Pressemitteilung – 04. März 2021, Freising
Auf einem Hektar Sommergerstenfläche wachsen über 3.000 Träger Bier

Zu Beginn der Starkbierzeit denkt kaum jemand daran, dass schon bald der Anbau der Braugerste als wichtigster Zutat für diese Köstlichkeit bevorsteht. Für Starkbier wird ungefähr 50 Prozent mehr Malz und damit auch mehr Gers-te verwendet, als für das typische bayerische Helle. Sobald im Frühjahr die Böden abgetrocknet und befahrbar sind, geht es auf den Feldern mit dem Anbau der sogenannten Sommerungen los. Das sind Feldfrüchte die im Frühjahr gesät und im Hochsommer oder Herbst des gleichen Jahres geerntet werden. Die Sommerbraugerste ist eine der Ersten, die in den Boden kommt.

In Bayern wächst über ein Viertel der Sommergerste, die in Deutschland geerntet wird. Kein Wunder, denn in Bayern stehen mit 640 Braustätten (Stand im Jahr 2020) über zwei Fünftel der Brauereien in Deutschland. Die Sommergerste ist eine ökologisch sehr wertvolle Fruchtart: Wegen des für die Bierherstellung notwendigen niedrigen Eiweißgehaltes gilt die Braugerste als extensive Fruchtart, die wenig Stickstoff braucht. Damit trägt sie zu einer ausgeglichenen Stickstoffbilanz bei und sorgt für sauberes Grundwasser, eine weitere, wichtige Zutat des Bieres laut Reinheitsgebot. Hier punkten die neuen Gerstensorten mit einer hohen Nährstoffeffizienz. Als Sommerung kann Gerste überdies viel dazu beitragen, Pflanzenschutzmittel zu reduzieren. So kann man Probleme mit dem aggressiven Ungras Ackerfuchsschwanz in den Griff bekommen, der sich immer weiter ausbreitet.

Um eine Gerste zur Braugerste zur küren, muss sie von der Kreuzung bis zur Anbauempfehlung ein hartes Prüfprogramm durchlaufen. Nur die Sorten, die von ihren Resistenzeigenschaften bis zur Brauqualität hervorragend abschneiden, erhalten die Verarbeitungsempfehlung der Braugerstengemeinschaft und die offizielle Anbaubauempfehlung der Pflanzenbauberater. Zur Zeit haben bei der Empfehlung in Bayern trotz internationaler Konkurrenz sogar drei bayerische Sorten die Nase vorne.

Die Züchtungsforscher und -forschinnen der LfL arbeiten bei der Gerste an allen relevanten Fragestellungen wie der Stickstoff-Effizienz, der Resistenz gegen Krankheiten, der Trockentoleranz und einem guten Wurzelwachstum, um für die Gerstenzüchter Kreuzungspartner bereitzustellen. Aus diesen können die Züchter neue Gerstensorten entwickeln, die regional angepasst sind und im Klimawandel das Beste aus den Gegebenheiten herausholen. In jüngerer Zeit steht die Eignung für den ökologischen Landbau stärker im Fokus der Züchtungsforschung an der LfL. In den Landessortenversuchen werden jedes Jahr die besten Sorten auf ihre Anbaueignung in den bayerischen Regionen getestet, so dass sichergestellt wird, dass am Ende nur die beste Gerste aus heimischem Anbau im Glas landet.

Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.