Einen Schnitt voraus – mit dem LfL-Grünlandmonitoring
Bayernweite Aufwuchsuntersuchungen zum ersten Schnitt im Grünland und Kleegras 2024

Gras in Schwaden vor der Einsilierung

1. Schnitt 2024 – Ein Krimi mit Happy End

Rückblick auf das Grünlandmonitoring zum 1. Schnitt 2024: Das Wetter machte es nicht ganz einfach.

Schnittzeitpunkt frühzeitig planen

Karte der Agrargebiete BayernZoombild vorhanden

Karte der Agrargebiete Bayern

In den letzten Wochen fand wieder das bayernweite Aufwuchsmonitoring der LfL zum 1. Schnitt statt. Dabei werden wöchentlich Flächen beprobt und im Futterlabor in Grub auf die enthaltenen Rohnährstoffe analysiert und die Energiegehalte abgeleitet. Durch das mehrwöchige Beproben der Bestände kann deren Entwicklung beobachtet und der ideale Zeitraum für den 1. Schnitt hergeleitet werden. Die analysierten Werte werden in verschiedenen Agrargebieten zusammenfassend dargestellt. Die Einordnung der einzelnen Regionen Bayerns zu den Gebieten erfolgt nach klimatischen und geografischen Gegebenheiten (siehe Karte).
So früh wie noch nie startete das diesjährige Aufwuchsmonitoring zum 1. Schnitt 2024. Die für die Jahreszeit deutlich zu milden Temperaturen Anfang April führten in ganz Bayern zu einem sehr frühen Vegetationsstart auf den Wiesen und Feldern. Das fast schon sommerliche Wetter bis Mitte April wurde in den Gunstlagen des Alpenvorlands und Voralpinen Hügellands sowie Tertiärhügelland daher teilweise bereits zum Mähen genutzt. Dann wendete sich das Wetter um 180 Grad und es wurde für die Jahreszeit deutlich zu kühl mit Regen und in den Hochlagen des Alpenvorlands sogar mit erneuten Schneefällen. Ab Ende April kehrte dann wieder etwas ruhigeres, wärmeres und silierfreundliches Wetter zurück.
Für die Ableitung des optimalen Schnittzeitpunkts sind folgende Parameter relevant:

TM-Ertrag

Der frühe Vegetationsbeginn ist bei den hochgerechneten Trockenmasse-(TM)-Erträgen pro Hektar besonders im Agrargebiet Voralpines Hügelland deutlich zu erkennen. Dort lagen die TM-Erträge in KW 14 (01.04) bereits bei 18 dt TM. Zum Vergleich zum selben Probenahmezeitraum lagen die Erträge in den anderen Agrargebieten im Mittel bei 10 dt TM. Mit den kühleren Temperaturen ab KW 16 (15.04) war der Massezuwachs deutlich ausgebremst worden. Im Mittel lagen die Zuwächse nur noch bei 5 dt TM innerhalb einer Woche. Ab KW 18 (29.04) stiegen die TM-Erträge mit der wärmeren Witterung dann sprunghaft an. Im Zeitraum des optimalen Schnittzeitpunkts (ab KW 18 (29.04)) waren die mittleren TM-Erträge in allen beprobten Agrargebieten dann auf einem zufriedenstellenden Niveau. Jedoch schwankten die TM-Erträge innerhalb der Agrargebiete in diesem Jahr sehr stark.

ADFom

Mit dem Wachstum einher geht auch der Anstieg der Faser in den Gräsern, das zeigt der ADFom-Gehalt. Als Richtwert für den optimalen Schnittzeitpunkt sollten 260 g/kg TM im Siliergut nicht überschritten werden. Besonders bei wärmeren Temperaturen steigt die Verholzung der Gräser sprunghaft an. In diesem Jahr sind die Bestände bereits Anfang April mit einem sehr hohen ADFom-Gehalt von 216 g/kg TM im Mittel gestartet. Durch den Wetterumschwung mit kühlen Temperaturen ist die Verholzung ab KW 16 (15.04) in allen Agrargebieten fast komplett zum Erliegen gekommen. Definitiv eine Besonderheit in diesem Jahr. Auch mit den erneut milderen Temperaturen ab KW 18 (29.04) sind die Gehalte deutlich geringer angestiegen als im Vergleich zu den Vorjahren. Mit Ausnahme des Agrargebiets Voralpines Hügelland wurde der Richtwert erst ab KW 19 (06.05) deutlich überschritten.

Rohprotein (XP)

Die Eiweißgehalte sind in allen Agrargebieten auch in diesem Jahr mit 230 g/kg TM sehr hoch gestartet. Anders als beim ADFom sind die XP-Gehalte auch bei kühleren Temperaturen und geringen Massezuwachs weiter kontinuierlich abgefallen. Zum Zeitpunkt des optimalen Schnittzeitpunkts lagen die Gehalte in den Agrargebieten Jura, Keuper, Nordbayerisches Hügelland, Ostbayerisches Mittelgebirge Nord und Süd sowie Fränkische Platten mit 177 g/kg TM am höchsten. Deutlich geringer lagen die XP-Gehalte zum Zeitpunkt des optimalen Schnittzeitpunkts in den Gunstlagen des Alpenvorlands, Voralpines Hügelland und Tertiärhügelland mit 150 g/kg TM.

Energie (NEL)

Auf den Energiegehalt wirkt sich die zunehmende Verholzung der Gräser und mit dem Massezuwachs einhergehender Rückgang der Eiweißgehalte immer negativ aus. Trotz der bereits hohen ADFom -Gehalte sind die Energiegehalte durch die sehr hohen Eiweißgehalte in den Frischgrasproben mit 6,8 MJ NEL/kg TM auf einem hohen Niveau gestartet. Mit den kühlen Temperaturen sowohl tags als auch nachts ab KW 16 (15.04) hat sich der in den Gräsern gebildete Zucker quasi „angestaut“. Damit einhergehend sind die Energiegehalte stagniert. Erst ab KW 18 (29.04) sind mit den milderen Temperaturen die NEL-Gehalte im geringen Umfang zurückgegangen.

Optimaler Schnittzeitpunkt

Der optimale Zeitraum für den 1.Schnitt wurde trotz turbulenter Wetterbedingungen in diesem Jahr in allen Agrargebieten mit Ausnahme des Voralpinen Hügellands ab KW 18 (29.04) erreicht. Gerade für die höheren Lagen des Alpenvorlands und dem Agrargebiet Ostbayerisches Mittelgebirge Nord ist das ein sehr früher Zeitraum für den optimalen Schnittzeitpunkt. Trotz aller Wetterturbolenzen konnte in diesem Jahr der 1.Schnitt in allen Agrargebieten zum passenden Zeitraum aus Sicht der Inhaltsstoffe und Energiegehalte eingebracht werden.

Wiesen im Auge behalten

Durch die hohe Wasserversorgung der Böden wachsen die Folgeschnitte gut heran. Mit den zunehmenden Tageslängen bis Mitte Juni und wärmeren Temperaturen wird das generative Wachstum der Gräser gefördert. In diesem Stadium bildet das Gras statt Blattmasse in erster Linie ausschließlich Stängel zur Blütenbildung aus. Dadurch steigen bereits bei geringem Blattwachstum die ADFom-Gehalte im Aufwuchs schneller an. Somit sollte bei Folgeschnitten zum Silieren der Schnitt, gerade bei trockenen und heißen Witterungsbedingungen, noch vor dem Ähren- und Rispenschieben erfolgen.

Großes Dankeschön

Im Rahmen des Aufwuchsmonitorings 2024 wollen wir uns bei allen teilnehmenden Betrieben, beim LKV-Futterlabor und dem LfL-Labor ganz herzlich für die gute Zusammenarbeit bedanken. Nur durch die wöchentlichen Probeschnitte ist es möglich, bayernweit Schnittzeitpunktprognosen für Grünland- und Kleegrasbestände abzuleiten.
Gerne nehmen wir auch aus ganz Bayern neue Teilnehmer mit in unser Aufwuchsmonitoring auf. Sowohl konventionell als auch ökologisch wirtschaftende Betriebe sind willkommen. Wer Interesse hat, darf sich gerne an das LfL-Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft wenden.

Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft (ITE)
Tel.: 08161 8640-7401
E-Mail: Tierernaehrung@LfL.bayern.de

Grünland-Ergebnisse zum 1. Schnitt 2024 als Grafik:

Grafik Aufwuchsverlauf Alpenvorland

Alpenvorland

Grafik Aufwuchsverlauf Südliches Allgäu

Südliches Allgäu

Grafik Aufwuchsverlauf voralpines Hügelland

Voralpines Hügelland

Grafik Aufwuchsverlauf Nördliches Allgäu

Nördliches Allgäu

Grafik Aufwuchsverlauf Tertiärhügelland

Tertiärhügelland

Grafik Aufwuchsverlauf Ostbayerisches Mittelgebirge Süd

Ostbayerisches Mittelgebirge Süd

Grafik Aufwuchsverlauf Ostbayerisches Mittelgebirge Süd

Ostbayerisches Mittelgebirge Süd

Grafik Aufwuchsverlauf Ostbayerisches Mittelgebirge Nord

Ostbayerisches Mittelgebirge Nord

Grafik Aufwuchsverlauf Jura, Keuper, Nordbayer. Hügelland

Jura, Keuper, Nordbayer. Hügelland

Grafik Aufwuchsverlauf fränkische Platten

fränkische Platten

Kleegrasbestände in den einzelnen Agrargebieten

Im Rahmen des Aufwuchsmonitorings zum 1. Schnitt werden neben Dauergrünland auch Klee-grasbestände beprobt. Voraussetzung ist, dass die Bestände mindestens 50 % Leguminosenanteil aufweisen. Probeschnitte werden in den Agrargebieten Tertiärhügelland, Jura, Keuper, Nordbayerisches Hügelland und Ostbayerisches Mittelgebirge Süd sowie Fränkische Platten durchgeführt.

TM-Ertrag

Aufgrund der milden Witterung Anfang April setzte auch bei den Kleegrasbeständen das Massenwachstum frühzeitig ein. Die hochgerechneten TM-Erträge pro Hektar lagen in allen vier Agrargebieten in der KW 14 (08.04) bereits bei 11 dt TM. Mit dem Wetterumschwung gingen die wöchentlichen Zuwächse deutlich dann zurück. Zum Zeitpunkt des optimalen Schnittzeitpunkts (ab KW 18 (29.04)) lagen die TM-Erträge in den beprobten Regionen dann aber trotzdem auf einem zufriedenstellenden Niveau von 31 dt TM.

ADFom

Im Mittel sind die Bestände in allen vier Agrargebieten mit einen ADFom-Gehalt von 200 g/kg TM hoch gestartet. Als Richtwert für den optimalen Schnittzeitpunkt sollten die ADFom-Werte nicht über 260 g/kg TM liegen. Mit den kühleren Temperaturen ab KW 16 (15.04.) ist die Verholzung in den Pflanzen gestoppt worden. Bis zur KW 18 (29.04) sind die Gehalte im Mittel nur um 15 g/kg TM angestiegen. Der Richtwert wurde daher erst in KW 19 (06.05) in den vier beprobten Agrargebieten überschritten.

Rohprotein (XP)

Zu Beginn der wöchentlichen Probeschnitte lagen die Eiweißgehalte auf einem sehr hohen Niveau mit 225 g/kg TM im Mittel. Trotz der kühlen Witterung und hohen Bodenfeuchten gingen die XP-Gehalte kontinuierlich zurück. Zum Zeitpunkt des optimalen Schnittzeitpunkts (ab KW 18 (29.04)) lagen die XP-Gehalte in den Frischgrasproben im Mittel bei 174 g/kg TM.

Energie (NEL)

Aufgrund der hohen Eiweißgehalte, dem langsamen Anstieg der ADFom-Gehalte und hohen Zuckergehalten sanken die Energiegehalte in allen vier Agrargebieten bis KW 18 (29.04) nur sehr langsam ab. Als Richtwert für den optimalen Schnittzeitpunkt sollte der NEL-Gehalt nicht unterhalb von 6,6 MJ/kg TM liegen. Damit war der optimale Schnittzeitpunkt in den vier Agrargebieten ab KW 18 (29.04) erreicht.

Kleegras-Ergebnisse zum 1. Schnitt 2024 als Grafik:

Grafik Aufwuchsverlauf Kleegras Tertiärhügelland

Kleegras Tertiärhügelland

Grafik Aufwuchsverlauf Kleegras Ostbayer. Mittelgebirge Süd

Kleegras Ostbayer. Mittelgebirge Süd

Grafik Aufwuchsverlauf Kleegras Jura Keuper Nordbay. Hügelland

Kleegras Jura Keuper Nordbay. Hügelland

Grafik Aufwuchsverlauf Kleegras Fränkische Platten

Kleegras Fränkische Platten

Wie erfolgt die Probenahme?

Das Aufwuchsmonitoring startet bei einer Aufwuchshöhe von 8 bis 10 cm – circa Anfang bis Mitte April.

Ablauf:

  • Probenahme erfolgt einmal pro Woche (Flächenbedarf: 1. Probenahme ca. 9m2, weitere Probenahmen ca. 4–8m2).
  • Abgemähtes Gras wird gewogen und eine Mischprobe für das Labor erstellt und per Post versendet.
Ende
Die wöchentliche Probenahme endet zwei Wochen, nachdem auf dem Betrieb siliert wurde.

Was bekommen die teilnehmenden Betriebe?

  • Wöchentliche Nährstoffergebnisse der eigenen Aufwuchsprobe
  • Als Dankeschön: kostenlose Futteruntersuchung einer Silageprobe

Ablauf der Probenahme

Wie werden die Inhaltsstoffe bestimmt?