Anbau der Sojabohnen im ökologischen Landbau

Sojabohnen leisten als Körnerleguminose mit ihrer Fähigkeit zur Bindung von Luftstickstoff einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Fruchtfolge mit Stickstoff im ökologischen Pflanzenbau.

Bedeutung der Sojabohnen im ökologischen Landbau

Feld mit Sojabohnenpflanzen
Beim Verkauf sind Sojabohnen begehrte Früchte, da sie qualitativ hochwertiges Eiweiß liefern. In der ökologischen Tierhaltung besteht ein hoher zusätzlicher Bedarf an eiweißreichen, heimischen Futtermitteln, da die EG-Öko-Verordnung ab 1. Januar 2018 100 Prozent Futtermittel aus ökologischem Landbau vorschreibt.
Soja könnte wegen seines hohen Gehalts an Aminosäuren die Eiweißlücke insbesondere bei der Fütterung der Schweine und Geflügel reduzieren. Das Problem hierbei ist die bislang nicht ausreichende Verfügbarkeit von regional erzeugten, nicht gentechnisch veränderten Sojabohnen. Für die Verfütterung an Schweine und Geflügel muss Soja gut entölt und schonend hitzebehandelt, z. B. getoastet werden, um die antinutritiven Substanzen (u. a. Trypsininhibitoren) zu zerstören.
Für die Verfütterung an Wiederkäuer ist die Wärmebehandlung nicht unbedingt erforderlich. Von Vorteil ist bei Wiederkäuern das Entölen, wenn andernfalls der Fettgehalt der Gesamtration zu hoch werden würde. Da derzeit im ökologischen Landbau nur Sojapresskuchen verfügbar ist, muss bei der Rationszusammenstellung der erhöhte Fettgehalt berücksichtigt werden.
Insgesamt sind für den ökologischen Landbau Sojabohnen mit ihrer positiven N-Vorfruchtwirkung einerseits im Pflanzenbau eine hochinteressante Kultur und andererseits in der Tierernährung – insbesondere für Schweine und Geflügel bei guter Aufbereitung – eine hochwertige Futterkomponente.

Klima- und Standortansprüche

Sojabohnen haben einen hohen Wärmeanspruch. Sie gedeihen am besten in warmen Körnermaisanbaulagen. Als Faustregeln gelten: Sorten der Reifegruppe sehr früh (000) sind für Lagen mit einem Ausreifen von mittelfrühem Körnermais (ab 240 – 250 K) geeignet. Sorten der Reifegruppe früh (00), „00 – Sorten“, sind für Lagen mit einem Ausreifen von mittelspätem Körnermais (ab 260 K) geeignet.
Schneidwerk einer landwirtschaftlichen Maschine beim Drusch von Sojabohnen.Zoombild vorhanden

Herabgelassenes Schneidwerk beim Drusch

Ideal sind leicht erwärmbare Böden mit guter Struktur, um die Jugendentwicklung zu fördern. Kaltluftlagen und Spätfrostlagen sind zu meiden, da Sojabohnen bei Temperaturen unter 8 °C mit einem Abwurf der Blüten reagieren. Zur Blüte und zur Kornbildung sind ausreichende Sommerniederschläge oder eine Beregnung nötig. Steinige Böden sind ebenfalls zu meiden, da aufgrund des tiefen Hülsenansatzes das Mähwerk vollkommen abgelassen werden muss und dadurch Probleme bei der Ernte entstehen. Aus diesem Grund sollte bei der Bestellung auf einen optimal eingeebneten Boden geachtet werden.

Pflanzenbau

SojafeldZoombild vorhanden

Abhängigkeit von Saattermin und Sortenwahl

Das wichtigste Sortenkriterium für den Anbau von Sojabohnen in Bayern ist eine frühzeitige Abreife möglichst im September. Bei einer Verzögerung des Drusches in den Oktober muss aufgrund der Witterung mit hohen Feuchtegehalten und im Extremfall mit Totalverlust gerechnet werden. Daher ist in Bayern der Anbau von 000-Sorten empfohlen. Ein Anbau von 00-Sorten ist in sehr günstigen Lagen wie z. B. im niederbayerischen Rottal oder Unterfranken möglich. Die LfL gibt regelmäßig Sortenempfehlungen heraus. Ein Nachbau geschützter Sorten von Sojabohnen ist verboten.
Die Aussaat sollte Anfang Mai abgeschlossen werden, da sich bei späterer Saat der Drusch in den Oktober verschieben kann und dann mit hohen Feuchtegehalten beim Drusch zu rechnen ist. Empfohlen wird eine Saat ab Mitte April mit einer Saattiefe von 3 bis 5 cm. Die Bodentemperatur sollte in der Saattiefe mindestens 10 °C betragen, um ein rasches Auflaufen zu ermöglichen. Zur Saat ist ein sehr ebenes Saatbett wegen des tiefen Hülsenansatzes anzustreben.
In Jahren mit kaltem oder nasskaltem Frühjahr sind die Ansprüche an die Saatgutqualität besonders hoch, d. h. Saatgut mit einer hohen Triebkraft ist notwendig. Für die Berechnung der Aussaatmenge ist es daher zweckmäßig anstelle der Keimfähigkeit die Triebkraft zu verwenden.
Beim erstmaligen Anbau von Sojabohnen auf einer Fläche ist eine Impfung mit sojaspezifischen Knöllchenbakterien (Bradyrhizobium japonicum) zwingend
nötig, um Stickstoff aus der Luft fixieren zu können. Die Knöllchenbakterien von Ackerbohne, Erbse oder Lupine können keine Symbiose mit Sojapflanzen eingehen. Auch beim wiederholten Anbau ist eine Impfung zur Ertragsabsicherung vorteilhaft.
Es ist wichtig, die Impfung sachgerecht und sorgfältig nach den Angaben der Hersteller durchzuführen. Nach der Impfung sollte die Saat möglichst zügig innerhalb weniger Stunden erfolgen, da Knöllchenbakterien licht-, trockenheits- und wärmeempfindlich sind. Bei fehlender Knöllchenbildung ist mit einem Minderertrag von bis zu 25 % zu rechnen.
Die Saatstärke von 000-Sorten liegt bei etwa 65 bis 70 keimfähigen Körnern je Quadratmeter. Beim Auflaufen sind Sojabohnen durch Tauben- oder Krähenfraß, später durch Hasen- oder Rehfraß gefährdet. Ebenfalls sind Verluste bei einem massiven Auftreten des Distelfalters möglich.
Der Kornertrag und damit die Wirtschaftlichkeit hängen beim Anbau von Soja insbesondere von einer erfolgreichen Beikrautregulierung ab. Gelingt diese nicht, ist mit deutlichen Mindererträgen bis hin zu Totalverlusten zu rechnen. Bei Sojabohnen ist im Vergleich zu Ackerbohne und Erbse von einem Mehraufwand für die mechanische Beikrautregulierung auszugehen. Empfehlenswert sind weite Reihenabstände mit der Möglichkeit zu hacken. Ferner hat sich eine Kombination von Hacke und Striegel oder Hacke und Zusatzwerkzeugen wie Flachhäufler bewährt.
Sojabohnen sollten nur auf Schlägen mit geringem Beikrautdruck angebaut werden. Geeignete Vorfrüchte sind z. B. Wintergetreide. Sojabohnen gelten als begrenzt selbstverträglich. Eine Anbaupause von mindestens 4 Jahren wird zu Raps und Sonnenblumen wegen Sklerotinia empfohlen.

Ernte und Nacherntebehandlung

Die Sojabohnen können gedroschen werden, wenn alle Blätter abgefallen sind, die Körner hart sind und in den Hülsen rascheln. Beim Mähdrescher ist eine geringe Trommeldrehzahl einzustellen. Ferner muss zur Vermeidung von Ernteverlusten das Schneidwerk sehr tief über dem Boden geführt werden. Der Wassergehalt der Bohnen sollte beim Drusch unter 20 Prozent liegen, optimal sind 14 bis 16 Prozent. Nach der Ernte ist Soja schonend mit Lufttemperaturen bis 40°C auf unter 13 Prozent Feuchte zu trocknen, um lagerfähig zu sein. Für eine längere Lagerung ist eine Feuchte von 9 Prozent anzustreben.

Verarbeiter und Erfassungshandel

Feld mit verschiedenen PflanzenZoombild vorhanden

Misslungene Beikrautregulierung

Die Erfassung der Bohnen kann über die Marktgesellschaften der Öko-Verbände oder über die Futtermittelhersteller erfolgen. Sowohl Erzeugergemeinschaften, die Öko-Sojabohnen weitervermarkten, als auch Hersteller von Öko-Futtermittel müssen daher einen Kontrollvertrag mit einer Öko-Kontrollstelle abgeschlossen haben. Die Aufbereitung erfolgt hydrothermisch, zum Teil mit anschließender Druckbehandlung. Ziel der Aufbereitung ist eine möglichst geringe Eiweißschädigung bei einer möglichst vollständigen Deaktivierung der antinutritiven Substanzen sowie eine Reduzierung des Fettgehaltes. Mehrere Öko-Futtermittelhersteller setzen bereits entsprechende Aufbereitungsanlagen ein.

Anbauumfang und Wirtschaftlichkeit

Der Anbauumfang von Sojabohnen im ökologischen Landbau betrug bis einschließlich 2009 in Bayern etwa 100 bis 150 ha. In den folgenden Jahren stieg die Anbaufläche auf über 1.100 ha im Jahr 2015 an.
Grafische Darstellung der Anbaufläche von Soja in Bayern im ökologischen Landbau. Von 2003 bis 2009 war der Anbau relativ stabil, seit 2009 steigt die Kurve bis 2015 fast stetig steil an.Zoombild vorhanden

Quelle: Invekos-Daten

Sojabohnen können in geeigneten Anbaulagen eine wirtschaftlich interessante Anbaualternative darstellen. Wegen ihres qualitativ hochwertigen Eiweißes besteht Nachfrage als Futtermittel für Schweine und Geflügel. Neben dem Verkauf kommt eine Verwendung im eigenen Betrieb in Frage. Notwendig ist hierzu eine Aufbereitung. Da Erträge und erzielbare Marktpreise stark streuen können, sollte jeder Landwirt die Wirtschaftlichkeit für seine regionalen und betrieblichen Gegebenheiten kalkulieren. Der im Vergleich zu Getreide gute Vorfruchtwert der Sojabohnen kann ein weiterer Grund für deren Anbau sein.

Deckungsbeitragsrechner: LfL Deckungsbeiträge und Kalkulationsdaten Externer Link

Erfolgreiches Impfen ist eine der wichtigsten Maßnahmen beim Anbau von Soja:
Wurzeln mit Knöllchen

Wurzeln mit Knöllchen

Feld mit verschieden aussehenden Sojapflanzen

links ungeimpfte, rechts geimpfte Sojabohnen

Die Fotos dieses Beitrages sind von I. Jakob, F. Jobst und W. Seemann.