Jahresbericht 2021 – Bekämpfung des Asiatischen Laubholzbockkäfers

Der Arbeitsgruppe IPS 4d obliegt die Bekämpfung des Asiatischen Laubholzbockkäfers (Anoplophora glabripennis) in Bayern. Bei dem Käfer handelt es sich um einen prioritären EU-Quarantäneschädling, der mittels Holzverpackungsmaterial aus seiner Heimat Ostasien verschleppt wird. Er befällt vitale Laubbäume, schwächt diese und bringt sie bei starkem Befall zum Absterben. Um die heimischen Laubgehölze vor diesem invasiven Schädling zu schützen und eine Ausbreitung zu verhindern, wird der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) in den bayerischen Befallsgebieten mit dem Ziel der Ausrottung bekämpft.

Stand der Bekämpfung in der Quarantänezone Miesbach und Umgebung

Ast mit Symptomen (Bohrgänge, Genagsel) der Larve des ALB ohne Larvenfund mit 1 Euro-Münze zum GrößenvergleichZoombild vorhanden

Ast mit Symptomen (Bohrgänge, Genagsel) der Larve des ALB ohne Larvenfund

Seit 2019 wird in der Quarantänezone in Miesbach der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) bekämpft. Beim ersten Kronen- und Bodenmonitoring in der Befallszone wurden im Februar 2021 zwei neue vom Käfer befallene Bäume gefunden. Einer der Kletterer entdeckte im Fritz-Freund-Park ein Ausbohrloch an einem Ahorn. Die entnommene Probe wurde von den Spürhunden der Arbeitsgruppe als ALB angezeigt. Wenige Tage danach entdeckte ein anderes Kletterteam ein bereits weitgehend überwalltes Ausbohrloch an einer Rosskastanie am Habererplatz in der Altstadt von Miesbach. Beide Bäume wurden gefällt und auf weitere Befallssymptome untersucht, welche jedoch nicht festgestellt werden konnten. Im Umkreis von 100 Metern um die betroffenen Bäume wurde ein intensives Monitoring durchgeführt. Da dabei keine lebenden Stadien des Käfers gefunden wurden, konnte auf eine räumliche Veränderung und zeitliche Verlängerung der Quarantänezone verzichtet werden.
Das Monitoring in Offenland und Siedlungsgebiet im Jahr 2021 ergab keine weiteren Funde. Dies galt auch für die Pheromonfallen und die Fangbäume. Mehrmals pro Woche wurde das Schnittgut von Gehölzen visuell und mit Spürhunden untersucht. Die Inspektoren der LfL sind auch zahlreichen Verdachtsmeldungen nachgegangen. Recht häufig wurden Bockkäfer gesichtet, die sich anders als der ALB im Holz von Nadelbäumen entwickeln. Weitere gefundene Arten waren der heimische Moschusbock, der Pappelbock und sogar der Alpenbock. Verdächtige Symptome an der Rinde von Bäumen konnten regelmäßig auf heimische Insekten wie Weidenbohrer oder Blausieb, Spechtschläge oder Hagelschäden zurückgeführt werden.
Besonders erwähnenswert ist die Zusammenarbeit mit den Schulen. Das Gymnasium Miesbach hatte mit Unterstützung der LfL bereits im letzten Schuljahr ein ALB-Projekt durchgeführt. Dies soll im laufenden Schuljahr auf noch breitere Beine gestellt werden, da sich noch mehr Klassen daran beteiligen wollen. Passend dazu hat die LfL eine fachlich begleitete Lerneinheit zum Thema „Der Asiatische Laubholzbockkäfer“ in der Lernplattform im Unterrichtsportal Mebis eingestellt. Interessierte Lehrkräfte können zusätzlich dazu Anschauungsmaterial bei der LfL anfordern.

Verlängerung und Reduzierung der Quarantänezone Ziemetshausen

Die Quarantänezone des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB) in Ziemetshausen, Ortsteil Schönebach besteht seit 2014. Die erste Allgemeinverfügung von 2016 sah eine Auflösung zum Ende des Jahres 2020 vor. Jedoch wurde 2018 ein totes Käferweibchen in einer Pheromonfalle gefunden, was im Dezember 2020 die Entscheidung herbeiführte, die Quarantänezone um zwei weitere Jahre zu verlängern.
Zu Beginn 2021 fanden intensive Gespräche zwischen der LfL und den von der Verlängerung der Quarantänezone betroffenen Parteien statt. Im gegenseitigen Einvernehmen wurde zum 1. Mai 2021 beschlossen, die Allgemeinverfügung vom 18. Dezember 2020 anzupassen. Diese beinhaltete eine verkürzte Gültigkeit der Allgemeinverfügung bis zum 31. Oktober 2022. Zudem wurde die Fläche der Quarantänezone deutlich verkleinert. Der ursprüngliche Radius von zwei Kilometern ab Befallszonengrenze wurde auf einen Kilometer reduziert. Somit liegt ein Großteil der Waldflächen nun außerhalb der neuen Quarantänezone und unterliegt nicht mehr den Quarantäneregelungen.
Die Anpassungen der Allgemeinverfügung stellen für die von den Quarantäneauflagen Betroffenen eine enorme Erleichterung dar. Gleichzeitig beeinträchtigen sie nicht die Aussicht die Population des ALB in Ziemetshausen/ Schönebach zu tilgen. Trotz der umfangreichen Monitoringmaßnahmen konnte im Jahr 2021 kein Hinweis auf einen Befall durch den ALB innerhalb der Quarantänezone Ziemetshausen nachgewiesen werden.

Kontrolle von Entsorgungsbetrieben

Der Pflanzengesundheitsdienst der LfL muss gemäß des EU-Durchführungsbeschlusses 2015/893 eine intensive Überwachung auf das Vorkommen des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB) durch Kontrollen zu geeigneten Zeitpunkten an Wirtspflanzen im Umkreis von mindestens einem Kilometer Radius um Behandlungs- oder Verarbeitungseinrichtungen, im Folgenden als Entsorgungsbetriebe bezeichnet, durchführen. Bei den Entsorgungsbetrieben handelt es sich um Sammelplätze, Verbrennungs- oder Kompostierungsanlagen. Sie befinden sich meist außerhalb einer bestehenden Quarantänezone.
Häcksler beim häckseln eines Baumstamms am SammelplatzZoombild vorhanden

Häckseln eines Baumstamms am Sammelplatz (Entsorgungsbetrieb)

Verbrennungsanlagen, meist Biomasseheizkraftwerke, werden bzw. wurden zur Entsorgung sowohl von Material im Zusammenhang mit amtlich angeordneten Bekämpfungsmaßnahmen als auch von Material, welches durch Pflegemaßnahmen in den Quarantänezonen anfällt, genutzt. Vereinzelt wurden diese Anlagen auch zur thermischen Verwertung von geeignetem Material aus diesen Gebieten vor der Einrichtung einer Quarantänezone verwendet. In Kompostierungsanlagen und auf Sammelplätzen, meist Wertstoffhöfen wurde vor der Einrichtung einer Quarantänezone Material, welches durch Pflegemaßnahmen in diesen Bereichen angefallen ist, verwertet oder entsorgt.
Die Überwachung der Entsorgungsbetriebe erfolgt risikoorientiert durch eine visuelle Kontrolle der Bäume in der Umgebung vom Boden aus. Zur Unterstützung werden spezielle Spürhundeteams eingesetzt, die nach dem ALB suchen. Der Einsatzschwerpunkt liegt bei visuell schwer zu kontrollierenden Gehölzstrukturen wie zum Beispiel dichten Hecken, Verjüngungsflächen oder nicht direkt einsehbaren Bereichen im unteren Gehölzbereich. Ergänzend wurden auf den Betriebsgeländen der Entsorgungsbetriebe Pheromonfallen angebracht und während der Flugzeit der Käfer regelmäßig auf deren Anwesenheit kontrolliert. Im Jahr 2021 wurde das Umfeld von neun Entsorgungsbetrieben (s. Abbildung 3) kontrolliert, dabei wurden keine Anzeichen auf die Anwesenheit des ALB gefunden.
Landkarte der auf das Vorkommen des Asiatischen Laubholzbockkäfers kontrollierten Entsorgungsstätten 2021

Lage der neun im Jahr 2021 kontrollierten Entsorgungsstätten in Bayern

Karte in Detailansicht

Präsentation von phytosanitären Themen auf der Landesgartenschau in Ingolstadt

Nachdem die Landesgartenschau in Ingolstadt 2020 wegen der Corona-Pandemie verschoben wurde, konnte sie im Sommer 2021 mit Einschränkungen durchgeführt werden. Mehrere Arbeitsgruppen des Instituts für Pflanzenschutz der LfL präsentierten den Besuchern aktuelle Themen aus dem Arbeitsbereich der Pflanzengesundheit.
Die Besucher konnten sich über geltende Bestimmungen bei der Ein- und Ausfuhr von Pflanzen und Pflanzenerzeugnissen anhand von Anschauungsmaterial aus dem Reiseverkehr und dem Warentransport informieren. Außerdem zeigte ein Mitarbeiter aus dem Diagnoselabor für tierische Schaderreger verschiedene Untersuchungsmethoden, welche zur Vermeidung der Einschleppung und Ausbreitung von Neozoen, insbesondere Quarantäneschädlingen eingesetzt werden. Es wurde auch eine breite Palette invasiver Tierarten präsentiert, die in Bayern bereits als Pflanzenschädlinge auftreten.
Hundeführer auf einer Wiese mit PalettenhaufenZoombild vorhanden

Demonstration der Arbeit der ALB-Spürhunde

Mit Postern, Flyern, Informationsheften und Präparaten wurde auch die Bekämpfung des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB) vorgestellt. Besonderes Highlight für die insgesamt über 1.000 gezählten Besucher des Informationsstands waren die mehrmals täglich durchgeführten Demonstrationen, wie die für die Suche des ALB ausgebildeten Spürhunde arbeiten. Ganze Schulklassen und Reisegruppen sowie viele Kleingruppen, Familien und Einzelbesucher nahmen sich Zeit für die Vorführungen und informierten sich anschließend im Ausstellungsbereich oder im Einzelgespräch mit den Hundeführern.