Ökologischer Landbau
Vielfalt durch Hecken – Hofpor­t­rät Backer

Der Markgrafenhof der Familie Backer in Seibelsdorf bei Marktrodach ist seit mehr als 400 Jahren im Familienbesitz. Im Jahr 2010 wurde die Milchviehhaltung aufgegeben und auf Ökolandbau umgestellt. Seither wird der Betrieb nach ökologischen Richtlinien bewirtschaftet.
Auf den für das obermainische Hügelland typischen Muschelkalk-Verwitterungsböden baut der Betrieb Dinkel, Braugerste, Roggen, Hafer, Weizen, Ackerbohnen, Luzerne und Rotkleegras an. Als Untersaaten werden Weißklee, Steinklee und Gelbklee verwendet sowie als Zwischenfrüchte mindestens sechs verschiedene Arten. Der Betrieb pflegt die zahlreichen Hecken auf seinen Flächen regelmäßig fachgerecht, um ihre ökologische Funktionsfähigkeit zu erhalten.

Interview mit Betriebsleiter Werner Backer

"Die Hecken sind für uns die Biodiversität vor Ort."

Transkript des Interviews

Interview zum Thema Hecken

Ich heiße Werner Backer und komme aus Seibelsdorf, einem Ortsteil von Marktrodach. Hier bewirtschafte ich mit meinem Sohn einen viehlosen Öko-Ackerbau-Betrieb nach den Richtlinien des Naturland-Anbauverbands
Herr Backer, was ist für Sie das Besondere an Ihren Hecken?
Die Hecken sind für uns ein aktiver Lebensraum für Insekten, Kleintiere, Schmetterlinge und Rebhühner. Nebenbei sind sie auch noch eine gute Deckung für das Niederwild, wie Fasan und Feldhase. Die Lieblingshecke ist für mich eigentlich der Weißdorn, weil der das härteste Holz hat und ja sehr viele Blüten entwickelt im Frühsommer. Er beherbergt bis zu 54 verschiedene Arten von Schmetterlingsraupen und ist eine begehrte Trachtpflanze für Honigbienen und besonders wichtig für die Wildbienen.
Welche Gehölzarten haben Sie genau bei Ihren Hecken?
Die Schlehe oder auch der Schwarzdorn sind bei uns überwiegend vorhanden. Danach folgen Weißdorn, Wildrose, Haselnuss und Holunder. An Feldgehölzen findet man bei uns die Eschen, mehrere Ahornarten und teilweise Wildobst, wie Wildkirsche, Wildbirnen und Wildäpfel.
Warum sind Hecken und Feldgehölze aus Ihrer Sicht besonders wichtig für die Biodiversität?
Sie sind ein Lebensraum für Fauna und Flora. Im gepflegten Zustand werden Sie auch gern als Verbissgehölz vom Wild angenommen. Das absterbende Totholz ist ebenfalls eine nahrhafte Basis für Bakterien, Käfer und Pilze. Denn es gilt der alte Spruch: Nichts ist so lebendig wie Totholz.
Welche Vorteile sehen Sie für Landwirte, die ihre bestehenden Hecken pflegen?
Durch das Pflegekonzept kriegt man ein ganz anderes Auge für die Hecken. Das macht bei uns ja ein Konzeptersteller und da redet man vor Ort natürlich auch ein bisschen über die Hecken. Und da hat man auch ein ganz anderes Bewusstsein für die Hecken gekriegt. Früher waren das bei uns nur Hecken - aber mittlerweile sieht man: das ist wertvoll und dies ist sinnvoll, und da ist das Obstgehölz und Wildobst. Das hat man früher so oberflächlich gar nicht gesehen.
Wie fördern Sie außer den Hecken auf ihrem Betrieb sonst noch die Artenvielfalt?
Erstens durch die Heckenpflege und dem Freistellen der unterdrückten Gehölze und zweitens durch den Anbau von Blühpflanzen, die von den Insekten als Trachtpflanzen benutzt werden, wie Kreuzblütler, Futtermalven und verschiedene Leguminosen, wie Stein- oder Honigklee.
Was macht Ihnen bei der Arbeit als ökologischer Betrieb am meisten Freude?
Der Pflanzenbau im Einklang mit der Natur. Es überrascht mich immer wieder, wie sich die Kulturpflanzen bei richtiger Pflege entwickeln können.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der ökologischen Landwirtschaft?
Dass die regionalen Verbands-Bioprodukte eine höhere Wertschätzung erhalten, als die Discount-Bioware aus dem fernen Ausland.
Und ganz persönlich, was empfehlen Sie Ihrem Sohn als Betriebsnachfolger für die Bewirtschaftung?
Er sollte immer mit offenen Augen für die Umwelt durch die Welt gehen. Denn die Natur, besonders die Pflanzen zeigen uns viel über den Boden und über das Klima. Denn Charles Darwin sagte schon: Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand.

Dorf inmitten einer abwechslungsreichen Kuturlandschaft

Seibelsdorf mit umgebender Heckenlandschaft,
Foto: Biohof Backer, Albert Backer – Creative Commons Lizenz (CC BY-SA 3.0), www.creativecommons.org
Betriebsspiegel Backer

Arbeitskräfte

  • Betriebsleiter: Vater und Sohn

Standort

  • Höhenlage: 389 m über N.N.
  • durchschnittliche Niederschläge: 800 mm
  • ausgeprägte Sommertrockenheit
  • durchschnittliche Ackerzahl: 21-58
  • Bodenart: Muschelkalkverwitterungsböden

Betriebsfläche

  • landwirtschaftlich genutzte Fläche: 114 ha
  • Ackerfläche 109 ha
  • Dauergrünland: 5 ha, davon ca. 4,5 ha im Vertragsnaturschutzprogramm (VNP)
  • Forst: 6 ha

Angebaute Fruchtarten

  • Dinkel, Braugerste, Roggen, Hafer, Weizen, Ackerbohnen, Luzerne und Rotkleegras

Anbauverband

  • Naturland seit 2020 | www.naturland.de (Bioland 2012 - 2019)

Vielfalt durch Hecken im ökologischen Landbau

Hecken erfüllen in der Agrarlandschaft wichtige Funktionen als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Sie sind Rückzugsraum für Nützlinge, Bienenweide, dienen dem Wind- und Erosionsschutz, verbessern den Wasserrückhalt, sind Quelle für Wildobst, speichern Kohlenstoff und liefern Brennholz. Vorgelagerte blütenreiche Säume erhöhen ihren Wert erheblich.
Als Refugium für Nützlinge sind sie für den ökologischen Landbau zudem ein wichtiger Bestandteil der biologischen Schädlingsregulierung. Diese ist für den ökologischen Landbau aufgrund seines Verzichts auf chemisch-synthetische Insektizide von zentraler Bedeutung. Hecken sind elementare Trittsteine für den Biotopverbund, sowohl für Wald- als auch für Offenlandarten.
Als geschützte Elemente sind Hecken in der freien Landschaft das Rückgrat für Biodiversität und Biotopverbund
Hecken in der freien Landschaft sind durch das Bayerische Naturschutzgesetz als Landschaftsbestandteil geschützt und dürfen nicht erheblich beeinträchtigt werden. Fachgerechte Pflegemaßnahmen sind außerhalb der Vogelbrutzeit vom 1. Oktober bis 28. Februar jeden Jahres erlaubt.

Weitere Informationen zur Biodiversität in der Landwirtschaft