Ebermast - Fütterungsversuch mit Lysinanhebung und Inulingaben zur Reduzierung des Ebergeruchs

Drei Eber in einer Abrufstation
Die Kastration männlicher Ferkel ist in Deutschland aufgrund des Geruchs im Eberfleisch gängige Praxis. Es ist abzusehen, dass die Mast von Jungebern in Zukunft an Bedeutung gewinnt. Es muss deshalb unter anderem geklärt werden, wie Jungeber zu füttern sind. Einerseits gilt es das Wachstumspotential voll auszuschöpfen, andererseits muss der Anteil geruchsauffälliger, nicht verkehrsfähiger Schlachtkörper so gering wie möglich gehalten werden.
In einem Fütterungsversuch wurden zum einen die erhöhten Bedarfsempfehlungen für die Ebermast der DLG mit den Standardempfehlungen für Kastraten und Sauen verglichen.
Zum anderen wurde Inulin, ein Präparat mit nachgewiesener skatolreduzierender Wirkung auf seine Wirksamkeit überprüft. Skatol ist neben Androstenon für den Ebergeruch verantwortlich. Ausgehend von Literaturempfehlungen wurden 3 % und 10 % Inulin in die Ration 4 bis 6 Wochen vor der geplanten Schlachtung eingemischt.

Versuchsdurchführung

Der Versuch wurde am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum Schwarzenau durchgeführt. Dazu wurden 88 männliche nicht kastrierte Ferkel ausgewählt und gleichmäßig auf vier Behandlungen aufgeteilt.

  • Standardfutter für Kastraten und weibliche Tiere (Gruppe 1)
  • Ebermastfutter mit erhöhtem Lysingehalt (Gruppe 2)
  • Ebermastfutter mit erhöhtem Lysingehalt + 3 % Inulin 4-6 Wochen vor der Schlachtung (Gruppe 3)
  • Ebermastfutter mit erhöhtem Lysingehalt + 10 % Inulin 4-6 Wochen vor der Schlachtung (Gruppe 4)

Inulin zur Skatolreduzierung

Inulin ist ein Zuckermolekül, das unter anderem in Chicorée, Topinambur und Zichorienwurzeln vorkommt. Es ist ein prebiotischer, natürlicher und leicht süßlich schmeckender Ballaststoff. Trocken ist es ein weißes Pulver, bereits bei normaler Zimmerluftfeuchte härtet es innerhalb von Stunden aus. Im Mischfutter bilden sich Klumpen von kaugummiartiger Konsistenz. Um Störungen der Fütterungstechnik zu vermeiden, musste zusätzlich ein Fließhilfs- und Bindemittel (Diamol) im Verhältnis 1:1 mit Inulin zugemischt werden. Es bildeten sich zwar immer noch Klumpen, jedoch ließen sich diese leicht zerdrücken.
Hefehäufchen

Inulin unmittelbar nach Öffnung der Verpackung

Teigbatzen

Inulin, ausgehärtet bei Zimmerluftfeuchte

Schüssel mit mehlartiger Substanz

Ebermastfutter mit 3 % Inulin

Schüssel mit mehlartiger Substanz

Ebermastfutter mit 10 % Inulin

Ergebnisse

  • Die Mastleistungen waren in den vier Behandlungsgruppen mit im Schnitt 725 g täglichen Zunahmen, 1,85 kg Futterverbrauch pro Tag und 2,6 kg Futteraufwand je kg Zuwachs nicht überzeugend.
  • Die Futterkosten beliefen sich auf 0,61 € (Standardfutter), 0,63 € (Ebermastfutter), 0,62 € (Ebermastfutter mit 3 % Inulin) und 0,65 € (Ebermastfutter mit 10 % Inulin) pro kg Zuwachs.
  • Der Versuchsablauf war von „Raufereien“, Rangkämpfen und gegenseitigem Bespringen in fast allen Buchten gestört.
  • Die Unterschiede in der Mastleistung zwischen den Behandlungen konnten statistisch nicht abgesichert werden.
  • Eine Notwendigkeit zur Lysinerhöhung um ca. 1 g/kg von einer schon gut ausgestatten Standardration auf eine Ebermastration brachte keinen gesicherten Einfluss auf die Ansatzleistungen.
  • Dagegen wurden die Futterkosten um ca. 1,5 € pro Tier und der N-Austrag um 12 % erhöht. Die Zugabe von 3 % Inulin plus 3 % Diamol bzw. von 10 % Inulin plus 10 % Diamol zur Skatolreduzierung bzw. Geruchsminderung führte zu Nährstoffverdünnungen in der Ration.
  • Die inulinbedingten Mehrkosten machten pro Eber 2,6 bzw. 4,4 € aus. Die Jungeber erreichten über 60 % Muskelfleischanteil sowohl im gesamten Schlachtkörper als auch im Bauch.
  • Die erhöhte Lysinzufuhr hatte keine Steigerung der Fleischparameter Fleischfläche und Fleischmaß zur Folge. Durch Inulin ließ sich der Skatolgehalt im Fett in Abhängigkeit von der Zulagenhöhe deutlich von 95 bzw. 76 ng in den Gruppen ohne Inulin auf 32 ng (3 % Inulin) bzw. 12 ng/g Fett (10 % Inulin) reduzieren.

Säulendiagramm zu den Zunahmen, dem Futterverzehr, den Futterkosten, dem Muskelfleisch und dem Skatolgehalt im Fett der vier Gruppen

Projektinformation
Projektleitung: Dr. H. Lindermayer
Projektbearbeitung: Dr. W. Preißinger; G. Propstmeier
Laufzeit: Juni 2011 bis Juni 2012

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