Forschungs- und Innovationsprojekt
Bedeutung der Polysaccharid-Speicher-Myopathie (PSSM1) beim Süddeutschen Kaltblut

Pferd mit einer Person und Zuggerät

Süddeutsches Kaltblut - Schwerer Zug, Foto: Jutta Palm

PSSM1 ist eine Glykogen-Speicher-Krankheit, die bei den betroffenen Pferden zu ausgeprägten Muskelreaktionen (Kreuzverschlag) und einer allgemein verminderten Leistungsfähigkeit führen kann.

Es ist bekannt, dass diese durch eine Mutation im Gen GYS1 (Glycogen Synthase 1) verursacht wird. Bei Quarter Horses war die Erkrankung bereits seit längerer Zeit bekannt, aber auch bei Kaltblütern findet sich die betreffende Mutation. Nicht untersucht war jedoch bislang, ob sich beim Süddeutschen Kaltblut ebenfalls äußerlich erkennbare Symptome bei den Anlageträgern zeigen.

Ziele

Als Reaktion auf die Diskussion über die Bedeutung der PSSM1 hat der Zuchtausschuss für Süddeutsches Kaltblut beschlossen, ab dem Körjahr 2020 die Untersuchung von Hengsten vor der Körung verbindlich vorzuschreiben und homozygote Träger von der Körung auszuschließen. Eine solche Maßnahme ist jedoch nur dann zu rechtfertigen, wenn die Mutation tatsächlich zu relevanten Beeinträchtigungen bei den Tieren führt, die diese Mutation tragen. Da sich die Meldungen häuften, dass sich ein positives Testergebnis negativ auf den Verkauf der betroffenen Pferde auswirken würde, war es notwendig, die tatsächliche Relevanz im Hinblick auf die Gesundheit und Belastbarkeit von Trägertieren zu klären, um Züchter wie Käufer objektiv zu informieren.

Methode

Um einen Überblick über die Verbreitung der Mutation in der aktuellen Zuchtpopulation der Rasse Süddeutsches Kaltblut zu gewinnen, wurde der gesamte Fohlenjahrgang des Jahres 2020 inklusive der Mutterstuten getestet. Da alle Stuten im Rahmen der Stutbuchaufnahme bewertet werden und rund 60 Prozent der Stuten in der Süddeutschen Kaltblutzucht eine Leistungsprüfung aufweisen, konnten anhand dieser Daten Aussagen über Leistungsunterschiede zwischen Trägern der Mutation und normalen Tieren gemacht werden. Insgesamt wurden mehr als 1.000 Tiere für PSSM1 genotypisiert.

Ergebnisse

Es zeigte sich, dass jedes sechste Tier die Mutation trägt. Tendenziell erzielten Stuten, die die Mutation nicht trugen, in allen Kriterien bessere Ergebnisse. Statistisch signifikant waren diese jedoch nur in Merkmalen, die unmittelbar mit der Bewegung (z.B. Schritt, Trab) oder der Leistungsfähigkeit (Arbeitswilligkeit und Umgänglichkeit) zu tun hatten. Die Unterschiede lagen dabei meist zwischen zwei und drei Zehntelnoten.
PSSM1 ist also auch in der Süddeutschen Kaltblutzucht von Bedeutung, auch wenn die Unterschiede zwischen Träger und Nichtträgern insgesamt nicht gravierend sind. Unter Abwägung der Relevanz für das Tierwohl und der Erhaltung der genetischen Vielfalt der Rasse empfiehlt es sich, die Häufigkeit von Anlageträgern durch gezielte Anpaarungen und regelmäßiges Testen langsam zu reduzieren. Dies ermöglicht auch den Käufern informierte Entscheidungen.

Projektinformation
Projektbearbeiter: Torsten Große-Freese
Laufzeit: 01.10.2020 bis 30.04.2021
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Förderkennzeichen: A/20/09