Fortbildungsveranstaltung für Fischhaltung und Fischzucht 2019 in Starnberg
Am 15. und 16. Januar 2019 fand die jährliche Fortbildungsveranstaltung für Aquakultur statt. Die Veranstaltung in der Schlossberghalle in Starnberg war wie üblich gut besucht. Rund 260 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Teilen der Bundesrepublik sowie aus den Nachbarländern Österreich, der Schweiz und Italien waren der Einladung gefolgt. Die an der zweitägigen Veranstaltung gehaltenen Vorträge werden im Folgenden kurz zusammengefasst.
Begrüßung und Tätigkeitsbericht Institut für Fischerei
Dr. Wedekind eröffnet die Fortbildungsveranstaltung, begrüßt die Gäste des ersten Tages und stellt die Tätigkeit des IFI aus dem vergangenen Jahr Fischzucht und Fischhaltung dar. Es werden die verschiedenen Forschungsaktivitäten zur Karpfenteichwirtschaft, Forellenproduktion und intensiven Aquakulturverfahren dargestellt. Besondere Schwerpunkte waren im Jahr 2018 Projekte zur Fischernährung, zum Tierwohl, zur Produktqualität und zu modernen Aufzuchtverfahren.
(Dr. H. Wedekind, Institut für Fischerei, Starnberg)
(Dr. H. Wedekind, Institut für Fischerei, Starnberg)
Aktuelles aus der Fischereiverwaltung
Frau Pröll benennt in ihrem Vortrag weitere aktuelle Themen der Fischerei aus Sicht der Verwaltung. Sie beschreibt die relevanten rechtlichen Rahmenbedingungen für die Verarbeitung und Vermarktung (Tierschutzschlacht-VO, EU-Hygienepaket, Kennzeichnungs-VO und das neue Verpackungsgesetz), für die Beseitigung toter Fische und die Fremdenverkehrsabgabe.
(E. Pröll, StMELF, München)
(E. Pröll, StMELF, München)
Wie in den vergangenen Jahren bewährt, gibt Dr. Geldhauser einen Überblick über aktuelle Themen aus der Fischereiverwaltung. Nach fast zwei Jahrzehnten werden 2019 neue Teichbauempfehlungen veröffentlicht, die Anforderungen an das neue Label „Geprüfte Qualität Bayern“ wird vorgestellt und die Managementpläne für Fischotter und Kormoran beschrieben. Weitere Inhalte des Vortrags sind der Stand des EMFF und der Fischproduktion nach Kriterien des ökologischen Landbaus.
(Dr. F. Geldhauser, StMELF, München)
(Dr. F. Geldhauser, StMELF, München)
Aquakulturen weltweit – Status quo und Ausblick
Herr Kürzinger beschreibt die weltweite Aquakultur aus Sicht des größten Rückversicherer Munich Re. Die Produktion von Fischen in Aquakultur steht mit etwa 45 Mio. Tonnen an vierter Stelle der Nutztiererzeugung, nach Schweinen (103 Mio. t), Hühnern (79 Mio. t) und Rindern (62 Mio. t). Der Schwerpunkt der Aquakultur liegt in Asien auf den Karpfenartigen, in der westlichen Welt dominiert der Atlantische Lachs. Gerade bei Großunternehmen in Norwegen und Chile besteht der Wunsch nach einem Versicherungsschutz für ihre Tiere. Grund dafür ist eine Vielzahl potentieller Schäden, beispielsweise durch Algenblüten (Chile), extreme Kälte (Kanada) und Stürme. Von besonderem Interesse für Versicherer sind Kreislaufsysteme und die großen Produktionssysteme für die Hochsee. Beide Systeme haben große Vorteile hinsichtlich einer sicheren Fischproduktion, jedoch sind die Investitionskosten sehr hoch und die die Erfahrungen mit den neuen Technologien kaum vorhanden.
(K. Kürzinger, Münchener Rück (Munich Re), München)
(K. Kürzinger, Münchener Rück (Munich Re), München)
Für die Praxis relevante Ergebnisse der Perspektivstudie Aquakultur
Herr Schmüdderich stellt in seinem Vortrag die von der BLE beauftragte Studie zur Perspektive der deutschen Aquakultur vor. In Kooperation mit weiteren Institutionen wurden Telefonbefragungen mit Vertretern des Fischereisektors in Deutschland durchgeführt und frühere Studien mit einbezogen. Im Ergebnis präsentiert sich die deutsche Aquakultur als kleinteilig strukturiert, in der überwiegend naturnah produziert wird. In seinem Vortrag benennt Herr Schmüdderich die Perspektiven der deutschen Aquakulturverfahren hinsichtlich ihrer ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit, benennt ihre Chancen und Risiken und gibt Produzenten und Verbänden Empfehlungen.
(S. Schmüdderich, COFAD GmbH, Weilheim)
(S. Schmüdderich, COFAD GmbH, Weilheim)
Entwicklungen in der intensiven Aquakultur in Deutschland; praktische Erfahrungen und aktuelle Beratungskonzepte
Herr Hoersen stellt seine Firma „Rent a fishman“ vor, die Betriebshilfe im Krankheitsfall leistet, Fachkräfte vermietet und Betriebe und Investoren fachlich berät. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Beratertätigkeiten ist die Optimierung bestehender Teichwirtschaften hinsichtlich Produktionssteigerung durch den Einsatz moderner und praxistauglicher Techniken (Sauerstoffversorgung, Fütterungssysteme, Mess- und Regeltechnik).
(M. Hoersen, FWM, Rent a Fishman, Görzke)
(M. Hoersen, FWM, Rent a Fishman, Görzke)
Moderne Fischzucht und innovative Vermarktung von Fischereiprodukten: Betriebsvorstellung
Die Aktivitäten des Verarbeitungsbetriebs Euro Fine Fish GmbH werden von Herrn Oppermann vorgestellt. Das Unternehmen firmiert seit 2013 in Sachsen und beliefert fast sämtliche Handelsketten mit seinen Frischprodukten in MAP- oder Skin-Verpackung. Ein weiteres Standbein ist die Herstellung und der Vertrieb von Störkaviar und – in geringem Umfang – tiefgekühlter Ware. Im Vortrag werden verbraucherfreundliche, weitgehend verarbeitete Produkte und moderne Verarbeitungs- und Verpackungsmaschinen vorgestellt.
(M. Oppermann, Euro Fine Fish GmbH, Grimma)
(M. Oppermann, Euro Fine Fish GmbH, Grimma)
Fischfutter – was passiert, wenn es nicht gut gelagert wird?
Durch Lagerung kontaminiertes Fischfutter
Frau Dr. Pietsch von der ZHAW beschreibt in ihrem Vortrag den Einfluss der Futterlagerung auf das Aufkommen von Pilzen. Ein Großteil der Pilze ist in der Lage Toxine zu bilden, die auch die Fischgesundheit beeinträchtigen können. Zum Befall mit Pilzen kann es einerseits bereits bei der Herstellung des Futters durch die Kontamination einzelner Rohstoffe kommen. Andererseits ist vielfach eine falsche Lagerung dafür verantwortlich. Um das Futter vor Pilzbefall zu schützen, ist eine trockene Lagerung extrem wichtig.
(Dr. C. Pietsch-Schmied, ZHAW, Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen, Wädenswil, Schweiz)
(Dr. C. Pietsch-Schmied, ZHAW, Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen, Wädenswil, Schweiz)
Untersuchungen zur Reaktion von tropischen Garnelen (L. vannamei) auf elektrische Reize und Kälteeinwirkung zur tierschutzgerechten Betäubung
Riesengarnele (Litopenaeus vannamei)
Dr. Hetz von der Humboldt Universität zu Berlin stellt die Ergebnisse seiner Studie zum tierschutzgerechten Betäuben von tropischen Garnelen vor. Er vergleicht die elektrische Betäubung mit der sog. „Eiswassermethode“ (Hypothermie). Eine Abkühlung des Ganglienbereichs auf 5 °C dauert weniger als 2 Minuten und führt zum Herzstillstand. Ein aversives Verhalten ist nicht feststellbar, und auch eine elektrische oder mechanische Reizbarkeit ist nicht gegeben. Auch die elektrische Methode führt bei richtiger Anwendung zur Betäubung und bei längerer Exposition und höherer Dosis zum Tod. Insofern sind beide Methoden anwendbar, dennoch plädiert Dr. Hetz unter Berücksichtigung der Betriebssicherheit bei der Anwendung von elektrischem Strom in einem Salzwassermilieu für die „Eiswassermethode“.
(Dr. S. Hetz, Humboldt-Universität zu Berlin)
(Dr. S. Hetz, Humboldt-Universität zu Berlin)
Einfluss von Düngungsmaßnahmen auf Fischertrag und Umweltaspekte in der Karpfenteichwirtschaft
Teichparzellen der Düngeversuche
Herr Dr. Masilko von der Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft des IFI in Höchstadt referiert zum Einfluss der Düngung in Karpfenteichen zur Steigerung des Aufkommens der Naturnahrung dar. Die von der BLE geförderte Studie beinhaltet sowohl ein Teichmonitoring in den bayerischen Zentren der Karpfenteichwirtschaft, als auch praktische Düngeversuche in Teichen und Enclosures. Verglichen wird der Einsatz zweier organischer Dünger (Pferde- und Hühnermist) mit einer düngerfreien Variante, sowie, als Referenz, eine Behandlung ohne Fischbesatz.
(PhD J. Másilko, Institut für Fischerei, Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft, Höchstadt)
(PhD J. Másilko, Institut für Fischerei, Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft, Höchstadt)
Entwicklung der Naturnahrung nach biologischer Düngung in Karpfenteichen
Teichparzellen der Naturnahrungsversuche
Herr Dr. Kallert von der Kallert & Loy GbR beschreibt die Entwicklung des Phytoplanktons und der Fischnährtiere im Karpfenteich bei der Anwendung verschiedener organischer Düngeverfahren. Dafür wurden die Abundanzen der relevanten Zooplankter und Benthosorganismen in Teichen und Enclosures im Jahresverlauf bestimmt. Im Ergebnis zeigt sich einerseits ein starker Einfluss des Fischbestands auf die Abundanz der verschiedenen Nährtierfamilien. Andererseits war der Düngeeffekt nicht lange anhaltend - je nach Dünger. Mist erwies sich im Vergleich zur Strohdüngung als nachhaltigere und effektivere Variante.
(Dr. D. Kallert, Kallert und Loy GbR, Adelsdorf)
(Dr. D. Kallert, Kallert und Loy GbR, Adelsdorf)
Einfluss der Verfütterung von Ackerbohnen auf die Fleischqualität von Speisekarpfen
Futtermittel: Triticale und Ackerbohne
Frau Bächer beschreibt in ihrem Vortrag die Vorteile einer sommerlichen Zufütterung von K2 mit gequetschter Ackerbohne gegenüber der etablierten Zufütterung mit Triticale. Beide Fütterungsvarianten resultieren in einer guten Qualität, jedoch verbessert sich die Wachstumsleistung bei Fütterung der Leguminose. Dagegen weisen diese Fische einen geringeren Fettgehalt auf und werden bei sensorischen Untersuchungen besser beurteilt.
(L. Bächer, HSWT Triesdorf, Institut für Fischerei, Höchstadt)
(L. Bächer, HSWT Triesdorf, Institut für Fischerei, Höchstadt)
Neue Wege beim Fischverkauf: Direktvermarktung mit Hilfe von Automaten
Direktvermarktung von Fischprodukten mit Hilfe von Automaten
Frau Biberger vom AELF Ingolstadt stellt innovative Vermarktungswege für Fischereibetriebe vor. Die Vermarktung über Automaten oder Vertrauenskassen kommt den Ansprüchen der Verbraucher nach jederzeit erhältlichen frischen, regionalen Produkten entgegen, jedoch ist vorab zu prüfen, inwieweit der Betrieb des Automaten in die betrieblichen Abläufe eingefasst werden kann. Daneben ist natürlich auch der Standort des Automaten entscheidend. Frau Biberger geht auf die Chancen und Risiken ein, stellt verschiedene Automatentypen vor und skizziert die rechtlichen Rahmenbedingungen.
(S. Biberger, Fachzentrum Diversifizierung, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ingolstadt)
(S. Biberger, Fachzentrum Diversifizierung, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ingolstadt)
Das Fischottermanagement in Bayern: Ausbreitung, Betroffenheit, Hilfsangebote
Im ersten Teil seines Vortrags beschreibt der bayerische Fischottermanager Herr Dr. Wagner den historischen und den aktuellen Status der Population. Er gibt Beispiele, mit welchen Methoden die Präsenz eines Otters festgestellt werden kann. Im zweiten Teil wird der Fischottermanagementplan vorgestellt, für dessen Umsetzung auch drei Otterberater in den betroffenen Regionen bereitstehen. Der Plan hat sowohl einen günstigen Erhaltungszustand der Otterpopulation zum Ziel, als auch die Abwendung erheblicher teichwirtschaftlicher Schäden. Er besteht aus drei Säulen: Beratung, Förderung präventiver Abwehrmaßnahmen und Entschädigungszahlungen.
(Dr. C. Wagner, LfL, Institut für Agrarökologie, Freising)
(Dr. C. Wagner, LfL, Institut für Agrarökologie, Freising)
Fischottermanagement - Erfahrungen aus der Praxis in Niederösterreich -
Foto: Florian Kainz/Archiv
Herr Kirchmaier von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich und Geschäftsführer des NÖ Teichwirteverbandes beschreibt den Status der österreichischen Otterpopulation und die Maßnahmen zur Schadensabwehr. Auch in Österreich kann der Zaunbau gefördert werden, und Teichwirte können im Schadensfall teilweise entschädigt werden. Als weitere Säule ist in Österreich unter Umständen auch eine Entnahme möglich, sofern es keine andere zufrieden stellende Lösung gibt und unter der Bedingung, dass die Otterpopulation weiterhin in einem günstigen Erhaltungszustand verbleibt.
(DI DI L. Kirchmaier, Landwirtschaftskammer Niederösterreich, St. Pölten)
(DI DI L. Kirchmaier, Landwirtschaftskammer Niederösterreich, St. Pölten)