Rohproteinreiche Ergänzungsfutter für Mastschweine im Test
In Bayern werden rund 15 Prozent aller Mastschweine mit Ergänzungsfutter für Mastschweine gefüttert. Das Angebot an diesen Eiweißfuttermitteln ist dabei sehr groß. Je nach Zusammensetzung bewegen sich die Einsatzraten zwischen unter 20 und über 50 Prozent. Ergänzer mit niedriger Einsatzrate sind sehr konzentrierte Futtermittel mit hohen Gehalten an hochwertigen Proteinträgern und freien Aminosäuren. Rohproteinärmere Ergänzer sind für Betriebe mit geringer Getreidegrundlage konzipiert. In Bayern werden überwiegend Ergänzungsfuttermittel mit einem Rohproteingehalt von mehr als 35 Prozent eingesetzt.
In einem Praxistest mit Mastschweinen sollte die Frage beantwortet werden, ob Mischungen mit rohproteinreichen Ergänzern zu vergleichbaren Mast- und Schlachtleistungen führen wie hofeigene Mischungen auf Basis von Sojaextraktionsschrot und Mineralfutter. Die zu testenden Ergänzungsfutter wiesen Rohproteingehalte zwischen 36 und 42 Prozent auf. Sie wurden freundlicherweise von verschiedenen Mischfutterherstellern zu Verfügung gestellt.
Versuchsdurchführung
Futtermittel
Hofeigene Mischung auf Basis von Getreide, Soja und Mineralfutter
Ergänzungsfutter B mit 36 Prozent Rohprotein
Ergänzungsfutter C mit 39 Prozent Rohprotein
Ergänzungsfutter D mit 42 Prozent Rohprotein
Die Einsatzraten der Ergänzungsfutter in den einzelnen Mastabschnitten orientierten sich an den Vorgaben der Hersteller.
Versuchsdurchführung
Der Versuch wurde am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Schweinehaltung in Schwarzenau durchgeführt. Dazu wurden 96 Mastläufer ausgewählt und gleichmäßig auf folgende vier Behandlungen aufgeteilt:
- Hofeigene Mischung A
- Mastabschnitt 30 - 60 kg Lebendmasse: 18 % Sojaextraktionsschrot, HP-Qualität + 79 % Getreide + 3 % Mineralfutter
- Mastabschnitt 60 - 90 kg Lebendmasse: 15 % Sojaextraktionsschrot, HP-Qualität + 82,5 % Getreide + 2,5 % Mineralfutter
- Mastabschnitt 90 - 120 kg Lebendmasse: 12 % Sojaextraktionsschrot, HP-Qualität + 86 % Getreide + 2 % Mineralfutter
- Ergänzungsfutter B
- Mastabschnitt 30 - 60 kg Lebendmasse: 27 % Ergänzungsfutter B + 73 % Getreide
- Mastabschnitt 60 - 90 kg Lebendmasse: 24 % Ergänzungsfutter B + 76 % Getreide
- Mastabschnitt 90 - 120 kg Lebendmasse: 21 % Ergänzungsfutter B + 79 % Getreide
- Ergänzungsfutter C
- Mastabschnitt 30 - 60 kg Lebendmasse: 23 % Ergänzungsfutter C + 77 % Getreide
- Mastabschnitt 60 - 90 kg Lebendmasse: 20,5 % Ergänzungsfutter C + 79,5 % Getreide
- Mastabschnitt 90 - 120 kg Lebendmasse: 18,5 % Ergänzungsfutter C + 81,5 % Getreide
- Ergänzungsfutter D
- Mastabschnitt 30 - 60 kg Lebendmasse: 16 % Ergänzungsfutter D + 84 % Getreide
- Mastabschnitt 60 - 90 kg Lebendmasse: 14,5 % Ergänzungsfutter D + 85,5 % Getreide
- Mastabschnitt 90 - 120 kg Lebendmasse: 13 % Ergänzungsfutter D + 87 % Getreide
Die Ergebnisse in Kürze
In nebenstehender Grafik sind die wichtigsten Ergebnisse des Versuchs relativ zur hofeigenen Mischung dargestellt. Die täglichen Zunahmen lagen zwischen 810 g für die Mischungen mit dem Ergänzungsfutter D und 855 g für die hofeigenen Mischungen A. Die Mischungen mit den Ergänzungsfuttermitteln B und C brachten es im Mittel auf 842 und 831 g tägliche Zunahmen. Statistisch signifikante Unterschiede traten im gesamten Versuchszeitraum jedoch nur beim Futterverzehr auf. So lag dieser in der Kontrollgruppe A bei 2,18 kg pro Tier und Tag. Mit 2,13 kg pro Tier und Tag war dieser beim Einsatz von Ergänzer B nur unwesentlich niedriger.
Anders sah es bei den Mischungen mit den Ergänzern C und D aus. Hier zeigte sich ein um 0,15 kg beziehungsweise 0,11 kg verminderter Futterverzehr pro Tier und Tag gegenüber den hofeigenen Mischungen. Die Schlachtleistungen waren gut und lagen im gewohnten Rahmen für bayerische Mastschweine mit etwa 830 g Zunahmen. Die Muskelfleischanteile bewegten zwischen 59,9 und 60,7 Prozent. Die Unterschiede zwischen den Fütterungsgruppen waren bei allen Schlachtleistungsmerkmalen nicht signifikant.
Zusammenfassung und Fazit
- In dem vorliegenden Mastversuch mit dreiphasiger Fütterung zeigten sich die höchsten Leistungen und Futteraufnahmen in der Kontrollgruppe mit den hofeigenen Mischungen. Dahinter folgten die Mischungen mit den Ergänzungsfuttermitteln B, C und D.
- Die Ergänzer B und C wiesen Rohproteingehalte von 36 und 39 % auf. Ergänzer D hatte mit 42 % den höchsten Rohproteingehalt.
- Die Futterraufwandszahlen sowie die Schlachtleistungen unterschieden sich nur marginal.
- Es liegt die Vermutung nahe, dass extreme Zulagen von freien Aminosäuren vor allem beim Ergänzer D den Geschmack des Futters beeiträchtigten. Dies würde den geringeren Futterverzehr und die damit einhergehenden verminderten Leistungen erklären..
Projektinformation
Projektleiter: Dr. H. Lindermayer
Projektbearbeiter: Dr. W. Preißinger; G. Propstmeier
Laufzeit: August 2013 bis Juli 2014
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