Praxisinformationen
Jahresbericht über die Ermittlung von Erzeugungs- und Qualitätsparametern sowie der Zuchtwertschätzung beim Schwein

Prüfferkel in der Quarantänestation.

In den Prüfstationen für Schweine in Grub und Schwarzenau werden unter standardisierten Bedingungen Erzeugungs- und Qualitätsmerkmale von Nachkommen aus der Herdbuchzucht und der künstlichen Besamung ermittelt, die im Rahmen der Zuchtwertschätzung die Grundlage für die spätere Selektionsentscheidung bilden.

Im Jahr 2022 wurden in den Prüfstationen 7.083 Tiere eingestallt, bei welchen neben den klassischen Prüfmerkmalen auch das Safthaltevermögen im Kotelett, der Intramuskuläre Fettgehalt, Zitzenmängel und Hilfsschleimbeutel an den Extremitäten routinemäßig erfasst werden. Projekte zur Haltung nicht kupierter Tiere sind zudem ein wichtiger Teil der Arbeit der Prüfstationen. Das Prüfaufkommen in Bayern teilt sich mit etwa 40 Prozent auf die Herdbuchprüfung und mit etwa 60 Prozent auf die Endprodukteprüfung auf. Im vergangenen Jahr wurden weitere 100 Tiere im Rahmen von Versuchen geprüft. Zusätzlich zur klassischen Stationsprüfung wird das Datenpotential in Praxisbetrieben mit bayerischen Hybridsauen konsequent weiter erschlossen. Durch das EIP-Projekt "BayernGO" werden zudem seit 2020 die Leistungen von Bestandssauen und deren Nachkommen in eigenremontierenden Ferkelerzeugerbetrieben des LKV Bayern e.V. erfasst und in der Zuchtwertschätzung berücksichtigt. Dies erweitert insbesondere die Anzahl von Reinzuchtleistungen erheblich.

Auf Basis dieses europaweit einzigartigen Datenpools in den organisierten Ferkelerzeugerbetrieben ist es so gelungen, den Zuchtfortschritt in der Aufzuchtleistung bei den Mutterrassen, bei der Vitalität der Ferkel und der Homogenität des Wurfes deutlich zu steigern. Beides, die hervorragende Merkmalserhebung in den Prüfstationen und die konsequente Nutzung von Felddaten, sind in Verbindung mit der genomischen Zuchtwertschätzung die Garanten für die hervorragende züchterische Entwicklung der in Bayern gezüchteten Rassen Piétrain, Duroc, Deutsche Landrasse und Deutsches Edelschwein.

Leistungsprüfungen und Zuchtwertschätzung beim Schwein in Bayern: Jahresbericht (LfL-Information)

Der vorliegende Bericht enthält neben den Stationsergebnissen noch Zusatzauswertungen, vor allem hinsichtlich der Fleischbeschaffenheit, die Ergebnisse der Feldprüfungen sowie die aktuellen genetischen Trends anhand der Entwicklung der Zuchtwerte der letzten 10 Jahre. Zudem gibt er einen Überblick über aktuelle Forschungsaktivitäten im Bereich der Schweinezucht.

Das Prüfungsjahr 2022

Das Jahr 2022 war für die Ferkelerzeuger ökonomisch ein sehr schwieriges Jahr. Hohe Energie- und Futterkosten führten bei einem mittleren Qualitätsferkelpreis von 53 Euro zu negativen Unternehmergewinnen. In der Schweinemast war mit einem mittleren Schlachtschweinepreis von 1,85 Euro je kg Schlachtgewicht ebenso nur ein unterdurchschnittliches Betriebsergebnis zu erzielen, wodurch einige Mastställe nicht mehr belegt wurden.
Ökonomisch ungünstige Bedingungen der letzten Jahre gepaart mit notwendigen Investitionen wie beispielsweise in das Deckzentrum bis zum Jahr 2029 führten zu einem weiteren Rückgang der Schweinehaltung in Bayern. Zum Stichtag 11/2022 hielten in Bayern 1.350 Betriebe (-11 % zum Vorjahr) nur noch etwa 157.000 Zuchtsauen (-13 % zum Vorjahr). Die Betriebe mit Schweinemast verringerten sich auf 2.990 Betriebe (-8 %), der Bestand an Mastschweinen auf 1,19 Mio. Tiere (-11 %).
Zur Stärkung der bayerischen Schweinehaltung kann der Ausbau der Vermarktung mit dem Schwerpunkt "Herkunft aus Bayern" eine Strategie darstellen, welche die Nachfrage für bayerische Ferkel deutlich festigen würde. Ein Weg dafür ist das Projekt "Heimatversprechen", das Ende 2022 begonnen wurde. Das Projekt hat zum Ziel, ein Netzwerk aufzubauen, das die Schweinebranche in eine nachhaltige heimische Schweinefleischerzeugung im Hinblick auf Veränderungen von Umwelt, Gesellschaft und staatlichen Anforderungen führen kann. Die Grundlage bietet das Siegel Geprüfte Qualität Bayern (GQ Bayern), das durch das Netzwerk be- und gefördert werden soll. Das Gemeinschaftsprojekt wird von der Ringgemeinschaft Bayern e.V. geleitet und von bayerischen Unternehmenspartnern der gesamten Wertschöpfungskette mitgetragen. Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) unterstützt das Projekt finanziell.
Für die bestmögliche Qualität der bayerischen Tiere ist die Zucht maßgeblich mitverantwortlich. Um hier weiter den Anforderungen der Landwirte und auch der Gesellschaft gerecht zu werden, wurden im Jahr 2022 zahlreiche Maßnahmen getroffen.

Wichtigste Maßnahme

Als eine der wichtigsten Maßnahmen im vergangenen Jahr ist sicherlich der Baubeginn des neuen Versuchsschlachthauses am Versuchs- und Bildungszentrum Schwarzenau (BaySG) zu nennen. Die Planungen für den Neubau der neuen Prüfstation für Schweine in Schwarzenau sind zudem weit fortgeschritten. Die stationäre Prüfung wird somit auch in Zukunft neben der Partnerschaft mit dem LKV Bayern e.V. den wesentlichen Faktor für die bayerische Schweinezucht darstellen.

Neues Projekt HeriSINS zum Thema Entzündungs- und Nekrosesyndrom beim Schwein

Die Erhöhung des Anteils von Schweinen mit intaktem Ringelschwanz ist gesellschaftspolitisch gewünscht und wird daher in der Zuchtarbeit verstärkt in den Fokus genommen. In den Prüfstationen Grub und Schwarzenau werden bereits seit Mitte des Jahres 2021 grundsätzlich Tiere mit intaktem Ringelschwanz eingestallt. Im Jahr 2023 beginnt ein vom StMELF gefördertes Projekt (HeriSINS) zum Thema Entzündungs- und Nekrosesyndrom beim Schwein (SINS), in welchem an nicht kupierten Tieren SINS-Merkmakle erhoben und deren Zusammenhang für das Auftreten von Schwanzverletzungen untersucht werden.
Zur Einschätzung der bayerischen Genetik werden regelmäßig Vergleiche mit anderen Herkünften durchgeführt, in welchen auch mögliche Unterschiede bei der Haltung unkupierter Tiere eruiert werden.
Neben umfangreicher Forschungsarbeit bildet das Erzeugungs- und Qualitätsmonitoring an den Stationen Grub und Schwarzenau auch künftig das zentrale Rückgrat der bayerischen Zuchtprogramme.
Mit 7.083 eingestallten Tieren ist der Umfang der erhobenen Erzeugungsdaten, aber auch die Datenqualität im Vergleich mit anderen am Markt befindlichen Zuchtprogrammen überragend. Das Prüfaufkommen in Bayern teilt sich mit etwa 40 % auf die Herdbuchprüfung und mit etwa 60 % auf die Endprodukteprüfung auf. Zusätzlich wurden im Jahr 2022 etwa 100 Tiere im Rahmen von Versuchen geprüft.

Optimales Niveau bei Mast- und Schlachtleistungsergebnisse bei allen Prüfarten

Die Mast- und Schlachtergebnisse haben bei allen Prüfarten ein optimales Niveau erreicht. Im Prüfabschnitt wurden Tageszunahmen von 829 g bei der Rasse Piétrain (weiblich), 1.006 g bei den Mutterrassen (Kastraten) und 905 g bei den weiblichen Endprodukten ermittelt. Der Magerfleischanteil (LPA-Formel) im Schlachtkörper lag mit 67,5 % bei Piétrain und 62,1 % bei den Endprodukten (weiblich) ebenso auf einem ausgesprochen guten Niveau.

Projekte im Rahmen der Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung

Validierung der genomisch-optimierten Zuchtwertschätzung beim Schwein (ValPigGS)

In dem vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) geförderten Projekt "Validierung der genomisch-optimierten Zuchtwertschätzung beim Schwein (ValPigGS)" werden 50 Piétrain-Eber intensiv nachkommengeprüft, um die genomisch-optimierte Zuchtwertschätzung zu validieren. Ziel ist es zu prüfen, wie gut die zum Zeitpunkt der Selektion geschätzten Zuchtwerte mit den wahren Zuchtwerten übereinstimmen. Das Projekt wird Ende 2023 zum Abschluss kommen.

Genetische Verbesserung von Effizienzmerkmalen bei Schweinen zur Reduktion von Nährstoffausscheidungen (EffiPig)

Unter der Federführung der Universität Bonn wurde im Jahr 2022 das Projekt "Genetische Verbesserung von Effizienzmerkmalen bei Schweinen zur Reduktion von Nährstoffausscheidungen (EffiPig)" fortgeführt. In der Prüfstation Schwarzenau werden dazu Vollgeschwister der Kreuzung Pietrain x F1 (n=800) unterschiedlich gefüttert: Gruppe 1 mit Standardfutter der Prüfstation, Gruppe 2 stark N-/P-reduziert und ohne Sojaextraktionsschrot - und -öl. Im Mittelpunkt der Fragestellung steht, inwieweit die Rationsgestaltung die Zuchtwerte und somit die Rangierung der Eber beeinflusst. Mitte des Jahres 2023 werden die letzten Versuchstiere in Schwarzenau die Prüfung abschließen.

Projekt "Qualität unkastrierter männlicher Jungschweine (Qualiboar)"

Ziel des Projekts „Qualität unkastrierter männlicher Jungschweine (Qualiboar)“ war es, die Schlachtkörperqualität von Jungebern mit max. 60<kg Schlachtgewicht an einer größeren Stichprobe (n=25) zu ermitteln. Zudem sollte ein möglicher Einfluss der Endstufengenetik (Piétrain oder Duroc) eruiert werden.

Dazu wurden neben dem LPA-Leistungsspektrum folgende Untersuchungen vorgenommen:

  • Bestimmung des Androstenon- und Skatolgehaltes im Rückenspeck
  • Untersuchung der Hoden auf das Vorhandensein von Spermien zur Einschätzung, ob die Tiere zum Prüfende bereits die Geschlechtsreife erreicht haben
  • Zusammensetzung des Fettsäuremusters im Rückenspeck
Im Hinblick auf die Rasse der Endstufengenetik zeigte der Duroc Vorteile bei den täglichen Zunahmen und der Fleischqualität. Die Pi-Nachkommen hatten dagegen einen geringeren Futteraufwand und Vorteile in der Schlachtleistung.
Die Gefahr des Auftretens von Ebergeruch im Fett ist auch bei der Jungebermast nicht auszuschließen. Knapp 50 % der Projekttiere (n=12) überstiegen die Skatol- oder. Androstenongrenzwerte von 200 bzw. 1.500 ng/g Fett. Darunter waren sowohl Pi- als auch DU-Nachkommen.
Den Eintritt in die Geschlechtsreife scheinen die DU-Nachkommen eher zu erreichen als die Pi-Nachkommen (fünf der sechs geschlechtsreifen Tiere stammten von einem Duroc-Vater ab). Zudem war ein Tier kurz vor der Geschlechtsreife, welches auch einen DU-Vater hatte. Hier könnte somit die Rasse Piétrain Vorteile haben, auch um eine erhöhte Aktivität in der Bucht durch pubertäre Eber zu vermeiden.
Im Hinblick auf die Fettqualität scheint die Jungebermast unproblematisch zu sein. Um einen zu hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (PUFA) zu vermeiden, sollten Komponenten mit hohem Polyensäuregehalt wie Soja, Raps oder Mais in der Futterration begrenzt eingesetzt werden.

Vergleich unterschiedlicher Duroc-Herkünfte

Zur Einschätzung der Vererbungseigenschaften der Rasse Duroc werden in der Prüfstation Grub unterschiedliche Duroc-Herkünfte geprüft und mit dem Leistungsniveau des bayerischen Pietrain-Ebers verglichen. Dazu wurden sieben bayerische Duroc-Eber, drei Duroc-Eber spanischer Herkunft und vier Eber eines Zuchtunternehmens (Hybrid-Duroc) auf einem Prüfbetrieb eingesetzt und Kreuzungsnachkommen erzeugt. Die Ergebnisse der Erzeugungs- und Qualitätsmerkmale werden im Jahr 2023 vorliegen.

Vergleich verschiedener Edelschweinherkünfte als Anpaarungspartner für die Bayerische Landrasse zur Erzeugung von Kreuzungssauen (DAN-A-CH)

Aufgrund der geringen Edelschweinpopulation in Bayern wurden drei Genetikoptionen zeitgleich im Hinblick auf ihre züchterischen Leistungen sowohl in der Stationsprüfung als auch im Feld eruiert. Dazu wurden mehrmals zeitgleich in einem Betrieb mit 45 Sauen in der Abferkelgruppe jeweils sechs Eber jeder Genetik eingesetzt. Jeder Eber wurde mit mindestens vier Nachkommen an der Leistungsprüfungsanstalt getestet. Die weiblichen Geschwister wurden aufgezogen und nach Möglichkeit in Mitgliedsbetriebe des LKV Bayern überstellt. In diesen Betrieben liegen nunmehr auch Daten der Fruchtbarkeit und Robustheitsmerkmale (Anomalien) vor. Die Bayerischen Schweinezüchter nutzen nun zwei der Genetiken je nach Kundenstruktur der zukaufenden Betriebe. Damit liegen den Kunden zwei Genetikoptionen je nach Managementaufwand vor.

Nutzung der Genotypisierung durch Eigenremontierer in Bayern (Bayern-GO)

Die Genotypisierung von Nutztieren ist mittlerweile Standard in vielen Zuchtorganisationen. Insbesondere in der Rinderzucht ist sie in nahezu allen Populationen etabliert und kann dort nicht nur von Herdbuchzüchtern, sondern auch von Landeszuchtbetrieben für Reinzuchttiere genutzt werden.
Im Schweinebereich gab es bisher diese Möglichkeit nicht. Durch eine Förderung der EU (EIP-Agri) und des Freistaates Bayern 2020 gelingt es erstmals auch Ferkelerzeugerbetrieben diese Informations- und Selektionsmöglichkeiten über das Projekt Bayern-GO zur Verfügung zu stellen.
In nahezu allen Zuchtorganisationen werden die Reinzuchtlinien typisiert. Aufgrund dieser Ergebnisse werden dann Zuchtwerte dieser Sauen geschätzt. Für Kreuzungssauen – das übliche Verkaufsprodukt – gibt es dies weltweit noch nicht. Bisher stellt nunmehr einzig die EGZH in Bayern die Ergebnisse von Reinzuchttieren auch Ferkelerzeugerbetrieben infolge der schwierigeren Abstammungs- und Datenerhebung in Produktionsbetrieben ihren Kunden zur Verfügung. Eigenremontierer der EGZH können nun für ihre eigenen Tiere genomisch optimierte individuelle Zuchtwerte erhalten, während dies bei den Zuchtorganisationen nur für Reinzucht­verkaufs­produkte möglich ist. Dieser Quantensprung in der einzigartigen Nutzung der Typisierung für breite Nutzerschichten wurde in den letzten drei Jahren von der EGZH, der Landesanstalt für Landwirtschaft und 14 beteiligten Landwirten über das EIP-Projekt Bayern-GO entwickelt.
Durch das EIP-Projekt "Bayern-GO" werden zudem seit 2020 die Leistungen von Bestandssauen und deren Nachkommen in eigenremontierenden Ferkel­erzeuger­betrieben des LKV Bayern e.V. erfasst und in der Zuchtwertschätzung berücksichtigt. Dies erweitert insbesondere die Anzahl von Reinzucht­leistungen erheblich.

Erfassung von Verhaltensausprägungen beim Eigenleistungstest

Aufgrund der künftig anstehenden wesentlich freieren Haltung der Zuchtsauen (Bewegungsbucht, Flächenangebot im Deckzentrum) ist mit deutlich höheren Interaktionen der Zuchtsauen untereinander, mit ihren Ferkeln und dem Betreuungspersonal zu rechnen. Da in der Zuchtsauenhaltung noch sehr unterschiedliche Haltungsformen vorliegen, ist eine umfangreiche standardisierte Verhaltenserfassung derzeit nur vereinzelt möglich.
Aus diesem Grund werden seit Juni 2022 alle im Rahmen des Eigenleistungstests erfassten Jungsauen im Hinblick auf ihr Verhalten beim Zutrieb zur Waage und ihr Verhalten in der Waage in vier Ausprägungsstufen erfasst. In Zukunft können damit eventuell Parallelen zu weiteren Robustheitsmerkmalen wie Mütterlichkeit, Geburtsverlauf, Wurfhomogenität, Verbleiberate etc. gezogen werden.

Erfassung von Verhaltensmerkmalen über den LKV-Sauenplaner

Die im Rahmen eines Projektes im ökologischen Landbau (ÖkoSauMüt) durchgeführte Erfassung verschiedener Verhaltensausformungen wurden in den im Jahr 2021 eingeführten Sauenplaner des LKV Bayern auf Betriebsebene integriert. Zum Aufbau einer Datengrundlage hinsichtlich der Beachtung verschiedener Verhaltens­ausprägungen in der Zuchtarbeit sollen diese auch überbetrieblich ausgewertet werden. Zugleich wurde eine Erfassung des Tierverhaltens beim Eigenleistungstest eingeführt.
Die notwendige Datenerhebung ist insbesondere im Hinblick auf die geforderten künftigen Bewegungsmöglichkeiten im Deck- und Abferkelbereich anzustreben. Damit sind wichtige Erkenntnisse aus dem Projekt in die Datenerfassung beim LKV Bayern eingeflossen. Im Hinblick auf eine für 2023 umfangreiche Datenerhebung zum Verhalten der Sauen wurde für die die Genotypisierung nutzende Betriebe die Verhaltenserfassung an die vierstufige Erfassung in der Zucht angeglichen.

Zuchtwertschätzung für paternale Fruchtbarkeit bei Piétrain

Die Datengrundlage für die Zuchtwertschätzung der paternalen Fruchtbarkeitseffekte auf die Merkmale Fruchtbarkeit (lebend geborene Ferkel (LGF)), Vitalität (tot-geborene Ferkel (TGF)) und Homogenität (zu leicht geborene Ferkel (ZLF)) sind Würfe aus Ferkelerzeugerbetrieben. Die Daten stammen aus der zentralen Datenbank des LKV Bayern. Es werden alle Würfe berücksichtigt, die von einem bayerischen Piétrain-Besamungseber stammen (keine Mischbesamung). Um eine möglichst hohe Datenqualität zu gewährleisten, wird das Kennzeichen ‚Anomalien erfasst‘ als Kriterium verwendet. Dies geschieht in der Annahme, dass bei derart gekennzeichneten Würfen die Datenerfassung besonders sorgfältig erfolgt. Hinsichtlich der Rasse der Sauen erfolgt eine Beschränkung auf die stark vertretenen Rassen bzw. Herkünfte.
In einem zusätzlichen Schritt der Datenaufbereitung wurde geprüft, ob die Erfassung der Merkmale TGF und ZLF bestimmten Qualitätsanforderungen genügt; unter anderem Anteile der Würfe mit Erfassung TGF/ZLF, Anteil der Würfe TGF/ZLF, Mittelwerte für TGF/ZLF, jeweils auf Betriebs-Quartalsebene. In Tabelle 1 sind zum Vergleich die wichtigsten Kennzahlen der Datenerfassung aus Herdbuch- und Ferkelerzeugerbetrieben dargestellt. Bei TGF und ZLF bestehen zwischen den Betriebstypen deutliche Unterschiede hinsichtlich der Vollständigkeit der Datenerfassung. Während in den Ferkelerzeugerbetrieben in etwa zwei Drittel der Würfe die totgeborenen Ferkel erfasst werden ist die Erfassung der zu leicht geborenen Ferkel sehr lückenhaft. Hier liegen nur für etwa 10 % der Würfe Angaben vor. Im aktuellen Jahr hat sich die Erfassung deutlich verschlechtert. Es ist zu vermuten, dass das mit der im Sommer 2021 begonnenen Einführung des neuen Sauenplaners des LKV Bayern zusammenhängt. Ziel ist eine deutliche Verbesserung der Datenerhebung durch die Landwirte. Dies kann nur in Zusammenarbeit mit den Ringberatern des LKV-Bayern erfolgen.
Bisherige Ergebnisse zeigen, dass angesichts niedriger Heritabilitäten eine Berücksichtigung eines Fruchtbarkeitswertes bei der Selektion der Piétrain-Eber nur einen begrenzten Beitrag zur Verbesserung der Fruchtbarkeitsmerkmale leisten wird. Für den Ferkelerzeuger im geschlossenen System sollte der Produktionswert (zusätzlicher Gewinn pro Mastschwein) das wichtigste Kriterium bei der Eberauswahl bleiben. Der Fruchtbarkeitswert sollte in erster Linie dazu genutzt werden, Eber mit sehr schlechten Werten zu merzen.
Tabelle 1: Kennzahlen zur Erfassung von Fruchtbarkeitsmerkmalen in Ferkelerzeugerbetrieben
MerkmalFerkelerzeuger
Würfe gesamt14.056
Lebendgeborene Ferkel je Wurf13,5
Anteil der Würfe mit Angabe zur Anzahl totgeborener Ferkel65,0 %
Anteil der Würfe mit totgeborenen Ferkeln50,5 %
Gesamt geborene Ferkel je Wurf14,5
Totgeborene Ferkel je Wurf1,01 %
Anteil totgeborener Ferkel an den gesamt geborenen Ferkeln6,5 %
Anteil der Würfe mit Angabe zur Anzahl zu leicht geborener Ferkel10,7 %
Anteil der Würfe mit zu leicht geborenen Ferkeln32,2 %
Zu leicht geborene Ferkel je Wurf0,72
Anteil zu leicht geborener Ferkel an den lebendgeborenen Ferkeln4,6 %

Ansprechpartner
Dr. Rudolf Eisenreich
Institut für Tierzucht
Prof.-Dürrwaechter-Platz 1
85586 Poing-Grub
Tel.: 08161 8640-7180
Fax: 08161 8640-5555
E-Mail: Tierzucht@LfL.bayern.de

Porträtfoto:

Dr. Rudolf Eisenreich

Mehr zum Thema

Ein Einblick in die Arbeit der Prüfstation für Schweine

Neben den Daten aus der Feldprüfung, die durch die Landwirte gemeinsam mit den Ringberatern des LKV Bayern e.V. erhoben werden, stellt die stationäre Erzeugungs- und Qualitätsprüfung das Herzstück der bayerischen Zuchtarbeit dar. Mehr