Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2021 – Quarantänemaßnahmen bei Kartoffeln
Die Arbeitsgruppe Quarantänemaßnahmen bei Kartoffeln ist zuständig für die Untersuchung und Bekämpfung von Quarantäneschadorganismen (QSO) der Kartoffel, welche in Bayern bereits vorkommen. Zurzeit sind das die folgenden Krankheiten bzw. Erreger: Bakterielle Ringfäule der Kartoffel, Schleimkrankheit der Kartoffel, Kartoffelzystennematoden und Kartoffelkrebs. Für alle Krankheiten gilt, dass sie chemisch auf dem Feld nicht bekämpft werden können, weshalb ihre Verbreitung verhindert werden muss. Ihr Auftreten ist meldepflichtig.
LfL verkleinert die Sicherheitszone an der Fränkischen Rezat
Am 15.05.2008 trat eine Allgemeinverfügung in Kraft, in welcher die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) die Bewässerung von Kartoffeln und anderen Wirtspflanzen (z.B. Tomaten) des Bakteriums Ralstonia solanacearum aus dem Fischbach in Wassermungenau, der Fränkischen Rezat von Neuses b. Windsbach bis zur Einmündung in die Rednitz und der Rednitz im weiteren Verlauf bis Nürnberg Ortsteil Holzheim untersagt hat. In diesem Bereich war vorher das Bakterium in Wasser- und Pflanzenproben nachgewiesen worden.
Ralstonia solanacearum ist für den Menschen ungefährlich, ist jedoch meldepflichtig, weil es bei Kartoffeln die gefürchtete Schleimkrankheit verursacht. Eine entsprechende Allgemeinverfügung verbietet die direkte Bewässerung von Wirtspflanzen des Bakteriums. Durch das Verbot soll verhindert werden, dass die Krankheit durch die Beregnung aus dem belasteten Gewässer in Pflanzen verschleppt wird und dort Schäden verursacht.
Aufgrund von vorliegenden Untersuchungsergebnissen für die Fränkische Rezat, den Fischbach und die Rednitz aus den Jahren 2018 bis 2021, in welchen der Erreger in einem großen Bereich nicht mehr nachgewiesen werden konnte, konnte die 2008 verhängte Sicherheitszone, welche 13 Jahre unverändert bestanden hatte, im Jahr 2021 auf einen Teil der Fränkischen Rezat von Neuses b. Windsbach (Flusskilometer 30,8) bis Pflugsmühle (Flusskilometer 16,4). reduziert werden.
Bereits vier Jahre kein Befall mit Quarantänebakteriosen der Kartoffel in Bayern
Bayern ist jetzt bereits vier Jahre hintereinander befallsfrei, da auch im Jahr 2021 weder die Erreger der Bakteriellen Ringfäule noch die der Schleimkrankheit der Kartoffel in Kartoffelproben nachgewiesen wurden.
Im Jahr 2021 wurden in Bayern insgesamt 1831 Kartoffelproben mit 200 Knollen untersucht. Davon waren 1519 Proben von in Bayern produziertem Pflanzgut und 6 Proben von ausländischem nach Bayern zugeführtem Basispflanzgut. Von den restlichen 306 Proben, welche von Konsumkartoffelpartien gezogen wurden, wurden 77 für den Export und der Rest zu Kontrollzwecken untersucht. In 98 Proben von Zuchtmaterial, die bayerische Kartoffelzüchter eingesandt hatten, wurde ebenfalls nichts festgestellt.
Allerdings stellt die Kontamination der Gewässer mit Ralstonia solanacearum, dem Erreger der Schleimkrankheit der Kartoffel, weiterhin eine Bedrohung für die Kartoffelproduktion in Bayern dar. Von 94 untersuchten Wasserproben waren 21 positiv.
2020 und 2021 verstärktes Auftreten von Kartoffelzystennematoden in Bayern
Flächen zur Produktion von zertifiziertem Pflanzgut müssen frei von Kartoffelzystennematoden sein. Außerdem müssen gemäß EU-Vorgaben jährlich 0,5 Prozent der Konsumanbaufläche auf Kartoffelzystennematoden untersucht werden. In Bayern wurden deshalb in den letzten 3 Jahren durchschnittlich 991 Flächen für die Pflanzgutproduktion sowie 84 Flächen mit Konsumkartoffelanbau pro Jahr auf Kartoffelzystennematoden untersucht.
Meist befand sich mehr als die Hälfte der pro Jahr untersuchten Flächen im Regierungsbezirk Oberbayern (s. Abb. 1). Der Anteil schwankte in den letzten 10 Jahren zwischen 48 und 55 Prozent. Dabei lag der festgestellte Befall in Oberbayern jedoch wesentlich höher als es dem untersuchten Flächenanteil entspricht, nämlich zwischen 63 und 79 Prozent (s. Abb. 2). Der restliche Befall verteilte sich zu unterschiedlichen Anteilen meist auf Mittelfranken, die Oberpfalz und Schwaben. Wenig bis gar nicht betroffen waren die Regierungsbezirke Niederbayern, Oberfranken und Unterfranken.
Auffallend war, dass in den Jahren 2020 und 2021 so viel befallene Flächen im Regierungsbezirk Oberbayern festgestellt wurden, wie es zuletzt in ähnlichem Ausmaß im Jahr 2013 der Fall war (s. Abb. 2). Auch in Schwaben waren im Jahr 2020 ungewöhnlich viele Flächen befallen. Interessant war, dass sich der Effekt auch bei den Flächen zeigte, welche nach der Durchführung des amtlichen Bekämpfungsprogramms untersucht wurden. Während in den Jahren 2014 bis 2019 bei durchschnittlich 24 Prozent (n = 302) dieser Flächen wieder Befall nachgewiesen wurde, waren in den Jahren 2020 und 2021 durchschnittlich 43 Prozent (n = 105) wieder positiv. Noch ist nicht klar, welche Ursachen für den Anstieg des Befalls in den letzten 2 Jahren verantwortlich waren. Generell lag der Befall in Bayern in den letzten 10 Jahren mit 2 bis 8 Prozent der untersuchten Vermehrungsflächen und 6 bis 18 Prozent der getesteten Konsumanbauflächen auf einem konstanten Niveau.