Pressemitteilung – 26. Oktober 2022, Grub
60. BAT-Tagung: „Versorgung mit Mineralstoffen tiergerecht und nachhaltig gestalten“

Im Oktober hat die 60. Jahrestagung der Bayerischen Arbeitsgemeinschaft Tierernährung e.V. (BAT) in Grub/Poing stattgefunden. Die Tagung stand unter dem Motto: „Die Versorgung mit Mineralstoffen tiergerecht und nachhaltig gestalten!“. Rund 220 Teilnehmende konnten sich vor Ort oder per Online-Übertragung an den Vorträgen, Posterpräsentationen oder Diskussionen im Plenum beteiligen. Das bestehende Netzwerk konnte so erhalten, gestärkt und erweitert werden.

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Prof. Wilhelm Windisch auf der 60. BAT-Tagung in Grub. (Katrin Harms / LfL)

Fachlich können folgende Kernaussagen getroffen werden: Aufgrund stetig neuer Erkenntnisse müssen die Beurteilung der Nährstoffversorgung und des Nährstoffbedarfes landwirtschaftlicher Nutztiere ständig weiterentwickelt werden. Wurde z.B. die Höhe der Phosphorverwertung bei der Milchkuh 1986 noch mit 60 Prozent angegeben, wird mittlerweile von einer Verwertung von 80 Prozent ausgegangen. Das ist im Wesentlichen dadurch bedingt, dass auf Grund des Wissensfortschrittes auch zur Fassung der unvermeidlichen Verluste deutlich geringere Sicherheitszuschläge notwendig sind, um in allen Fällen eine adäquate Versorgung zu erreichen. Die Umsetzung solcher Erkenntnisse kann dann zu einer Reduzierung der P-Zufuhr und damit zu einer Reduzierung der P-Ausscheidungen führen. Schwierigkeit bei der Neubewertung ist häufig ein Mangel an aktuellen Daten, die trotz aller Fortschritte im Bereich der Datenauswertung meist über neue, gezielt angelegte Fütterungsstudien gewonnen werden müssen. Insbesondere bei den Spurenelementen müssen dabei grundlegende Dosiswirkungsstudien den Versorgungsbereich von einer ungenügenden Aufnahme bis über den Beginn der homöstatischen Regulation hinaus abdecken und die praktische Fütterungssituation möglichst gut widerspiegeln, um Fehleinschätzungen zu vermeiden. Zu berücksichtigen sind dabei auch Neuentwicklungen wie z.B. die mikrobiellen Phytasen, die insbesondere bei Monogastriden eine starke Absenkung der Brutto-P-Zufuhr bei bedarfsdeckender P-Versorgung im Tier erlauben. In Wechselwirkung zu einer bedarfsgerechten Versorgung stehen die Ausscheidungen über den Wirtschaftsdünger, die vor dem Hintergrund neuer rechtlicher Rahmenbedingungen bei der Übertragung neuer Erkenntnisse in die Praxis zunehmend berücksichtigt werden müssen. Um eine punktgenaue Versorgung zu erreichen und damit die Nährstoffausscheidungen zu mindern sind bei den hoch variablen Gehalten im Futter regelmäßige Nährstoffanalysen zwingend erforderlich. Dies wird in der Praxis allerdings häufig nicht umgesetzt.

Diese Themen wurden in vier Plenarvorträgen am Vormittag bearbeitet und am Nachmittag in jeweils vier weiteren Vorträgen in den Sektionen Rind und Schwein vertieft. Weiterhin wurden insgesamt 25 Posterbeiträge rund um Futter und Fütterung präsentiert und diskutiert. Die Inhalte sind in einem umfangreichen Tagungsband, welcher gedruckt und digital verfügbar ist, zusammengefasst.

Den Abschluss und Höhepunkt der Tagung hat die Ehrung von Prof. Wilhelm Windisch, dem ehemaligen Leiter des Lehrstuhls für Tierernährung an der Technischen Universität München (TUM), dargestellt. Im Namen der Staatsregierung und von Staatsministerin Michaela Kaniber wurde er für seine Verdienste in der Tierernährung ausgezeichnet und bekam den Bayerischen Löwen und eine Urkunde durch Herrn Dr. Georg Beck, Leiter des Referats für Tierhaltung, Tierwohl und Tierzucht im StMELF, überreicht. In der Laudatio wurde Prof. Windisch von Prof. Hubert Spiekers als ausgezeichneter Wissenschaftler und Lehrer gewürdigt, der sich voll und ganz der Tierernährung gewidmet und dabei immer auch über den „Trogrand“ hinausgeblickt hat. Die leidenschaftliche Vermittlung von Wissen, die Heranbildung von fähigen und motivierten jungen Wissenschaftlern, die Implementierung des Wissens in Wissenschaft, Landwirtschaft, Wirtschaft sowie der breiten Bevölkerung seien ihm ein besonderes Anliegen. Neben der hohen Fach- und Sachkompetenz zeichnen Herrn Prof. Windisch eine hohe persönliche Integrität, ein freundschaftlich-respektvoller Umgang und eine hohe rhetorische und didaktische Kompetenz aus.

Prof. Wilhelm Windisch auf der 60. BAT-Tagung in Grub.

Prof. Wilhelm Windisch auf der 60. BAT-Tagung in Grub. (Katrin Harms / LfL)

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Ehrung von Prof. Wilhelm Windisch durch Dr. Georg Beck.

Ehrung von Prof. Wilhelm Windisch durch Dr. Georg Beck.

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Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.