Pilzkrankheiten in Wintergerste – Monitoring

Aktuelle Hinweise vom 02.05.2024

Ein hochsommerlicher Start, ein sommerliches Ende, dazwischen zehn Tage winterliches Intermezzo mit Frostnächten, lokal auch Schnee – der April 2024 hatte einiges zu bieten. Insgesamt war er, im Gegensatz zu den letzten drei Jahren, deutlich wärmer als im langjährigen Mittel, dazu in vielen Regionen relativ trocken. Die Regenmenge für den April summiert sich im Mittel aller Wetterstationen des LfL-Messnetzes auf 54 mm, bei einer weiten Spanne von 20 bis 99 mm. Weniger als 40 mm Regen fielen in Teilen Mittelfrankens, Niederbayerns und im nördlichen Schwaben, mehr als 70 mm dagegen vor allem in der OberpfaIz, sowie im südlichen Schwaben und Oberbayern. Der Mai startet wechselhaft, für heute Nachmittag und Abend sind lokale Gewitter angekündigt, sowie weiterer Regen für das Wochenendend und die kommende Woche, dies alles bei anhaltend milden Temperaturen. Nach der Kälte und Trockenheit der letzten beiden Wochen steigt damit auch der Krankheitsdruck in den Getreidebeständen wieder an.
Nach der Kälte der letzten beiden Wochen setzt die Wintergerste ihre Entwicklung noch immer etwas verzögert fort. Zu Wochenbeginn waren meist die Ähren im oberen Halmabschnitt fühlbar (BBCH 43-47), teils spitzten bereits die Grannen (BBCH 49), erste Bestände schieben bis zum Wochenende die Ähren. In den unbehandelten Monitoringschlägen dominieren weiterhin die Netzflecken und der Zwergrost das Befallsgeschehen und haben dort verbreitet bereits das ertragsrelevante Blatt F-2 erreicht. Zuletzt stiegen auch die Rhynchosporium-Blattflecken vereinzelt stärker an, vor allem in Unter- und Oberfranken und der nördlichen Oberpfalz. Mehltau bleibt dagegen unbedeutend. Da weit entwickelte Gerste zudem eine grundsätzliche Altersresistenz gegen diesen Erreger aufbaut, spielt er bei Abschlussmaßnahmen keine Rolle.
Auch ohne Befall über der Schwelle für eine dieser „klassischen“ Gerstenkrankheiten, was in aktuell immerhin noch für jede fünfte Wintergerste im Monitoring zutraf, vor allem in Schwaben und Oberbayern, wird spätestens zum Ährenschieben eine Abschlussbehandlung empfohlen. Vorrangig zielt der späte Fungizideinsatz auf die bislang auf dem oberen Blattapparat noch gar nicht sichtbare Ramularia-Sprenkelkrankheit ab. Sobald sich ab der Blüte der Gerste typisches „Ramularia-Wetter“ mit einem Wechsel von Hochstrahlungs- und Regentagen einstellt, ist auf den sonnenzugewandten Stellen ungeschützter Blätter mit ersten feinen Sprenkelungen zu rechnen. Aus diesen können nachfolgend rasch großflächigere Nekrosen werden, und, je nach Abreifebedingungen am Standort, zu empfindlichen Ertragseinbußen führen.
Viele Betriebe werden die trockene Witterung seit Ende letzter Woche bereits für eine Abschlussbehandlung in der Wintergerste genutzt haben. Für noch nicht so weit entwickelte Bestände oder solche, die noch vor der Kälteperiode erstmals behandelt wurden, sollte dies spätestens mit dem Ährenschieben erfolgen. Die meisten Gerstenfungizide sind bis zum Beginn der Blüte (BBCH 61) zugelassen, Folpet-haltige Mittel bis Ende des Ährenschiebens (BBCH 59). Als Abschlussbehandlung eignen sich 1,5 l Folpan 500 SC oder Amistar Max zusammen mit breitwirksamen Partnern, wie zum Beispiel 1,2 l Ascra Xpro, 1,5 l Balaya, 1,0 l Elatus Era, 1,5 l Jordi 1,5 l Revytrex, sowie der Avastel-Pack (1,5 l Pioli + 0,75 l Abran), bei reduzierter Wirkung auch nur 200 g Prothioconazol über eines der zahlreichen Prothioconazol-Solomittel (Aufwandmengen jeweils je ha). Bei etwas geringerer und unsicherer Wirkung lässt sich Folpet auch durch gut formulierten Schwefel, wie zum Beispiel 4,0 l Thiopron ersetzen.
Mit dem Beginn der Blüte endet das Monitoring in der Wintergerste.

Prognose Wintergerstenkrankheit (SIG)