Pressemitteilung – 01. September 2021, Freising
Erste Linsenernte am Biohof Meidinger in Neufahrn

In dem Forschungsprojekt „Speiseleguminosen BioBayern“ entwickelt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) für besondere Hülsenfrüchte, wie Linsen, Buschbohnen und Kichererbsen spezielle Anbauempfehlungen und praxisorientierte Hilfestellungen. Gemeinsam mit Erzeugern wie dem Biohof Meidinger, aber auch den Verarbeitern und dem Handel ist die LfL auf der Suche nach Perspektiven für diese wertvollen und innovativen Lebensmittel. Die Geschichte der Linsen startete Ende März mit der Saat. Auf jeweils einem Drittel Hektar wurden zwei verschiedene Linsentypen zusammen mit dem Gemengepartner Gerste gesät. Anicia ähnelt der französischen Le Puy-Linse und ist eine grünmarmorierte 3-5 mm große Linse mit fein-nussigem Geschmack. Der Linsentyp Beluga hat rundliche 2-3 mm große schwarze Samen und erinnert geschmacklich an Maronen. Beide Linsentypen zerfallen beim Kochen nicht. Von der Aussaat bis zur Ernte dokumentierte Bärbel Eisenmann, Projektmitarbeiterin der LfL in Freising, den Kulturverlauf und wichtige Kenndaten. Auf der Internetseite der LfL gibt es zu dem Anbauversuch ein Tagebuch mit vielen Bildern und Erklärungen.

Linsenernte Meidinger NeufahrnZoombild vorhanden

Linsen werden gedroschen

Bei der Linse stellt sich vor allem die Frage nach einem passenden Partner. Die Linse benötigt eine sogenannte Stützfrucht, die Linsenpflanze hat keine eigene Standkraft und würde bei kräftigem Regen oder Sturm am Boden lagern. Am Boden liegend sind Fäulnis und ein zu frühes Auswachsen ein Risiko, die Ernte wäre erschwert. Wichtig für die Stützfrucht ist, dass der Partner gemeinsam mit der Linse abreift und sich nach der Ernte gut von der Linse trennen lässt. Im Fall des Biohofs in Neufahrn war Gerste die Stützfrucht, da die Getreidekörner sich gut abtrennen lassen.

Der Biohof der Familie Meidinger in Neufahrn bei Freising liegt in der Münchner Schotterebene, einem von den Bodenverhältnissen sehr gut geeigneten Linsenstandort. Herr Meidinger Senior kann sich noch an den Linsenanbau auf dem Betrieb in den 1940er Jahren erinnern. Mit zunehmendem Einsatz von Mineraldünger wurde der arbeitsaufwendige Linsengemengeanbau eingestellt. Mit der Umstellung auf biologische Landwirtschaft im Jahre 2009 kam der Wiederanbau von Linsen ins Gespräch. Ein Anbauversuch 2018 war nicht erfolgreich, Gründe dafür sind viel-leicht im verwendeten Saatgut zu suchen. Jetzt soll der Anbau mit Unterstützung der LfL erneut erprobt werden.

Das Dreschen der Linsen mit der Gerste im Gemenge stellte für den erfahrenen Landwirt Christian Meidinger trotz des hohen Grünanteiles der Linsenpflanzen kein Problem dar und die Erträge sind zufriedenstellend. Die große Herausforderung kommt aber mit der Trocknung, Reinigung und Auftrennung des Gemenges. Wahrscheinlich muss die Aufbereitung als Speiseware von einem externen Dienstleister durchgeführt werden. Auf Linsengemenge spezialisierte Reinigungsbetriebe sind noch selten, eine Liste geordnet nach Postleitzahlen befindet sich auf der Internetseite des Speiseleguminosenprojektes.

Die Linsen haben als Pluspunkt wertvolle Inhaltsstoffe, wie ein hoher Eiweißgehalt, sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe oder Glutenfreiheit. Diese lassen die Nachfrage nach regional erzeugten Hülsenfrüchten in Öko-Qualität steigen. Zusätzlich eröffnet der aktuelle Trend zu fleischreduzierter, vegetarischer oder veganer Ernährung den Hülsenfrüchten neue Marktchancen. Davon profitieren alle Partner entlang der Wertschöpfungskette, die Landwirte, Verarbeiter und der regionalen Lebensmitteleinzelhandel.

Es geht bei dieser Eiweißforschung der LfL auch darum herauszufinden, welche Kulturen sich für den Anbau in Bayern überhaupt eignen und auf welchen Standorten sie sich gut entwickeln. Aus agronomischer Sicht bereichern Eiweißpflanzen die Fruchtfolge und verbessern die Nährstoffversorgung der Böden, sie machen Stickstoff aus der Luft pflanzenverfügbar. Sie fördern die Biodiversität und sind Lebens-raum für wichtige Bestäuber wie Bienen und Hummeln. Diese Eigenschaften machen sie zu attraktiven Pflanzen für eine umweltfreundliche und nachhaltige Landwirtschaft.

Die LfL arbeitet im Projekt eng mit Experten aus Baden-Württemberg und Österreich zusammen. Versuche an verschiedenen LfL-Versuchsstandorten, auf Pionierbetrieben und die Sammlung der Praxiserfahrungen von möglichst vielen Betrieben, bündeln die Erfahrungen zu dem Anbau dieser besonderen Speiseleguminosen in Bayern.
Ziel sind funktionierende Anbauverfahren, damit die Landwirte bei diesen anspruchsvollen Kulturen nicht teures Lehrgeld bezahlen müssen.
Das zweite Ziel des Projektes ist es, die Marktversorgung mit regional erzeugten bayerischen Speiseleguminosen zu erhöhen und neue Marktpotenziale zu erschließen.

vier Personen vor einem Mähdrescher

zweite v. li. Bärbel Eisenmann, LfL und Betriebsleiter Meidinger, 3.v.li. mit einem Fernsehteam

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Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.