Versuchsergebnisse zur Bewirtschaftungsintensität von Grünland
Auswirkung der Grünlandextensivierung durch verringerte Nutzungshäufigkeit und Düngung auf einem oberfränkischen Standort

Die Auswertung eines Langzeitversuches mit unterschiedlichen Extensivierungsmaßnahmen auf einer oberfränkischen Glatt-/Goldhaferwiese zeigte eine erhebliche Bestandesumschichtung des anfangs gräserdominierten Standortes hin zu einer kräuterreichen Pflanzengesellschaft.

Deren botanischer und analytisch messbarer Futterwert lag sowohl bei zweimaliger als auch bei dreimaliger Schnittfrequenz unter den Anforderungen, welche an die Grundfutterqualität für eine leistungsorientierte Milchviehfütterung gestellt werden. Die erhoffte Zunahme der floristischen Artenvielfalt ließ sich innerhalb des elfjährigen Beobachtungszeitraumes nicht beobachten. Aushagerungseffekte, wie ein Nachlassen der bodenbürtigen Stickstoffnachlieferung oder eine Abnahme von pflanzenverfügbarem Phosphat und Kali waren ebenfalls noch nicht ersichtlich. Daraus kann gefolgert werden, dass sich die einzelnen Versuchsparzellen auf diesem Standort auch nach langjähriger Extensivierung noch nicht in einem stabilen Gleichgewicht befanden. Übereinstimmend mit der Literatur belegt auch dieser Versuch, dass vor der Umstellung der Schnittfrequenz eine Aushagerungsphase vorangehen sollte. Deren Dauer wiederum wird entscheidend durch die Standortverhältnisse bestimmt. Die mehr oder weniger starre Fixierung an einen bestimmten Schnitt-Termin erwies sich hinsichtlich Bestandesentwicklung und Futterwert als nachteilig.

Versuchsbeschreibung

Der Begriff „Grünlandextensivierung" hat seinen Ursprung Mitte der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Mit dem politischen Willen, die EU-Agrarüberschüsse zu dämpfen, war auch die Hoffnung verbunden, dass sich durch reduzierte Bewirtschaftungsintensität auf relativ einfachem Wege die biologische Artenvielfalt erhöhen lässt, ohne allzu starke Einbußen an Futterquantität und -qualität in Kauf nehmen zu müssen (Briemle, 2001). An die Grünlandextensivierung werden unterschiedliche Erwartungen geknüpft (Briemle, 1993, RIEDER, 1999a). Diese können produktionstechnischer, landschaftsökologischer, ästhetischer aber auch förderungstechnischer Art sein. Das Ideal wäre eine Kombination all dieser Aspekte. Fragen künftiger Extensivformen der Grünlandnutzung gewinnen zunehmend an Bedeutung, da durch den ständigen Rückgang der Milchviehhaltung zunehmend Flächen aus der intensiven landwirtschaftlichen Produktion freigesetzt werden. Keinesfalls jedoch dürfte es sich um einen „einfachen" oder gar einheitlichen Weg handeln, worauf die Literatur (siehe Verzeichnis) in vielfältiger Form hinweist. Erschwerend kommt hinzu, dass der Begriff „Grünlandextensivierung" selbst nicht eindeutig definiert ist. Eine klare Abgrenzung zu reinen Landschaftspflegemaßnahmen ist allerdings dahingehend zu sehen, dass nach Rieder (1990 und 1999a) extensive Grünlandbewirtschaftung ein agrarisches Ökosystem darstellen soll, bei dem die pflanzliche Biomasse durch nachgeschaltete Raufutterfresser verwertet wird. Dadurch ergibt sich automatisch die Frage nach den Grenzen der Extensivierung, also der Erzeugung von noch tierisch verwertbarer Futtermasse. Sinnvoll erscheint daher der Vorschlag von Dittrich und Baars (1990), „extensive Grünlandbewirtschaftung" in Zusammenhang mit dem Nutzungstermin, den Bewirtschaftungsauflagen, dem Futterwert und daraus resultierenden möglichen Produktionsformen der Tierhaltung zu bringen.
Unter diesem Aspekt ist auch die nachstehende Auswertung zu sehen. Ein weiterer Schwerpunkt des Versuchs lag in der Beobachtung der möglichen Veränderungen des vorhandenen Arteninventars sowie der Reaktion einzelner Arten und -gruppen eines oberfränkischen Dauergrünlandbestandes (siehe Tabelle 1) auf sich abrupt ändernde Bewirtschaftungsmaßnahmen.
Tabelle 2 zeigt, dass sich die sechs Versuchsvarianten (mit vierfacher Wiederholung) sowohl durch die Schnittzahl pro Jahr als auch durch die Düngungsintensität unterschieden, wobei neben der Stickstoffdüngung auch die Höhe der Phosphat- und Kaliversorgung variiert wurde. Auf dem Standort gilt in der Praxis eine dreimalige Nutzung als die Regel. Nach Rieder (1997) entspricht eine drei- bis viermalige Nutzungsfrequenz einer mittleren Intensitätsstufe, während eine zweimalige Schnitt- oder dreimalige Weidenutzung als extensiv gilt. Jedoch stellen im Versuch auch die Dreischnittvarianten (2.1 bis 2.3) insofern in zweifacher Hinsicht eine extensive Bewirtschaftungsform dar, weil zusätzlich zur eingeschränkten N-Düngung auch der erste Schnitt immer relativ spät genommen wurde.

Ergebnisse und Diskussion

Tabellen zu den Erläuterungen

Weitere Ergebnisse im Detail

Ergebnisse der Bodenuntersuchung und zeitlicher Verlauf der N-Nachlieferung

Da auf dem sandigem Lehm in Losau in der ersten Versuchshälfte die pH-Werte unter dem für diese Bodenart empfohlenen Optimum lagen und sich außerdem mehr oder weniger starker Moosbewuchs einstellte, erhielten alle Varianten im Februar 1995 einheitlich eine Kalkdüngung in der Höhe von 10 dt/ha CaO in Form von Branntkalk. Dies führte zu einer Erhöhung der pH-Werte um etwa 0,5 Einheiten (siehe Tabelle 8).
Interessanterweise zeigen die Messergebnisse der Bodenuntersuchung selbst bei langjährig ausgesetzter Grunddüngung (Variante 1.1) zwischen Anfang und Ende des elfjährigen Untersuchungszeitraumes praktisch keinen Abfall beim pflanzenverfügbaren Phosphatgehalt. Der Verlauf der Werte lässt aber auch keine Rückschlüsse darauf zu, dass durch die Kalkung eine erhöhte Nährstoffmineralisierung stattgefunden hat, vielmehr schien der Standort selbst während des gesamten Untersuchungszeitraumes eine entsprechende Nährstoffversorgung der ungedüngten Parzelle zu sichern. RIEDER (1999) berichtet von teilweise extrem angestiegenen CAL-Phosphat und -Kaliwerten in den obersten Bodenschichten bei Umstellung von Acker- auf extensive Grünlandnutzung, die nur sehr schwer interpretierbar waren und verweist darauf, dass in diesen Fällen kalkulatorische Nährstoffsaldierungen im Sinne der Düngeverordnung ihren Sinn verlieren. Auch BRIEMLE (2000) folgert, dass sich standardmäßig erhobene Bodenwerte nicht zum Nachweis von Ausmagerungstendenzen eignen.
Eine jährliche Phosphatgabe von 60 kg/ha (Variante 1.2, 1.3 und 2.1) war bei gegebener Nährstoffnachlieferung des Bodens völlig ausreichend. Sie erhöhte in der Tendenz sogar den pflanzenverfügbaren Bodenvorrat, noch mehr die Anhebung auf 90 kg Phosphat (Varianten 2.2 und 2.3). Fehlende Kalidüngung (Variante 1.1) führte ebenfalls zu keiner Minderung des Bodenvorrates, in der Tendenz trat sogar eine Erhöhung auf. Im Gegensatz zur Phosphatversorgung veränderte die Kalidüngung die Bodenvorräte nicht.
Obwohl laut Bodenuntersuchung selbst bei völlig ausgesetzter Düngung (Vgl.1) sich die Kali- und Phosphatgehalte im bzw. um den optimalen Bereich lagen, förderte eine mineralische PK-Düngung
(Vgl. 2 ) sowohl den Leguminosenanteil als auch den Trockenmasse- und Energieertrag, während sich die analytische Futterqualität nicht verbesserte. Über positive Effekte auf extensiv geführtem Grünland mit gezielter Grunddüngung berichtet NEUNER (2001), wobei DIEPOLDER (2001) ebenfalls auf die Bedeutung des Standortes selbst verweist.
Auch der Verlauf des N-Entzuges der ungedüngten Variante 1.1 ließ innerhalb des elfjährigen Versuchszeitraumes keine Abnahme der Stickstoffnachlieferung und demnach analog zu den Ergebnissen der Bodenuntersuchung keinen Aushagerungseffekt erkennen.
Abschließend ist daher festzuhalten, dass sich der Grünlandbestand in Losau auch nach Ende des elfjährigen Extensivierungszeitraumes weder vom bodenbürtigen Nährstoffpotenzial noch von der Umstrukturierung des Pflanzenbestandes in einem stabilen Gleichgewicht befand. Damit bestätigte auch dieser Versuch die in der Literatur vertretene Feststellung, dass Grünlandextensivierung alles andere als ein einfacher Weg ist. Vielmehr sind die natürlichen Standortbedingungen und darauf abgestimmte Bewirtschaftungsmaßnahmen die Grundvoraussetzungen für den Erfolg.