Weidegang: Nie zu früh, nur zu spät

hüpfende Kühe auf der Weide

Obwohl zuletzt noch Schnee gefallen ist, sind schon viele Rinder auf der Weide. Und das ist auch richtig so. Auch wenn im April noch einmal Schlechtwetterphasen zu erwarten sind, ist es bereits im März Zeit mit dem Weidegang zu beginnen. Wie Untersuchungen am Institut für Tierernährung zeigen, bedingt auch der fortschreitende Klimawandel einen zunehmend frühen Weideaustrieb.

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Weideaustrieb im April 2021
Volltextalternative zum Video "Weideaustrieb im April 2021"
Eine Rinderherde verlässt ihren Stall und galoppiert auf eine Weide.

Was ist beim Übergang zu beachten?

Jungvieh und Mutterkühe, welche im Winter überwiegend mit Grasprodukten wie Heu und Grassilage gefüttert wurden, können ohne Übergangsfütterung auf die Weide geschickt werden, da sich die Futterart nicht ändert. Stärkereiche Milchviehrationen bedürfen eines fließenden Übergangs zum Weidegras von etwa 2 bis 3 Wochen.
Sobald eine stabile Wetterlage eintritt, können Mutterkühe und Jungvieh Tag und Nacht auf die Weide. Bei entsprechender Winterhaltung in Außenklimaställen bzw. gut gelüfteten Ställen sind die Tiere gegen Wetterumschwünge unempfindlich. Tiere aus zu warmen/feuchten Ställen sind hierzu weniger geeignet. Diese Haltung sollte der Vergangenheit angehören. Weideprofis haben die warmen Tage bereits genutzt und einen Teil ihres Jungviehs auf die Weide getrieben. Aktuell ist ein Besatz von 0,6 GV/ha (z. B. ein Rind im Alter von 12 bis 18 Monaten) ohne Zufütterung in Gunstlagen möglich. Auch weidegewohnte Milchkühe drängen bei dieser Witterung auf die Weide.
Hier hat sich die Stundenweide ab dem späten Vormittag bis zur abendlichen Melkzeit bewährt. Die Kühe nehmen einige kg TM Weidegras zur im Stall angebotenen Ration auf. Mit zunehmenden Graswachstum wird die Grasmenge mehr und die aufgenommene Stallration weniger. So gelingt ein harmonischer Übergang von der Stallration auf das Weidegras.

Weide ist aktive Gründlandpflege

Ein rechtzeitiger Austrieb zu Vegetationsbeginn ist gleichzeitig auch DIE Pflegemaßnahme für das Grünland. Der Tritt der Klauen verfestigt eventuelle Frostschäden und mäßige Trittschäden fördern das Wurzelwachstum. Ein früher Verbiss der Triebspitzen fördert die Seitentriebbildung der Gräser enorm. So konnten auf gut geführten Weiden bis zu 30.000 Triebe pro Quadratmeter ermittelt werden, während in reinen schnittgenutzten Beständen die Triebdichte bei 8.000 – 10.000 Trieben/m2 liegt. Diese Entwicklung führt zu extrem trittfesten Grasnarben. Frühe Weide ist Unkrautbekämpfung! Im zeitigen Frühjahr werden ansonsten geschmähte Pflanzen (u.a. Ampfer, scharfer Hahnenfuß, Bärenklau und Wiesenkerbel) mit gefressen.
Dies schwächt die Unkräuter und unterdrückt deren Massenwachstum. Gräser, welche zu einem frühen Ähren-/Rispenschieben neigen (z.B. Wiesenfuchsschwanz, Knaulgras), werden durch rechtzeitigen Verbiss des Blütentriebes zu einer verstärkten Blattbildung angeregt. Dadurch wird die Futterqualität des nachfolgenden Austriebs deutlich verbessert.

Professionelle Weidebetriebe nutzen jeden Tag nach dem Motto:
So viel wie möglich weiden, so wenig wie nötig konservieren.

Ansprechpartner
Siegfried Steinberger und Prof. Dr. Hubert Spiekers, LfL-Tierernährung, Grub
E-Mail: Tierernaehrung@lfl.bayern.de

Porträtaufnahme

Prof. Dr. Hubert Spiekers

Portrait Siegfried Steinberger

Siegfried Steinberger

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