Pressemitteilung – 05. Juli 2019, Höchstadt
In Bayern ausgestorben geglaubter Urzeitkrebs in Karpfenteichen entdeckt

Die Entdeckung des Urzeitkrebses Leptestheria dahalacencis in Teichen des Instituts für Fischerei der Landesanstalt für Landwirtschaft in Höchstadt zeigt einmal mehr, welchen bedeutenden Beitrag die Karpfenteichwirtschaft zum Erhalt der Biodiversität leistet: Karpfenteiche fungieren als Ersatz für die verlorengegangenen Auen- und Kleinstgewässer und bieten unterschiedlichsten, teils bedrohten Tierarten einen geeigneten Lebensraum.

Eine Forschergruppe des Institutes für Fischerei übergab am 5. Juli einige Exemplare des Urzeitkrebses an Professor Klaus Schönitzer von der Zoologischen Staatssammlung in München. Der nachgewiesene Urzeitkrebs gehört zur Ordnung der Muschelschaler (Conchostraken) und wird in der Roten Liste 2003 für Bayern noch als ausgestorben geführt. Das einzige bisher für Deutschland bekannte rezente Vorkommen stammt aus Fischteichen bei Hadamar (Hessen), ein weiterer einmaliger Nachweis 2007 aus einem Tümpel bei Burgheim (Bayern). Natürliche Lebensräume der Urzeitkrebse sind temporär trockenfallende Gewässer wie Auengewässer, Schmelz-, Regen- und Überschwemmungstümpel. Sie sind durch schnelle Entwicklungszeiten und die Bildung resistenter Dauerstadien (Zysten) perfekt an diese Lebensräume angepasst.

Durch menschliche Einflüsse (Gewässerausbau-, verfüllung) sind die ursprünglichen Habitate der Urzeitkrebse vielerorts verloren gegangen. Vor diesem Hintergrund besitzt die Karpfenteichwirtschaft große Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität. Die traditionelle Bewirtschaftungsweise mit regelmäßigem Trockenlegen und Ausfrieren ermöglicht den Fortbestand der Urzeitkrebse und anderer auf temporäre Gewässer angewiesene Organismen.

Am Institut für Fischerei gibt es derzeit ein Forschungsprojekt über Maßnahmen zur Steigerung der Naturnahrung in Karpfenteichen, welches im Rahmen des Bundesprogrammes Ökologischer Landbau vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert wird. Anlässlich des Fundes ist geplant, die hierbei gewonnen Zooplanktonproben noch einmal genauer zu betrachten, um Rückschlüsse auf die Faktoren ziehen zu können, die das Vorkommen des Urzeitkrebses begünstigen.

Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.