Erträge
Der Versuch wurde viermal pro Jahr geerntet. Die mittleren Schnitttermine lagen in den drei Untersuchungsjahren 2004 - 2006 um den 20. Mai, Ende Juni, Mitte August und Anfang Oktober. Das durchschnittliche Ertragspotenzial von knapp 120 dt TM/ha verteilte sich auf die vier Aufwüchse in einem Verhältnis von 35 % : 21 % : 22 % : 22 %.
Auffallend war, dass im Mittel der Untersuchungsjahre 2004 - 2006 das Ertragsniveau mit zunehmender Bodenbelastung absank (siehe Tabelle 2 , unterste Zeile). Die Unterschiede zwischen den unbefahrenen Parzellen (129,8 dt TM/ha) und den beiden befahrenen Varianten betrugen 13,1 bzw. 18,1 dt TM/ha. Dies entspricht rund 10 % bzw. 14 %. Diese Differenzen waren auch statistisch absicherbar, nicht hingegen die Abnahme von 5,2 dt/ha ( = ca. 4 %) von „praxisüblicher" zu „hoher" Bodenbelastung. Dieses Resultat steht in Einklang mit Ergebnissen von DIEPOLDER et al. (2005), die auf einem Weidelgrasstandort im Allgäu Ertragsrückgänge von 9 - 13 % bei simulierter Bodenbelastung gegenüber einer unbefahrenen Kontrollvariante feststellten.
Stellt man die Ertragsmittel der drei gekalkten Varianten (1.2, 2.2, 3.2) denen der drei ungekalkten Varianten (1.1, 2.1, 3.1) gegenüber, so ließ sich der über die drei Belastungsstufen gemittelte geringe „Mehrertrag" von ca. 2 dt TM/ha (120,3 zu 118,4 dt/ha) bei Kalkung ebenfalls nicht absichern. Zu erwähnen ist diesbezüglich, dass bereits ohne zusätzliche Kalkung ein pH-Wert von 5,7 gemessen wurde, der auf diesem Standort als ausreichend angesehen werden kann. Bei den gekalkten Varianten war der pH-Wert um ca. 0,5 Einheiten höher. Auffallend war aber, dass bei den Parzellen ohne Bodendruck – im Gegensatz zu den befahrenen Varianten – in der Tendenz ein höherer Ertrag bei Kalkung gemessen wurde.
Nochmals sei erwähnt, dass eine Grünlandparzelle ohne jede Befahrung wie die Kontrollvarianten 1.1/1.2 in der Regel nicht der praxisüblichen Grünlandnutzung entspricht. Es war indes interessant zu beobachten, dass auf diesen Parzellen die Grasnarbe lockerer erschien und in einzelnen Jahren auch mehr Mäusebefall zu erkennen war.
Bestandszusammensetzung
Tabelle 3 gibt die Entwicklung von Gräsern, Kräutern und Klee sowie der Hauptbestandsbildner wieder. Die Einzeljahre sind bewusst dargestellt, um zu verdeutlichen, wie stark sich der Artenanteil bei gleichem Boniturzeitpunkt (vor dem 1. Schnitt) von Jahr zu Jahr verändern kann. Als wichtiges Beispiel sei die Gemeine Rispe (Poa trivialis) genannt. Im Mittel der drei Untersuchungsjahre lag ihr Anteil in der Grünmasse bei allen sechs Varianten in einer Größenordnung von ca. 10 - 15 %, was noch absolut tolerierbar ist. Der vermutete Effekt einer durch ansteigende Bodenbelastung bedingten Zunahme dieser im Wirtschaftsgrünland problematischen Grasart konnte bisher nicht abgeleitet werden.
Auch beim Leitgras – dem Wiesenfuchsschwanz (Festuca pratensis) – fallen in allen Varianten sehr große Jahresschwankungen auf. Es deutete sich jedoch an, dass mit zunehmender Bodenbelastung eine Abnahme des Wiesenfuchsschwanzes einherging. So lag der Anteil bei den unbefahrenen Parzellen (Kontrollvarianten 1.1/1.2) im Mittel bei 30 %, bei den Varianten mit Bodendruck (2.1/2.2 bzw. 3.1/3.2) bei 24 % bzw. 22 %. Diese Beobachtung steht im Einklang mit der Tatsache, dass Fuchsschwanz gemeinhin als nicht besonders weidefestes Obergras gilt.
Hingegen zeigte die Entwicklung des Kleeanteils – fast ausschließlich war Weißklee (Trifilium repens) vertreten – einen starken Anstieg mit zunehmender Bodenbelastung, speziell in 2005 und 2006. Anteile von teilweise weit über 20 % lagen dabei schon deutlich über einem „Idealanteil in der Wiese" von 10 - 20 %. Damit reagierte der Weißklee wie eine typische Weidepflanze, also als eine Art, die durch Bodenbelastung/Tritt stark gefördert wird.
Auffallend war ferner, dass bei den unbefahrenen Parzellen der Kräuteranteil – speziell der Kriechende Hahnenfuß (Ranunculus repens) – merklich stärker anstieg als bei ausgeübter Bodenbelastung. Im Jahr 2006 war er in den Kontrollvarianten (1.1/1.2) nach dem Wiesenfuchsschwanz die zweithäufigste Pflanzenart im Futter des ersten Aufwuchses. Erwartet hätte man eher einen gegenläufigen Effekt, da der Kriechende Hahnenfuß nicht nur als Wechselfeuchte- sondern auch als Bodenverdichtung für Zeigerpflanze gilt. Vermutlich konnte er aber mit seinen oberirdischen Ausläufern auf den unbefahrenen und auch lückiger wirkenden Parzellen gut Fuß fassen.
Hinsichtlich des Vergleichs zwischen Varianten mit und ohne Kalkgaben konnten bislang keine Unterschiede in der Bestandszusammensetzung erkannt werden.
Futterqualität und Mineralstoffgehalte
In den Tabellen 4 bis 7 sind die Laborergebnisse der Pflanzeninhaltsstoffe dargestellt. Trotz viermaliger Nutzung wurde auf dem Standort mit Wiesenfuchsschwanz als Leitgras bei mittleren Rohfaser- und Rohproteingehalten von 23 % bzw. 16 % im Versuchsdurchschnitt nur eine Energiedichte von 5,8 MJ NEL/kg TM erreicht. Tabelle 4 zeigt, dass die niedrigsten Rohprotein- und Energiewerte mit ca. 14 % bzw. 5,7 MJ NEL im ersten, die höchsten mit ca. 18 % bzw. 6,0 MJ NEL im letzten Aufwuchs gemessen wurden. Dies bestätigt, dass ein sauberer (wenig Verschmutzung) Herbstschnitt durchaus ein qualitativ hochwertiges Milchviehfutter sein kann. Es zeigt sich aber auch, dass auf Wiesenfuchsschwanzbeständen die in der leistungsbetonten Milchviehfütterung angestrebten Energiekonzentrationen von über 6,0 MJ NEL oft nicht erreicht werden können, sofern man nicht sehr früh schneidet.
Die gemessenen durchschnittlichen Mineralstoffgehalte lagen im Bereich der in der Literatur angegebenen Spannweite von Nährstoffkonzentrationen in Grünlandaufwüchsen (DIEPOLDER und HEGE, 2004). Sie lassen insgesamt auf eine ausreichende Nährstoffversorgung der Pflanzen schließen.
Die mittleren Gehalte an Mengenelementen im Futter lagen pro Kilogramm Trockenmasse bei 3,1 g Phosphor, 19 g Kalium, 2,9 g Magnesium, 7,5 g Calcium, 2,8 g Schwefel und 1,6 g Natrium. Gerade beim Natrium wurden in den letzten beiden Aufwüchsen (2,3 bzw. 3,0 g/kg TM) wesentlich höhere Werte als in den ersten beiden Schnitten (0,8 bzw. 0,6 g/kg TM) gemessen. Ein N/S-Verhältnis von 9-10:1 wies bei allen Aufwüchsen auf eine optimale Schwefelversorgung hin.
Bei den Spurenelementen wurden im Versuchsmittel (über alle Varianten, Jahre und Aufwüchse hinweg gemittelt) Konzentrationen von durchschnittlich 86 mg Mangan, 9 mg Kupfer, 33 mg Zink und 0,07 mg Selen pro Kilogramm Trockenmasse erreicht.
Ebenfalls wie bei den Mengenelementen bestanden hier zwischen den Aufwüchsen (siehe Tabelle 4) aber auch zwischen den Jahren (siehe Tabelle 5 ) teilweise erhebliche Unterschiede. Starke Jahresunterschiede wurden insbesondere bei Mangan und Selen gemessen. Generell unterstreichen die Ergebnisse somit auch die Bedeutung von aktuellen Futteruntersuchungen des Grobfutters in der leistungsorientierten Milchviehfütterung gegenüber der Verwendung von pauschalen Faustzahlen.
Hingewiesen sei auch , dass in der Milchviehration bei den Spurenelementen Gehalte von 50 mg/kg TM bei Mangan und Zink, bei Kupfer 10 mg/kg TM und bei Selen 0,1 - 0,2 mg/kg TM angestrebt werden. In der Pflanzenernährung gelten dagegen bereits Gehalte von 25 - 30 (Mangan), 4 - 5 (Kupfer) und 25 - 30 (Zink) Milligramm pro Kilogramm Trockenmasse als Untergrenze für eine ausreichende Versorgung der Pflanzen. Selen wird für die Pflanze im Gegensatz zum Tier nicht als Nährstoff benötigt.
In der Tendenz wurden bei der ertragsschwächeren und kleereichen höchsten Belastungsstufe gegenüber der unbefahrenen Kontrollvariante geringfügig niedrigere Rohfaser, höhere Rohproteingehalte sowie geringfügig höhere Calcium-, Phosphor- und Schwefelgehalte gemessen (siehe Tabelle 6 ).
Bei den gekalkten Parzellen wurden im Mittel der Untersuchungsjahre um 5 % höhere Calciumwerte, jedoch um ca. 5 % niedrigere Kupfergehalte und vor allem um ca. 15 % niedrigere Mangankonzentrationen gegenüber den ungekalkten Varianten gemessen. Damit deutete sich auch im Versuch die schon in der Literatur (HEGE und PERETZKI., 2006) bekannte sinkende Verfügbarkeit dieser beiden Nährstoffe mit steigendem pH-Wert an. Allerdings ergaben die Pflanzenanalysen keinen Hinweis, dass bei Kalkung ein Mangel vorgelegen hätte – die Konzentrationen lagen ausreichend hoch.
Besonders bemerkenswert war aber die Reaktion der Manganaufnahme in Wechselwirkung mit den Faktoren Bodendruck und Kalkung im Frühjahrsaufwuchs. Dies ist in Tabelle 7 dargestellt. So wurde bei den stark befahrenen Parzellen im Mittel um ca. 40 % (ca. 92 mg/kg TM) mehr an Mangan im ersten Aufwuchs gemessen als bei den unbefahrenen Parzellen (ca. 65 mg/kg TM). Der zusätzliche Kalkeffekt führte zu Unterschieden von insgesamt ca. 65 % (98 mg/kg TM bei stark befahren und ungekalkt; 56 mg/kg TM bei unbefahren und gekalkt). Sehr hohe Mangankonzentrationen wurden somit im Frühjahr durch intensive Befahrung in Verbindung mit fehlenden Kalkgaben verursacht.