Tierwohl
Thrombopathie (TP) beim Fleckvieh
Dank intensiver wissenschaftlicher Arbeiten der TU München, der LMU München, dem ITZ der LFL Grub und der ZuchtData in Wien ist es gelungen zwei weitere unerwünschte Mutationen zu identifizieren und sowohl einen Haplotypen- als auch einen direkten Gentest zu entwickeln. Damit sind jetzt alle typisierten Fleckvieh-Besamungsbullen neben Zwergwuchs (DW) und Minderwuchs (FH2) auch auf die beiden neuen Phänomene Thrombopathie (TP) und ZinkDefizienzLike (ZDL) getestet, sodass ab sofort Risikoanpaarungen vermieden werden können, ohne dabei auf wesentliche aktuelle Spitzengenetik verzichten zu müssen.
Erkenntnisstand
Die Thrombopathie (TP) führt zu einer Störung der Blutgerinnung. Die Anzahl der Thrombozyten (=Blutplättchen) ist normal, jedoch ist deren Funktion derart gestört, dass die Blutgerinnung betroffener Tiere beeinträchtigt ist (=Bluter). Dieses Syndrom konnte nun anhand von 32 Typisierungen auf einem kurzen Abschnitt im Genom (=Haplotyp) identifiziert werden. Dieser Bereich muss im homozygoten Zustand (Kopie von Vater- und Mutterseite) vorliegen, damit sich die Symptome auswirken. Nach aktuellem Wissensstand sind die reinerbigen Tiere gesund und haben kein gestörtes Allgemeinbefinden, leiden aber schon bei kleinen Verletzungen aufgrund der gestörten Blutgerinnung an teilweise massiven Blutungen oder auch an blutigen Beimengungen im Kot. Innere Blutungen können zum Tod führen. Die Anzahl betroffener Tiere wird derzeit auf etwa 0,4 Prozent beziffert (ca. 4 bei 1.000 Zufallsanpaarungen). Die verwendete Bezeichnung lautet TP und leitet sich von Thrombopathie (=Funktionsstörung der Thrombozyten) ab.
Empfehlungen
Durch die neuen Erkenntnisse ist es nun durch systematische Selektion und Anpaarung möglich, das vorrangige Ziel - die Allelfrequenz dieser Mutation in der FV-Population (ca. 6 Prozent) zügig zu reduzieren - umzusetzen:
- Risikoanpaarungen vermeiden, das heißt Anlageträger keinesfalls an Tiere anpaaren, bei denen ein anderer Anlageträger im Pedigree aufscheint (besonders auf Vater und Muttersvater achten)
- Einsatz von Anlageträgern verantwortungsvoll einschränken
- Bei der Selektion von Kandidaten für KB- und Natursprung möglichst auf TP-freien Status achten (alle genotypisierten Kälber weisen ein Ergebnis auf)
- schnellstmöglich sind geeignete Hilfsmittel in Anpaarungsprogrammen und Zuchtwertdatenbanken zu installieren.
Bei den züchterischen Maßnahmen ist zu berücksichtigen, dass der verfügbare Haplotypentest im Gegensatz zum direkten Gentest (Mutationstest) nicht zu 100 Prozent sicher ist.
Aktuelle Träger des Erbfehlers
Quelle: ASR (in enger Abstimmung mit der AGÖF) und Dr. Reiner Emmerling, Oktober 2013
Ansprechpartner
Dr. Reiner Emmerling
Institut für Tierzucht
Prof.-Dürrwaechter-Platz 1
85586 Poing-Grub
Tel.: 08161 8640-7141
Fax: 08161 8640-7199
E-Mail: Tierzucht@lfl.bayern.de
ZinkDefizienzLike-Syndrom (ZDL) beim Fleckvieh
Das ZinkDefizienzLike-Syndrom beschreibt das Krankheitsbild von Kälbern in sehr schlechtem Allgemeinzustand mit entzündlichen Hautveränderungen. Die zugrundeliegende Mutation konnte lokalisiert werden und Anlageträger können mittels eines Mutationstests identifiziert werden. Hierdurch ist es möglich die verantwortliche Mutation beim Selektionsgeschehen in der Population direkt zu berücksichtigen.
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