Forschungs- und Innovationsprojekt
Braunvieh-Vision

Logo Braunvieh Vision

Das Projekt Braunvieh-Vision steht für die Etablierung neuer Gesundheitsmerkmale in der Zucht durch Aufbau einer weiblichen Lernstichprobe für die genomische Selektion beim Braunvieh.

Mithilfe des Projektes soll die Zucht auf Gesundheit und Robustheit durch die Erfassung der neuen Merkmale gefördert werden.

Ziele

Ziel des Projektes ist die Schärfung des Rasseprofiles Braunvieh durch intensive Bearbeitung von Merkmalen aus dem Bereich Gesundheit, Fitness und Vitalität von Kälbern. Hierzu müssen umfangreiche Datenerhebungen in Praxisbetrieben eingerichtet und die erfassten Tiere gleichzeitig genotypisiert werden. Im Rahmen des Projektes wird mit den Phänotyp- und Genotypdaten eine weibliche Lernstichprobe für die Verfahren der genomischen Zuchtwertschätzung aufgebaut.

Für die Erfassung neuer Merkmale bietet eine weibliche Lernstichprobe in der genomischen Zuchtwertschätzung zahlreiche Vorteile gegenüber einer konventionellen Lernstichprobe, welche auf genotypisierte Bullen mit Nachkommenleistungen beschränkt ist. So können nach kurzer Zeit der Phänotypenerfassung schon selektionsrelevante Ergebnisse der bearbeiteten Merkmale für das Zuchtprogramm zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus steigen auch die Sicherheiten der genomischen Zuchtwerte für klassische Leistungsprüfungsmerkmale aus den Bereichen Milch, Fitness, Fleisch und Exterieur durch die zusätzliche Genotypeninformation der Kühe. Ein weiteres Ziel des Projektes ist die direkte Erfassung von Gesundheitsbeobachtungen durch den Landwirt, der dabei von seinem Zuchtverband eng betreut wird. Der teilnehmende Landwirt kann dabei in vielerlei Hinsicht von der Teilnahme im Projekt profitieren: ihm stehen bessere und sicherere Selektions- und Anpaarungsmöglichkeiten zur Verfügung und er bekommt Auskunft über den Erbfehlerstatus seiner Tiere im Betrieb. Außerdem können durch die Erfassung von Kälberkrankheiten Verluste reduziert und der Arbeitsaufwand in der Aufzucht verringert werden.

Am 13.01.2018 wurden in der ersten Sendung des neuen Wissensmagazin "Gut zu Wissen" des BR Fernsehen mit Moderator Willi Weitzel sowie am 16.02.2018 in der Sendung "Unser Land" Beiträge über das Projekt Braunvieh-Vision ausgestrahlt.

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Gesunde Höchstleistungskühe: Forschungsprojekt "Braunvieh Vision" | Beitrag des BR aus der Sendung "Unser Land"

Nutzen

Neben den teilnehmenden Betrieben, profitiert auch die gesamte Rasse Braunvieh. Durch die Erfassung von Gesundheitsmerkmalen wird das Rasseprofil gestärkt und die Zuchtwertschätzung in diesen Merkmalen verbessert. Ebenso kann durch die Steigerung der Sicherheiten konventioneller Merkmale der Zuchtfortschritt in der Braunviehpopulation gesteigert werden. Dies ist notwendig um auch zukünftig wettbewerbsfähig gegenüber den konkurrierenden Rassen Holstein und Fleckvieh aufzutreten. Darüber hinaus können durch die Gentypisierung vieler weiblicher Tiere zukünftig auch Tiere für das Zuchtprogramm in den teilnehmenden Betrieben früher identifiziert und genutzt werden.

Methode

Braunvieh-Vision ist ein Verbundprojekt des Instituts für Tierzucht der LfL, den deutschen Braunviehzuchtverbänden (Allgäuer Herdebuchgesellschaft, Weilheimer Zuchtverbände und Rinderunion Baden-Württemberg) sowie dem FBF (Förderverein Bioökonomieforschung e.V.). Unterstützt wird das Projekt darüber hinaus von allen Braunviehorganisationen in Deutschland und Österreich, den Leistungsprüfungsorganisationen in Bayern und Baden-Württemberg und den staatlichen Einrichtungen des Landes Baden-Württemberg in Aulendorf und Kornwestheim. Die Probenziehung und Datenerfassung erfolgt nach einem betriebsbezogenen Konzept. Die Betriebe binden sich im Rahmen des Projektes vertraglich an ihren Zuchtverband, der als Gegenleistung eng bei der Datenerfassung, Beprobung der Tiere und Nutzung der Ergebnisse aus dem Projekt betreut.

Umfang

Braunvieh-Vision ist in zwei Phasen unterteilt: eine Initialisierungsphase und eine Verstetigungsphase. Im ersten Projektlaufjahr werden in der Initialisierungsphase bereits 5.000 erstlaktierende Kühe genotypisiert. Weitere 20.000 weibliche Tiere bis hin zu Jungtieren werden bis zum zweiten Projektjahr ebenfalls im Rahmen des Projektes genotypisiert. Parallel startet ab dem zweiten Projektjahr die Verstetigungsphase, in der jährlich 4.000 weibliche Kälber genotypisiert werden. Im Fokus steht dabei die Sicherstellung der Aktualität der Kuh-Lernstichprobe mit Töchtern der jeweils jüngsten töchtergeprüften Bullen auch nach dem Abschluss des Projektes. Diese selektive Genotypisierung wird von den Braunvieh-Zuchtverbänden und –KB-Stationen subventioniert. Somit ist ein nahtloser Übergang in den Routinebetrieb auch nach Abschluss des Projektes gewährleistet. Darüber hinaus werden Genotypen aus bereits abgeschlossenen Projekten in Baden-Württemberg (Saugschwächeprojekt) und Österreich (Projekt Efficent Cow) in Braunvieh-Vision einbezogen werden. Am Ende der Projektlaufzeit sollen so insgesamt 37.000 Genotypen vorliegen, für die möglichst vollständig Phänotypen für Gesundheitsmerkmale gesammelt wurden und für die Zuchtwertschätzung zur Verfügung gestellt werden können.

Gesundheitsmerkmale

Zur Erfassung der Merkmale beim Landwirt werden die bereits etablierten Monitoringsysteme Pro Gesund und GMON in den Ländern Bayern und Baden-Württemberg genutzt. Hier können neben den vom Landwirt erfassten Beobachtungen auch Diagnosedaten von den in den Gesundheitsmonitoringprogrammen teilnehmenden Tierärzten eingegeben werden.

Die Merkmalskomplexe, zu denen Beobachtungen im Rahmen von Braunvieh-Vision erfasst werden sind:

  • Euterkrankheiten
  • Fortpflanzungsstörungen
  • Geburtsgeschehen
  • Stoffwechselstörungen
  • Klauenschnittdaten
  • Melkverhalten
  • Kuhcharakter

Darüber hinaus werden wichtige Kälbererkrankungen auf den teilnehmenden Betrieben erfasst.

Datensicherheit und Datennutzung

Eigens definierte Datenschutzbedingungen gelten für die Sammlung und Speicherung der Daten aus den Gesundheitsprogrammen Pro Gesund und GMON. Die Braunvieh-Vision Betriebe haben vollen Zugriff auf die im Rahmen von Pro Gesund und GMON verfügbaren betriebsspezifischen Auswertungen, graphischen Darstellungen, Einzeltier und Selektionslisten. Die Daten werden für die Entwicklungsarbeiten der Zuchtwertschätzung aus den beiden Datenbanken in Baden-Württemberg (GMON) und Bayern (ProGesund) an das Institut für Tierzucht in Grub für die Entwicklungsarbeiten und die Zuchtwertschätzung weitergeleitet. Um eine Nutzung der im Rahmen des Projektes entwickelten Verfahren mit Kuh-Lernstichproben im Rahmen der länderübergreifenden Zusammenarbeit in der Zuchtwertschätzung zu gewährleisten, wird im Rahmen des Projektes auch schon mit den Zuchtwertschätzstellen in Österreich und Baden-Württemberg zusammengearbeitet.

Veröffentlichungen

  • Steib, Emmerling (2018a): Jetzt kommt Bewegung rein. Rinderzucht Braunvieh, Ausgabe 3/2018
  • Emmerling, Steib (2018b): Die Spitze liegt bei GZW 136. Rinderzucht Braunvieh, Ausgabe 4/2018
  • Emmerling, R.; Edel, C.; Plieschke, L.; Götz, K.-U. (2018): Kuhlernstichprobe für die Süddeutschen Rassen. Rinderworkshop Uelzen 2018, Tagungsband S. 107-116, Hrsg. DGfZ Bonn
  • Emmerling, R.; Edel, C. (2020): Der Stand bei Braunvieh-Vision. Rinderzucht Braunvieh 1/2020, S. 48-49

Projektinformation
Projektleitung: Prof. Dr. Kay-Uwe Götz
Projektbearbeiter: Dr. Reiner Emmerling, Laura Steib
Laufzeit: 13.10.2017 bis 14.10.2020
Projektpartner:
Allgäuer Herdebuchgesellschaft, Weilheimer Zuchtverbände,
Rinderunion Baden-Württemberg, Förderverein Bioökonomieforschung e.V.,
Landeskuratorium der Erzeugerringe für Tierische Veredelung in Bayern e.V.,
Landesverband Baden-Württemberg für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht e.V.,
Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg,
Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg
Finanzierung: Deutsche Innovationspartnerschaft Agrar (DIP) - Mittel des Zweckvermögens des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank
Förderkennzeichen: 28RZ3IP048