Pressemitteilung – 02. Mai 2024, Dietersheim
Rehkitzrettung: Team, Technik und Timing entscheidend
Bei einem gemeinsamen Pressetermin der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und dem Verein „Wir retten Rehkitze“ wurde auf einer Luzernefläche des ökologisch bewirtschafteten Guts Dietersheim der Stadt München die Problematik sowie unterschiedliche Vorgehensweisen und technische Lösungen zur Rettung von Rehkitzen vorgestellt.
Ein im hohen Gras verstecktes Rehkitz ist schwer zu erkennen. (Foto: Wir retten Rehkitze e.V.)
Bei der LfL wird seit 2018 systematisch erforscht, wie man Wildtiere, insbesondere Rehkitze, vor dem Tod beim Mähen von Grünland oder Feldfutterbaubeständen schützen kann. Eine praktische Demonstration einer Auswahl verschiedener Methoden und technischer Hilfsmittel vor Vertretern der Presse zeigte den aktuellen Stand und welche Faktoren zum Erfolg führen können.
„Die Rettung von Rehkitzen ist ein sehr emotionales Thema, das alle bewegt: Landwirte, Jäger, Gesellschaft und engagierte im Ehrenamt“, so Stephan Sedlmayer, Präsident der LfL. „Daher ist es wichtig, dass sich bei der Lösung dieser Problematik am besten alle Gruppen mit einbringen und zur rechten Zeit zusammenarbeiten. Die gute Zusammenarbeit vor Ort ist gleichzeitig der wichtigste Erfolgsfaktor zur Vermeidung des Mähtods.“
Stefan Thurner, Leiter der Arbeitsgruppe „Grünland und Futterkonservierung“ am LfL-Institut für Landtechnik und Tierhaltung, stellte verschiedene Techniken und Geräte vor, die helfen können, Rehkitze auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche vor dem Mähen zu verscheuchen oder dort zu finden. „Es gibt inzwischen zwar viele technische Maßnahmen und Methoden, die bei der Rehkitzrettung helfen können. Doch wenn sich zudem noch viele Menschen ehrenamtlich in einem Verein wie ‚Wir retten Rehkitze‘ engagieren, wird dies meist von Erfolg gekrönt und hilft, die Arbeitsbelastung der Landwirte in der Erntezeit bei den ersten Schnitten zu verringern. Für die Landwirte selbst haben wir von der LfL Handlungsempfehlungen für eine tierschonende Mahd in einem ‚Mäh-Knigge‘ veröffentlicht, denn auch die Mähmethode und weitere Aspekte sind wichtig. Zudem bietet der ‚Mäh-Knigge‘ Checklisten für den Bewirtschafter, den Lohnunternehmer oder den Jäger, um die Organisation und die Durchführung der Maßnahmen zu erleichtern.“
Thurner stellte verschiedene Geräte zur Vergrämung (Verscheuchen) der Tiere vor. Zur Platzierung auf der Wiese am Vortag der Mahd sind beispielsweise optisch-akustische Wildretter erhältlich, es können aber auch selbstgebaute Scheuchen (wie z. B. eine Stange mit einem blauen Plastiksack) erfolgreich eingesetzt werden. Akustische Wildretter zum Vertreiben sollten an jedem Mähwerk montiert werden. Ein über ein Schulterband tragbarer Wildretter zum Aufspüren, Sichern und Bergen der Kitze der Firma i_s_a Industrieelektronik wurde im Praxiseinsatz gezeigt. Er eignet sich insbesondere für kleine Flächen wie Gewässerrandstreifen oder Erosionsschutzstreifen.
Martina Zander vom Verein „Wir retten Rehkitze“ zeigte, wie mit einer Drohne und live übertragenen Wärmebildaufnahmen auf der Feldfutterfläche Rehkitze aus einer Höhe von 40 Metern gefunden werden können – heute die wohl am häufigsten eingesetzte und sehr erfolgreiche Technik zur Rehkitzrettung. Die gefundenen Rehkitze sollten dann nur von geschulten Helfern mit Handschuhen und Gras angefasst und mittels passenden Aufbewahrungsbehältnissen aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. Martina Zander wird dabei von ihrem Arbeitgeber DHL Group unterstützt, indem entsprechende Freiräume für privates soziales Engagement geschaffen werden.
„Auch die Stadt München ist sehr froh, wenn sich Ehrenamtliche engagieren, um auf ihren Stadtgütern junge Rehkitze vor dem Mähtod zu retten“, sagte Stadtrat Tobias Ruff. „Wir unterstützen gerne solche Aktionen auf unseren Flächen.“
Weitere Informationen
Von rechts nach links: LfL-Präsident Stephan Sedlmayer, Stefan Thurner (LfL), Martina Zander (Wir retten Rehkitze e.V.) und weitere aktive Vereinsmitglieder. (Foto: Gleixner, LfL)
Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.