Netzwerk Fokus Tierwohl
Rückblick: Online-Seminar "Transitkuh-Management", 23. März 2021
Der Zeitraum um die Kalbung ist eine sensible Phase – was Sie alles beachten können, wurde Ihnen von Frau Prof. Dr. Dr. Eva Zeiler in einem Online-Seminar vorgestellt. Im Rahmen des Netzwerkes Fokus Tierwohl veranstaltete das Institut für Landtechnik und Tierhaltung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft am Dienstag, den 23. März 2021 ein kostenloses Online-Seminar zum Transitkuh-Management.
Folgende Aspekte wurden angesprochen:
- Zeitraum um die Kalbung: Trockensteher und Frischmelker
- Welche „Untersuchungen“ am Tier kann und soll der Landwirt selbst machen, an was erkennt er „kranke“ bzw. Risikokühe?
- Wie „behandeln“ bzw. vorbeugen?
Zusammenfassung der Vorträge
Kranke Kühe erkennen durch Tierbeobachtung
Gesichtsausdruck
Die Tiergesundheit lässt sich über viele Parameter eruieren. Ein wichtiger davon ist die Tierbeobachtung. Am Kopf eines Rindes kann neben dem Ohrenspiel auch der Gesichtsausdruck, die Sauberkeit des Flotzmauls oder ein Rückstau des Lymphabflusses zur Beurteilung genutzt werden. Kranke Rinder zeigen oft ein vermindertes Ohrenspiel, lassen die Ohren hängen oder stellen die Ohren nach hinten.
Auch Defizite in der Aufmerksamkeit, halb geschlossene Lider sind nicht physiologisch. Knirscht ein Wiederkäuer mit den Zähnen, so ist dies ein Ausdruck von Schmerz und dem sollte unbedingt nachgegangen werden.
Futterzustand
Aber nicht nur am Kopf, sondern auch an der linken Körperseite lassen sich viele Dinge „ablesen“. Ein wichtiger Punkt ist die Pansenfülle – eine eingesunkene Hungergrube auf der linken Körperseite zeigt, dass das Rind an dem Tag noch nicht ausreichend gefressen hat. Sieht man über der Hungergrube zusätzlich noch die Querfortsätze der Lendenwirbelsäule abstehen bzw. ziehen sie sich fingerartig ein und bilden keine gerade Linie über der Hungergrube, so kann man davon ausgehen, dass das Rind mindestens eine Woche schlecht gefressen hat. Sieht man die Dornfortsätze im Lendenwirbelbereich, so befindet sich das Rind seit mindestens einem Monat in einer negativen Energiebilanz.
Körperhaltung
Neben dem Pansen kann auch die Kotkonsistenz via Kotscore beurteilt werden, aber auch die Tierverschmutzung geben Aufschlüsse über das Tierwohl. Die Körperhaltung von Rindern – trägt es den Kopf? Hat das Rind eine gerade Rückenlinie und stellt es die Beine normal unter den Rumpf? All diese Dinge sollten einem geschulten Auge helfen abzuschätzen, ob es dem Rind gut geht oder nicht.
Transitkühe managen
Krankheitskomplexe im geburtsnahen Zeitraum
Die Transitphase umfasst den Zeitraum drei Wochen vor und nach der Kalbung. In dieser Zeit spielen vor allem die Krankheitskomplexe Ketose (Fettlebersyndrom), Hypokalzämie und Pansenazidose eine wichtige Rolle. Sekundär folgen Labmagenverlagerungen, Lahmheiten (Rehe), Nachgeburtsverhalten oder Mastitiden – all dies gilt es durch ein optimales Transitmanagement zu vermeiden.
Vorbereitungsfütterung
Transitkühe müssen fressen, fressen, fressen. Optimale Haltungsbedingungen, aber auch ein Fress:Liegeplatz Verhältnis von 1:1 ist obligat. Ein wichtiger Punkt ist die richtige Vorbereitungsfütterung, in den letzten drei Trockenstehwochen sollten die Kühe wieder an die Ration der laktierenden Kühe gewöhnt werden, d.h. alle Komponenten, die dort verwendet werden, sollten auch die Transitkühe vorgelegt bekommen, da die Pansenflora im Durchschnitt 2 – 3 Wochen braucht, um sich an eine neue Komponente zu gewöhnen.
Rasche Umstellungen oder zu viele Futterkomponentenwechsel sollten vermieden werden. Gewichtskorrekturen sollten niemals in der Trockenstehzeit erfolgen, zu fette Tiere neigen oft dazu bereits 2 – 3 Wochen vor der Geburt zu wenig fressen und bereits vor der Geburt in eine subklinische Ketose zu rutschen.
Unterstützende Maßnahmen im geburtsnahen Zeitraum
Auch wenn es aufwendig ist, ist es wichtig, bereits 2 Wochen a.p. (ante partum – vor der Geburt) diesen Tieren Propylenglykol zu verabreichen (Empfehlung: 250 - 300ml/Tier und Tag drenschen), um die Futteraufnahme zu verbessern.
Um peripartale Hypokalzämien und damit ein Festliegen zu vermeiden, empfiehlt es sich, während der Trockenstehzeit ein möglichst enges Ca:P Verhältnis zu füttern, d. h. calciumreiche Komponenten (z. B. Grassilage) sollten nur verhalten verfüttert werden. Sollte Grassilage von extensiven, wenig gedüngten Flächen verwendet werden, sollte auf Viehsalz komplett verzichtet werden.
Eutert die Kuh auf a.p., empfiehlt es sich, bei bekannten Problemtieren bereits a.p. einen Calizumbolus zu verabreichen. Ggf. sollte diese prophylaktische Maßnahme unmittelbar nach der Geburt wiederholt werden. Die Eingabe eines Bolus bei einem festliegenden Tier ist zu vermeiden, da es passieren kann, dass der Bolus nicht vollständig in den Pansen rutscht und so im letzten Drittel der Speiseröhre temporär zu liegen kommt und dort lokal massive Schleimhautschäden provozieren kann.
Ein subklinischer Calciummangel kann aber auch zu einem vermehrten Auftreten von Nachgeburtsverhaltungen, Labmagenverlagerungen, Immunsuppressionen und oft damit verbundenen Mastitiden führen.
Programm
- 19:45 Uhr Online-Raum für Teilnehmer geöffnet
- 20:00 – 20:10 Uhr Begrüßung und Einweisung in die Technik
- 20:10 – 20:40 Uhr Teil I: Trockensteher-Management
- 20:40 – 20:55 Uhr Diskussion und Fragerunde
- 20:55 – 21:00 Uhr Pause
- 21:00 – 21:40 Uhr Teil II: Krankheitskomplexe (Hypokalzämie, Mastitis, Metritis)
- 21:40 – 22:00 Uhr Diskussion und Fragerunde
- 22:00 Uhr Ende der Veranstaltung
Ansprechpartner
Katharina Burgmayr
Tel.: 08161 8640-7375
Vanessa Peter
Tel.: 08161 8640-7374
Partner (ÄELF)
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfarrkirchen, Florian Scharf