Pressemitteilung – 12. Juli 2024, Grub, Landkreis Ebersberg / Kallmünz, Landkreis Regensburg
Zucht auf Gesundheit: Über 1.000 Betriebe machen mit beim Projekt "FleQS-Gesundheit und Robustheit“
Die einheimische Doppelnutzungsrasse Fleckvieh in Richtung Gesundheit und Robustheit zu züchten, das ist das Ziel des bayerischen Projekts "FleQS-GuR" (Fleckvieh-Kuh(Q)-Stichprobe für Gesundheit und Robustheit). Dieses Vorzeigeprojekt, das über drei Jahre bis 2025 läuft, wird vom Institut für Tierzucht der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) mit den im Landesverband bayerischer Rinderzüchter organisierten Zuchtverbänden und den in der Arbeitsgemeinschaft ABB organisierten bayerischen Besamungsstationen als Wirtschaftspartner durchgeführt. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat am Freitag in der Oberpfalz den 1.000. Teilnehmerbetrieb besucht. Bis Ende des Jahres werden in diesem Projekt rund 1.200 Betriebe mit insgesamt über 90.000 Kühen mitwirken, im letzten Projektjahr soll der Umfang auf insgesamt 20 Prozent der bayerischen Fleckviehkühe ausgeweitet sein. "Tierwohl liegt mir sehr am Herzen. Deshalb unterstützen wir das Verbundprojekt seit 2021 mit insgesamt rund 2,5 Millionen Euro. Unsere Kühe sollen nicht nur hochwertige Lebensmittel in Form von Milch und Fleisch liefern, sondern auch gesund und robust sein", sagte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber in Oberwahrberg bei Kallmünz.
Ministerin Michaela Kaniber (M.) gratulierte dem Familienbetrieb Pilz, der als 1.000 Teilnehmer bei dem FleQS-Projekt dabei ist (Foto: Rainer Winter, LfL)
Das Fleckvieh ist die leistungsstärkste Doppelnutzungsrasse der Welt und vereint in idealer Weise Milch- und Fleischerzeugung. Es steht damit für eine besonders nachhaltige Nutztierhaltung. Daneben stehen aber auch Gesundheit und Robustheit der Tiere im Fokus. Mit den traditionellen Zuchtmethoden konnten diese Merkmale nicht bearbeitet werden. Durch die Nutzung der von den bayerischen Milchviehhaltern erfassten Gesundheitsdaten, zusammen mit DNA-Profilen aus der genomischen Untersuchung derselben Tiere, ergeben sich jetzt vielversprechende Möglichkeiten. Voraussetzung dafür ist die Erfassung von Gesundheitsmerkmalen mit einer App an einer Vielzahl von Kühen. Zusammen mit den genomischen Untersuchungen der Kühe entsteht so ein Datenpool, mit dem die genetische Veranlagung für Gesundheit für alle Fleckviehkühe bestimmt werden kann. Erst damit wird die Zucht auf Gesundheit und Robustheit möglich. Erste Auswertungen belegen, dass dieser Ansatz bereits Erfolge in der genetischen Verbesserung der Gesundheit unserer Milchkühe zeigt.
Das Programm startete im Jahr 2019 mit dem Projekt FleQS (Fleckvieh-Kuh-Stichprobe) als Zusammenarbeit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft mit den bayerischen Rinderzuchtorganisationen. Am Ende dieses Projekts nahmen bereits 284 Betriebe an der Datenerfassung teil. Auf Grund des Erfolgs des Projekts hat das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus ein neues Förderprogramm "Gesundheit und Robustheit" (GuR) aufgelegt, das seit 2021 die Genotypisierung von weiblichen Tieren für die Zucht auf Gesundheit und Robustheit finanziell unterstützt. Im Jahr 2023 waren es bereits 926 Teilnehmer, bis Ende dieses Jahres rechnet man mit mehr als 1.200 teilnehmenden Betrieben. Damit wird jede sechste Herdbuchkuh in Bayern im Programm sein.
Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft berechnet für alle Bullen und Kühe die Vererbungsleistung (Zuchtwerte) mithilfe der modernsten statistischen Verfahren. Voraussetzung dafür ist lediglich, dass dem Tier beim Einziehen einer Ohrmarke eine kleine DNA-Probe entnommen wird. Die daraus ermittelten Zuchtwerte sind die Grundlage der Selektion der nächsten Kuhgeneration auf den Betrieben. Sie schaffen damit die Möglichkeit, die Fleckviehpopulation weiter in Richtung Gesundheit und Robustheit zu entwickeln. Die steigende Teilnehmerzahl machte es möglich, dass im Dezember 2023 erstmalig ein Zuchtwert für die Klauengesundheit veröffentlicht werden konnte. Hierzu werden Befunde aus der regelmäßigen Klauenpflege sowie tierärztliche Diagnosen aus dem Klauenbereich verrechnet. "Das vorgestellte Projekt ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich das Tierwohl für Nutztiere verbessern lässt, wenn alle Beteiligten zusammenwirken und moderne Methoden der Datenerfassung und der Genomik nutzen", so LfL-Präsident Stephan Sedlmayer.
Weitere Informationen:
Ministerin Michaela Kaniber (M.) gratulierte dem Familienbetrieb Pilz, der als 1.000 Teilnehmer bei dem FleQS-Projekt dabei ist (Foto: Rainer Winter, LfL)
Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.