
In 2018 von IPS 2d durchgeführte nematologische UntersuchungenAuftraggeber | Kulturpflanze | Anzahl Proben gesamt / mit Befund | Untersuchungs- methode | Phytoparasitäre Quarantäne- Nematoden |
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IPS 4 EU-Monitoring | Kiefernholznematoden - Rindensubstrat | 18 / 0 | Sprühnebel | ohne Befund |
IPS 4 Import/Export | Wasserpflanzen, Koniferen, Rhizome, Saatgut, Orchideen, Holz, Substrat | 91 / 6 | MEKU-Bodenprobenextraktor, Quellmethode, Baermann, Sprühnebel | Pratylenchus, Cryphodera, Xiphinema, Meloidogyne, Helicotylenchus, Hirschmaniella |
IPS 4 Export | Kartoffel
| 27 / 0
| MEKU-Bodenprobenextraktor | ohne Befund |
IPS4 Weinbauring | Rebenpflanzgutvermehrung | 13 / 2 | MEKU-Bodenprobenextraktor | Xiphinema index, X. diversicaudatum
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Untersuchungen für Berater und Betriebe
Im Garten- und Ackerbau in Bayern wurden 2018 insgesamt 521 Boden- und Pflanzenproben auf pflanzenparasitäre Nematoden hin untersucht. Auf Befallsflächen waren bei einigen Nematodenpopulationen, vermutlich bedingt durch günstige Witterungsbedingungen beim Schlüpfen der Larven, zunehmende Befallsdichten zu beobachten. Speziell die Gattungen Ditylenchus spp. und Pratylenchus spp. traten dabei durch zum Teil hohe Populationsdichten hervor.
In 2018 von IPS 2d durchgeführte nematologische UntersuchungenAuftraggeber | Kultur- pflanzen | Anzahl Proben gesamt / mit Befund | Untersuchungsmethode | Phytoparasitäre Nematoden |
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LfL | Heilkräuter | 2 / 2 | Baermann | Pratylenchus, Meloidogyne |
LfL | Saatgutuntersuchungen | 62 / 0 | Quellmetode | ohne Befund |
LfL | Kartoffelversuche | 164 / 130 | MEKU-Bodenprobenextraktor, PCR | Globodera pallida
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LfL | Ringtest JKI | | MEKU-Bodenprobenextraktor, PCR | Globodera pallida, Globodera rostochiensis |
LfL | Ringtests Reis | | Quellmethode, Baermann | Aphelenchoides besseyi |
LfL | Zuckerrübe (Monitoring) Versuchsflächen | 75 / 66 | Acetox-Verfahren | Heterodera schachtii |
Privat | Kartoffel | 124 / 0 | MEKU-Bodenprobenextraktor | ohne Befund |
Privat | Mais | 28 / 28 | Baermann, Sprühnebel | Pratylenchus spp. |
Privat | Erdbeere | 4 / 2 | Baermann | Pratylenchus spp. |
Privat | Zwiebel | 2 / 2 | Baermann | Ditylenchus spp. |
Privat | Triticale, Hafer, Gerste | 6 / 5 | Baermann, Sprühnebel | Pratylenchus, Meloidogyne, Paratylenchus |
Privat | Klärschlamm | 2 / 0 | | ohne Befund |
AELF | Musa | 3 / 0 | Baermann | ohne Befund |
AELF | ZF-Mischungen | 39 / 0 | Baermann | ohne Befund |
AELF | Sommersähzwiebel | 2 / 0 | Baermann, Sprühnebel | ohne Befund |
AELF | Möhre | 1 / 0 | Baermann | ohne Befund |
AELF | Mais | 8 / 4 | Baermann | Pratylenchus, Paratylechus |
Erzeugerring | Schlangengurke | 2 / 2 | Baermann | Hemicyclophora |
Erzeugering | Stangenbohne | 1 / 0 | Baermann | ohne Befund |
Züchterprüfungen zur Testung von Kartoffelstämmen gegen den Kartoffelzystennematoden (Globodera spp.)
Kartoffelzuchtstämme privater Züchter und des Instituts für Pflanzenzucht der LfL (IPZ) wurden auf Resistenzen gegen verschiedene Pathotypen des Kartoffelzystennematodens hin getestet. Die Anzahl an Testungen nahm im Vergleich zum Vorjahr (10.254) wieder um knapp ein Viertel zu. Von den 16.677 Testungen in 2018 entfielen 13.387 auf private Züchter und 3.290 auf das IPZ. Mit 66 % nahmen die Prüfungen mit der Virulenz Globodera pallida um weitere 6 % im Vergleich zum Vorjahr zu. Nur noch 27 % entfielen auf den am verbreitetsten Pathotyp Ro1 der Art Globodera rostochiensis. Nur 7 % entfielen auf die Pathotypen Ro 3,4 und 5, die nur noch eine geringe Bedeutung für die Kartoffelzüchtung haben.
Tabelle 4: In 2018 von IPS 2d durchgeführte Nematodenprüfungen an KartoffelzuchtstämmenAuftraggeber | Kultur- pflanzen | Anzahl Proben | Untersuchungs- methode | Phytoparasitäre Nematoden |
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Private Züchter | Kartoffelstämme | 13.387 | Topfballenmethode | Globodera pallida, G. rostochiensis
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LfL (Institut für Pflanzenzüchtung) | Kartoffelstämme | 3.290 | Topfballenmethode | Globodera pallida, G. rostochiensis |