Agrarmärkte 2016
Getreide 2016
In Chicago notierten in 2015/16 die Weizenkurse über lange Strecken auf ein Niveau unter 500 US-Cent pro Bushel. Europäischer Weizen, gehandelt an der NYSE Euronext in Paris (ehemals MATIF), hingegen verlor ebenfalls deutlich an Wert und notierte in einem Band zwischen 150 bis 170 €/t. Den geringeren Preisrückgang verdanken die europäischen Bauern jedoch im Wesentlichen der Schwäche des Euro. Der Wechselkurs pendelte 2015/16 in einem Band zwischen 1,05 bis 1,15 US-Dollar pro Euro. Da der Welthandel von Getreide auf US-Dollar-Basis abgewickelt wird, fiel der Abwärtstrend der Getreidepreise für die europäische Landwirtschaft moderater aus. Die Entwicklung des Euro entpuppte sich damit in den beiden sehr guten europäischen Erntejahren 2014/15 und 2015/16 praktisch als Konjukturprogramm. Europa konnte in beiden Jahren Getreide in einem noch nie da gewesenen Umfang exportieren.
Mit Blick auf das kommende Wirtschaftsjahr 2016/17 zeigt sich der Getreidemarkt im späten Frühjahr 2016 noch etwas orientierungslos. Schenkt man den ersten Schätzungen für die neue Ernte glauben, dürfte auch die nächste Getreideernte eine leicht positive, zumindest aber ausgeglichene Bilanz ausweisen. Fakt ist: Die wieder sehr gut gefüllten Endbestände - sollte das Jahr normal verlaufen - üben tendenziell Preisdruck nach unten aus. Aber: Das Getreide steht derzeit auf der Nordhalbkugel erst im Aufwuchs. Auf der Südhalbkugel wird es zudem meist erst im Herbst 2016 ausgesät. Aktuell zieht eine sich abzeichnende engere Versorgung im Ölsaatenbereich, insbesondere bei Soja, die Getreidepreise leicht mit nach oben. Ob und wie lange dieser Trend anhält ist noch ungewiss. Vor diesem Hintergrund stehen die Prognosen zur Ernte 2016/17 noch auf tönernen Füßen.
Brotweizenpreise in Deutschland und Bayern
Die Erzeugerpreise für prompte Lieferung bei Brotweizen bewegen sich im Süden aktuell (Mitte Juni 2016) auf einem Niveau von rund 13,50 €/dt. Für Qualitätsweizen lassen sich Aufschläge von ca. 0,50 €/dt, für E-Weizen 1,50 €/dt erzielen. Futterweizen liegt knapp 0,50 €/dt unter Brotweizen. An den eher schwachen Prämien für Qualität lässt sich erkennen, dass die Ernte 2015 gute Mengen, und v.a. ausreichend hohe Mengen an Qualitätsgetreide brachte. Deutlich wird dies an der Tatsache, dass der durchschnittliche Proteingehalt mit 12,7 % um 0,5 % über Vorjahr lag. Mit Blick auf unsichere Mengen und Qualitäten der neuen Ernte aufgrund der langanhaltenden, extrem nassen Witterung ist aktuell Ware, insbesondere Qualitätsware der alten Ernte wieder etwas mehr gefragt. Die Prämien für A- und E-Weizen zeigen leicht ansteigende Tendenz.