Einsatz von transgenem Mais (MON810) bei Milchkühen

Maiskolben nebeinander

Bis 2004 waren in der wissenschaftlichen Primärliteratur nur Kurzzeitstudien über wenige Wochen bzw. Monate zum Einsatz von gentechnisch verändertem Mais MON810 bekannt. Aus diesem Grund wurde in vorliegender Studie überprüft, ob bei langfristiger Fütterung an Milchkühe Auswirkungen auftreten.

In der über eine Versuchszeit von 25 Monaten langfristig angelegten Studie wurde der Einsatz hoher Anteile Bt-Mais auf die Leistung und Gesundheit von Milchkühen sowie die Metabolisierung der recombinanten DNA und des Bt-Proteins im Tier untersucht. Für die valide Bewertung wurde an der TUM eine spezielle hochsensitive Analytik aufgebaut. Zur optimalen Nutzung der Versuchsflächen wurde das Futter aus den Langzeit- und Koexistensversuchen mit genutzt.

Versuchsplanung und Versuchsaufbau

Der Versuchszeitraum erstreckte sich von Mai 2005 bis Juni 2007. Der Milchviehfütterungsversuch wurde an der LfL, Versuchsstation Grub, durchgeführt. Für den Versuch wurden 36 Milchkühe der Rasse Fleckvieh ausgewählt und auf zwei Gruppen (isogen und transgen) aufgeteilt. Auswahlkriterium war eine mindestens dreimonatige Trächtigkeit der Tiere, um ein zweimaliges Abkalben während des Versuchszeitraums und damit die Erfassung einer vollständigen Laktation zu ermöglichen. Die Zuteilung der Tiere auf die Gruppen erfolgte nach Leistungsparametern und der Anzahl der Laktationen. Während des gesamten Untersuchungszeitraumes wurden die Futteraufnahme, die Milchmenge und Milchinhaltsstoffe, verschiedene Parameter des Blutes und des Harns, die Körperkondition sowie Daten zur Tiergesundheit und Fruchtbarkeit erfasst. Die Auswertung erstreckte sich über die erbrachten Laktationen von der zweiten Woche ante partum (a.p.) bis zur 45. Woche post partum (p.p.) bzw. bis zum Trockenstellen der Tiere.
Kenndaten der Versuchsgruppen zu Versuchsbeginn
KenndatenIsogenTransgen
Tieranzahl1818
Anzahl Erstlingskühe99
Laktation Nr.2,1 ±1,31,8 ±1,3
Milch (kg/Kuh und Jahr)6937 ± 11326697 ± 1434
Fett (%)3,85 ± 0,33,97 ± 0,3
Eiweiß (%)3,48 ± 0,23,56 ± 0,1
Harnstoff (mg/l)253 ± 2252 ± 4
Lebendmasse (kg)725 ± 83735 ± 71
BCS (Noten)3,72 ± 0,423,58 ± 0,32

Rationsgestaltung und Fütterung

Um die möglichen Auswirkungen der Fütterung von transgenem Mais im Vergleich zur isogenen Ausgangslinie untersuchen zu können, wurde eine möglichst hohe Aufnahme der Tiere an Bt-Protein über den gesamten Versuchszeitraum angestrebt. Aus diesem Grund wurden stark maisbetonte Mischrationen bzw. Kraftfutter eingesetzt. Die Ration bestand neben der Maissilage und den Maiskobs aus Grassilage, Stroh, Melasse, einem Ausgleichskraftfutter und einem Leistungskraftfutter.

Ermittlung der Daten

Während der Versuchslaufzeit wurden eine Fülle an Daten aus folgenden Bereichen gewonnen:

  • Futteraufnahme
  • Futtermittelparameter
  • Milch
  • Blut
  • Harnproben
  • Körperkondition
  • Tiergesundheit
  • Fruchtbarkeit

Fazit

  • Mit dem vorliegenden Fütterungsversuch ist es gelungen langfristig hohe Mengen an Bt-Mais unter vergleichbaren Bedingungen an gut leistende Milchkühe einzusetzen. Durch den Einsatz von Maiscobs und Maiskörnern in Ergänzung zur Maissilage war eine hohe Aufnahme an Cry1Ab-Protein und cry1Ab-DNA gewährleistet. Etwaige Beeinträchtigungen im Bereich der Futteraufnahme, Milchleistung, Stoffwechselgeschehen, Gesundheit und Fruchtbarkeit hätten sich somit zeigen können.
  • Trotz der relativ hohen Aufnahme an Cry1Ab-Protein war eine Beeinträchtigung in der Bt-Maisgruppe unter den gewählten Bedingungen nicht ersichtlich. Die Tiere zeigten insgesamt eine gute Leistung und waren energetisch ausgefüttert und stoffwechselstabil.
  • Auf Grund der beschränkten Tierzahl und dem erforderlichen Tieraustausch über die gewählte lange Versuchsdauer ergeben sich teils Unterschiede in den Leistungsdaten die aus den Unterschieden zwischen Tiergruppen und der normalen Streuung im Versuch erklärbar sind. Für die eigentliche Versuchsfrage der Beeinträchtigung von Leistung, Gesundheit und Stoffwechsel sind diese jedoch von geringer Relevanz.
  • Der Versuch liefert einen guten Ansatz zur Beurteilung eines eventuellen Übergangs von Cry1Ab-Protein und cry1Ab-DNA in Milch und Blut sowie den Exkrementen, da über lange Zeit hohe Mengen mit dem Bt-Mais verfüttert werden konnten. Die Tiere wurden im Versuch gezielt nach Empfehlung versorgt. Wie sich eine eventuelle Stresssituation durch Unterversorgung etc. auswirken würde, kann anhand der vorliegenden Daten nicht beurteilt werden.
  • Auch bei hoher Beprobungsintensität und extrem sensitiver Nachweisgrenze bis in den ppt-Bereich (Picogramm pro Milliliter) existieren keinerlei Hinweise auf einen Transfer transgener Komponenten in das Lebensmittel Milch. Milch von Kühen nach Verfütterung von isogenem Mais oder transgenem Mais ist zu keinem Zeitpunkt unterscheidbar.

Weiterführende Informationen und Ergebnisse

Die umfangreichen Ergebnisse des Langzeitversuchs wurden in verschiedenen Publikationen dargestellt. Einen Überblick über die fütterungrelevanten Ergebnisse bietet die LfL-Information 18/2009, eine allgemeine Betrachtung des Themas die LfL-Information "Fütterung und Gentechnik":

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