Versuchsergebnisse zur Bewirtschaftungsintensität von Grünland
Auswirkungen der Grünlandextensivierung auf einer Weidelgras-, Weißklee-Weide im Allgäuer Alpenvorland

Zunehmende Extensivierung bewirkte einen Ertragsrückgang von knapp 115 auf ca. 65 dt TM/ha. Auf dem untersuchten Standort wurden bei fehlender Düngung vom Boden durchschnittlich 135 kg N/ha und Jahr nachgeliefert. Die Energiedichte fiel vor allem bei späten Schnittterminen stark ab. Bei ungedüngten Parzellen mit vier geernteten Aufwüchsen pro Jahr (beschleunigte Auslagerung) wurden dagegen hohe Energiekonzentrationen errechnet, deren Ursache im niedrigen Rohfasergehalt der Aufwüchse lag. Bei allen Varianten nahmen gegenüber dem Ausgangsbestand die Gräser, insbesondere das Deutsche Weidelgras deutlich ab. Bei fehlender Düngung konnte eine starke Zunahme der Kräuter, vor allem Spitzwegerich beobachtet werden.
Im Idealfall sollen Maßnahmen der Grünlandextensivierung mehrere Anforderungen gleichzeitig erfüllen. Diese umfassen einen reduzierten Betriebsmittel- und Arbeitsaufwand unter Wahrung der Gewinnung einer noch verwertbaren Qualität des Erntegutes. Aus naturschutzfachlicher Sicht wird gerade bei bisher intensiv genutzten und artenarmen Beständen eine Erhöhung der botanischen Vielfalt angestrebt.

Material und Methoden

Der Auswertung liegt 10-jähriges Datenmaterial (1991 bis 2000) zugrunde. Der Pflanzenbestand am Spitalhof in Kempten (730 m Höhe, 1290 mm Niederschlag, 7,0 °C Jahresdurchschnittstemperatur, Parabraunerde aus schluffigem Lehm) ist Lolio-Cynosuretum. Die Versuchsvarianten, welche im Exaktversuch in vierfacher Wiederholung angelegt waren, unterschieden sich durch Düngung, Schnittfrequenz und Erntedatum des ersten Aufwuchses (siehe Tabelle 1 ).
Die Entwicklung der Pflanzenbestände und die Futterwertzahl (FWZ) wurde im ersten Aufwuchs nach Klapp/Stählin geschätzt. Als weitere Parameter wurden der pH-Wert (0,01 mol CaCl2), der Phosphat- und Kaligehalt des Bodens (CAL) in 0-10 cm Tiefe, der Trockenmasse- und Energieertrag, der Rohproteingehalt nach Kjeldahl, der N-Entzug, der Rohfasergehalt nach Weender und die Energiedichte (errechnet aus Rohnährstoffen nach DLG) bestimmt. Die statistische Verrechnung erfolgte mit SAS unter Verwendung des SNK-Tests bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 %.

Ergebnisse und Diskussion

Tabellen zu den Erläuterungen

Abnahme der pH-Werte
Eine dem Extensivierungsgrad folgende Abnahme der pH-Werte sowie der Phosphat- und Kaligehalte waren nicht feststellbar (siehe Tabelle 2 ).
Artenvielfalt
Aus Tabelle 3 geht hervor, dass die floristische Artenvielfalt bei Unterlassung jeglicher Düngung, jedoch unter Beibehaltung der intensiven Schnittnutzung (Var. 5) am Ende des Berichtszeitraums um neun Arten höher als zu Beginn lag. Bei den übrigen Parzellen wurden fünf bis sechs Pflanzenarten - überwiegend Kräuter - mehr gezählt.
Gräser
Auffallend war bei allen Varianten die starke Umschichtung des Bestandes zu Lasten der Gräser, insbesondere des Hauptbestandsbildners Lolium perenne. Das autochthone Deutsche Weidelgras nahm bei den gedüngten Varianten absolut um ca. 20 bis 30 % ab. Bei fehlender Düngung reduzierte sich sein Ertragsanteil im ersten Aufwuchs um 40 bis 50 %. Der Rückgang der Gräser ist durch die jeweilige Kombination von reduzierter Düngung, verringerter Schnittfrequenz und später erster Nutzung erklärbar.
Dabei stellt bereits auch Versuchsglied 1 für diesen Standort eine Extensivierungsstufe dar: Zum einen wurde auch hier unterbilanziert gedüngt, andererseits liegt der Schnitttermin „Mitte Mai" etwa eine Woche hinter dem üblichen ersten Silageschnitt im Allgäu zurück.
Durch die verhaltene organische Düngung konnte sich bei den Var. 1 bis 3 der zu Versuchsbeginn kaum vorhandene Weißklee bis zu 17 % etablieren. Er blieb allerdings bei Var. 4 ohne Bedeutung im Bestand, da ihm durch den erst Anfang Juli geernteten und teilweise zu diesem Zeitpunkt bereits lagernden ersten Aufwuchs das Licht entzogen wurde. Bei intensiver Schnittnutzung, jedoch fehlender Düngung (Var. 5) dürften die niedrigen Nährstoffvorräte des Bodens Kleeanteile über 10 % verhindert haben.
Kräuter
Während die Kräuter bei den gedüngten Parzellen nur um 2 bis 9% zunahmen, führte bei fehlender Düngung die starke Zunahme von Plantago lanceolata zu einer Dominanz des Krautanteiles von ca. 65 bis 70% am Ende des Berichtszeitraumes. Dies, sowie der Schwund von Deutschem Weidelgras und die geringe Zunahme des Kleeanteiles bewirkte bei Variante 4 und 5 ein Absinken der Futterwertzahl (FWZ) des Bestandes um 1,5 Einheiten. Bei den übrigen Parzellen blieb diese durch die Zunahme von Weißklee vergleichsweise stabil (siehe Tabelle 3 unten).
Boden/Energie
Zunehmende Extensivierung bewirkte einen Rückgang des geernteten mittleren Trockenmasse-Ertrages von 114 auf ca. 65 dt/ha und ein Absinken des Energie-Ertrages von 70 auf rund 40 GJ NEL/ha. Die in Tabelle 4 aufgeführten N-Entzüge belegen, dass vom Boden bei fehlender Düngung langjährig durchschnittlich bis zu 135 kg N/ha nachgeliefert wurden.
Am Spitalhof werden von Parzellen anderer Versuche, deren Nutzung bereits Anfang Mai erfolgt, durchaus Energiekonzentrationen erreicht, die um die 7,0 MJ NEL/kg TS im ersten Aufwuchs liegen. Demzufolge bedeutete eine durchschnittliche Energiedichte von 6,36 MJ NEL/kg TS bei Variante 1 mit Schnitttermin gegen Mitte Mai einen nicht unbeträchtlichen Verzicht auf mögliches Qualitätspotenzial, vor allem, da diese Werte bei den folgenden Nutzungen nicht mehr erreicht wurden, wie Tabelle 5 belegt. Der Qualitätsrückgang vergrößerte sich bei noch späteren Ernteterminen (siehe Var. 2 bis 4), wobei in diesen Fällen auch die niedrigen Rohproteinwerte von unter 10% und Rohfasergehalte über 27% auf suboptimale Konzentrationen an wertgebenden Inhaltsstoffen für die leistungsorientierte Milchviehfütterung hindeuteten.
Dass die Abnahme der Qualitätsparameter im ersten Aufwuchs bei den Varianten 2 bis 4 nicht immer einem klaren Trend folgte, dürfte neben Konzentrationseffekten bei niedrigem Ertragsniveau vor allem in der unterschiedlichen Bestandeszusammensetzung begründet liegen. Interessanterweise wies die ungedüngte Variante 5 gegenüber dem gedüngten Versuchsglied 1, welches zu den gleichen Terminen beerntet wurde, bei allen Aufwüchsen trotz geringerer Rohproteingehalte wesentlich höhere Energiekonzentrationen auf. Dies lag an den niedrigen Rohfasergehalten, welche wiederum bei Variante 5 ihre Ursache im grasarmen und krautreichen (v.a. Plantago lanceolata) Bestand hatten. Allerdings täuscht der aus den Rohnährstoffen errechnete Energiewert darüber hinweg, dass das Erntegut dieser Parzellen aufgrund seines Ertrages und seiner Artenzusammensetzung kaum erstrebenswert für die Praxis ist.
Bei den ungedüngten Varianten ließ sich während des neunjährigen Versuchszeitraums ein Einfluss der Extensivierungsdauer auf den TM-Ertrag und den N-Entzug (als Maßstab für die N-Nachlieferung des Bodens) nur bei viermaliger Nutzung signifikant nachweisen. Ein Einfluss auf den Rohproteingehalt war in beiden Fällen aufgrund großer Jahresschwankungen nicht zu ersehen (Tabelle 6 ).
Fazit
Extensivierung in Form von spätem ersten Schnitt führte zu deutlichen Qualitätseinbussen im Futter. Besteht jedoch keine Auflage bezüglich des Schnittzeitpunktes, so können auch bei reduzierter Düngung vom Grünland gute Futterqualitäten bei geringeren Erträgen erzielt werden.