Viele Wege führen zum Ziel - Erfolgsstrategien für Milchviehhalter
Immer mehr Milchviehhalter setzen die Betriebszweigabrechnung (BZA) ein, um ihre Produktionskosten besser kennen zu lernen. In einer bayernweiten Auswertung der BZA-Daten im Rahmen eines Forschungsvorhabens am Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaues an der TU München in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft wurde ersichtlich, dass es unterschiedliche Strategien gibt, um ein bestimmtes Betriebsergebnis zu erzielen.
Wirtschaftlich erfolgreich mit unterschiedlichen Vorgehensweisen
Hauptziel des landwirtschaftlichen Betriebes muss es sein, einen ausreichenden Betriebsgewinn zu erwirtschaften. Unter der Voraussetzung, dass eine bayerische Landwirtsfamilie etwa 35.000 Euro als Familieneinkommen benötigt und mindestens 10.000 Euro Eigenkapitalbildung für betriebliche und private Reserven sowie Investitionen gebildet werden sollten, werden Betriebe mit einem Gewinn des Betriebszweiges Milchviehhaltung und Färsenaufzucht zwischen 45.000 und 50.000 Euro im Wirtschaftsjahr 2005/06 untersucht.
Betrachtet man einzelne Parameter wie Milchleistung, Herdengröße, Erlöse, Kosten und Gewinn, so stellt man fest, dass diese zwischen den einzelnen Betrieben sehr unterschiedlich ausfallen und die Spannweiten immens sind.
Grundsätzlich lassen sich fünf unterschiedliche Betriebsstrategien (Betriebsleitertypen) aus den Daten ableiten:
(Unten angegebene Werte stammen von fünf zufällig ausgewählten Betrieben, die jeweils stellvertretend für einen dieser Betriebstypen stehen)
Wachstumstyp
Der Wachstumstyp strebt eine hohe Herdengröße an und kann seinen Betriebsgewinn aufgrund des relativ geringen Stückgewinns von 7,0 ct / kg ECM nur anhand seiner hohen Produktionsmenge von 713.600 kg ECM erzielen. Bei einer durchschnittlichen Milchleistung von 7.136 kg ECM / Kuh und Jahr erreicht dieser Betrieb seinen Betriebsgewinn von 49.605 € nur aufgrund seiner sehr großen Herde von 100 Kühen. Bedingt durch das schnelle und große Wachstum werden Kostendegressionseffekte überlagert, so dass die Kostenbelastung mit 34,9 ct / kg ECM überdurchschnittlich ist.
Milch-Leistungstyp
Der Milch-Leistungstyp setzt auf eine hohe Milchleistung von 10.213 kg ECM / Kuh und erzielt einen Gewinn von 8,1 ct / kg ECM. Er hat eine fast doppelt so hohe Milchleistung wie der Einnahmenoptimierer. Ihm genügen 57 Kühe, um einen Betriebsgewinn von 46.789 € zu erzielen. Mit 27,5 ct / kg ECM fallen die Produktionskosten gering aus, da diese auf eine hohe Milchmenge je Kuh verteilt werden können. Die hohe Intensität drückt sich im hohen Umsatz und den höchsten Kosten je Kuh aus, die über 2.800 € betragen.
Allrounder
Der Allrounder weist keine besonderen Auffälligkeiten auf. Er ist gekennzeichnet durch eine für BZA-Betriebe mittlere Herdengröße (50 Kühe) und Milchleistung (7.404 kg ECM / Kuh) und auch die Erlöse und Kosten entsprechen Durchschnittswerten. Dieser Betriebsleiter strebt an, in möglichst vielen produktionstechnischen und ökonomischen Parametern gute Werte zu erreichen, ohne Spitzenwerte anzustreben. Mit dieser Strategie kann bei gutem Management auch auf Standorten, die ein Betriebswachstum nur beschränkt zulassen, ein angemessenes Betriebseinkommen erwirtschaftet werden.
Kostenoptimierer
Der Kostenoptimierer hat mit Produktionskosten (auf Ebene der Buchführung ohne Faktorkosten) von nur 25,6 ct / kg ECM seine Kosten sehr gut im Griff. Es handelt sich hierbei um einen Grünlandbetrieb mit 38 Kühen und einer Jahresmilchleistung von 8.210 kg ECM/Kuh in Laufstallhaltung. Relativ geringe Futterkosten (inkl. Entlohnung von Arbeit, Kapital und Fläche) von 13,4 ct / kg ECM sind für den Erfolg hauptverantwortlich.
Einnahmenoptimierer
Der Einnahmenoptimierer erzielt weit überdurchschnittliche Leistungen (Erlöse). Einzelbetrieblich besteht bei den Milcherlösen mit Ausnahme der Produktion von Ökomilch oder der Direktvermarktung nur ein geringer Spielraum für Wettbewerbsvorteile. Bei den Vieherlösen zeigen sich innerhalb der Rassen Unterschiede hinsichtlich der Kälber- und Schlachtkuherlöse. Die Fleckviehbetriebe sind rassespezifisch im Vorteil. Der Einnahmenoptimierer hat Einnahmen aus Schlacht- und Vieherlösen von 7,4 ct / kg ECM und erhält überdurchschnittliche öffentliche Direktzahlungen.
Fazit
Betriebserfolg kann grundsätzlich auf mehreren Wegen erreicht werden. Wachstumsschritte sind dabei in vielen Betrieben notwendig und richtig, wenn damit auch wirkliche Kosteneinsparungen erreicht werden. Der Milchpreis ist eine entscheidende Größe für die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion. Aber die Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben, die sich im Milchpreis vom Durchschnitt nicht abheben können, entscheidet sich auf Dauer über die Produktionskosten. Die BZA-Auswertungen in professionellen bayerischen Milchviehbetrieben zeigen sehr deutlich, dass die Strategie „Milchleistung“ oder „Wachstum der Kuhherde“ speziell in der heutigen Zeit zunehmend auch von einem gezielten Kostenmanagement begleitet und gelenkt werden sollte. Wachstum muss sich dabei positiv auf die Produktionskosten, den Gewinn und/oder die arbeitswirtschaftliche Produktivität auswirken. Dementsprechend kann Wachstum auch heißen, sich innerbetrieblich zu verbessern und die vorhandenen Reserven unter gegebenen Produktionsbedingungen zu nutzen.
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