Controlling am Silo

Bild einer Wärmebildkamera

Mit Hilfe einer Wärmebildkamera können erwärmte Stellen leicht erkannt werden.

In der Futterwirtschaft dominiert inzwischen die Silagewirtschaft. Beim Silomais ist das fast 100 % und bei den Grasprodukten dürfte der Anteil Silage mehr als 2/3 betragen. Die Qualität, und hier insbesondere die hygienische Qualität der Silage, hat erheblichen Einfluss auf die Qualität der erzeugten Produkte und die Wirtschaftlichkeit der Viehhaltung.

In der Vergangenheit wurde der Schwerpunkt auf die ernährungsphysiologische Futterqualität der Silage (NEL etc.) gelegt. Inzwischen rückt die Sicherheit der Produktion in Bezug auf Verbraucher-, Anwender- und Tierschutz in den Vordergrund. Zur Realisierung der gesteckten Ziele empfiehlt sich auch in der landwirtschaftlichen Produktion ein gezieltes produktionstechnisches Controlling. Bei der Silage wurden erste Systeme zum Controlling am Silo entwickelt, die es weiter zu verbessern und in die allgemeine Praxis einzuführen gilt. Eine besondere Bedeutung kommt der Vermeidung von Pilzgiften zu. Über das Controlling am Silo sollen Fehlentwicklungen frühzeitig erkannt und soweit möglich vermieden werden. In diesem Zusammenhang ist auch der strategische Siliermitteleinsatz näher zu betrachten.

Der systematischen Verbesserung der Futterhygiene in der Silagewirtschaft ist große Bedeutung für die Sicherung der Veredlungswirtschaft in Bayern beizumessen.

Zielsetzung

Ziel des Projektes war die Validierung eines vor Ort am Silo durchzuführenden Controlling-Systems durch Vergleich der erhobenen Daten mit mikrobiologischen, mykotoxikologischen und gäranalytischen Befunden. Aufgrund dieser Kenntnisse sollten die bestehenden Regeln zum Silomanagement überprüft und soweit geboten weitere erstellt werden. Diese Ergebnisse sollen in die Beratung und wenn möglich in die Ausgestaltung des vorgesehenen Leitfadens für die Futtermittelhygieneverordnung einfließen. Damit bietet sich die Möglichkeit deutliche Zeichen zu setzten, wie durch das Controlling am Silo Qualitätsstandards eingehalten werden können und aufwändige Probenahme und Analysenkosten für den Landwirt einzusparen sind.

Projektdesign

Silagehaufen, davor eine PlastikschüsselZoombild vorhanden

Dichtemessung in Maissilage

Das Projekt „Controlling am Silo“ (CAS) wurde in Zusammenarbeit des Institutes für Tierernährung und Futterwirtschaft (ITE) der LfL, dem Lehrstuhl für Tierhygiene der Technischen Universität München und drei regional unterschiedlichen Ämtern für Landwirtschaft und Forsten (AELF), Rosenheim, Schwandorf und Roth durchgeführt. Je Amt wurden 15 Betriebe mit mindestens jeweils eine Grassilage und eine Maissilage beprobt. Dabei wurde die Verdichtung im Silo und die Temperatur an mehreren Stellen erfasst und die Energie- und Nährstoffe sowie die Gärparameter der Silagen bestimmt. Die Auswahl der Betriebe fand in Absprache des ITE mit den zuständigen Ansprechpartnern der ÄELF im Vorfeld statt. Die erste Beprobung an den Standorten Rosenheim und Schwandorf wurde im Juni 2006 durchgeführt, am Standort Roth im Juli und August 2006. Zusätzlich wurden Silagen der Lehr-, Versuchs- und Fachzentren in Achselschwang, Almesbach, Kempten und Kringell sowie des Versuchguts Grub in das Controlling aufgenommen. Die zweite Beprobung fand in den Wintermonaten Januar, Februar und März 2007 statt. Dabei beschränkte man sich auf die Hälfte der Betriebe in Rosenheim, Schwandorf und Roth. Die Silagen der Lehr-, Versuchs- und Fachzentren in Achselschwang, Almesbach, Kempten und Kringell sowie des Versuchguts Grub wurden komplett in die Winter-Beprobung miteinbezogen. Eine dritte und letzte Beprobung der Silagen aller Betriebe wurde in der Zeit von Juni bis August 2007 durchgeführt. Insgesamt konnten 246 Silos im Rahmen des Projekts „Controlling am Silo“ untersucht werden.

Empfehlungen zur Methodik

Beim Controlling am Silo empfiehlt sich nach jetzigem Kenntnisstand folgendes:

  • Das Controlling sollte die Erfassung der Daten zur Silierung und eine Messung und Bonitur am Silo umfassen.
  • Die Dichte sollte mindestens an drei Stellen (unten, oben, Seite) gemessen werden.
  • Die Temperaturmessung sollte an sechs Punkten auf 40 und 100 cm erfolgen (wenn notwendig mit Vorstechen).
  • Mit dem Einsatz einer Wärmebildkamera kann die Zahl der Messpunkte reduziert werden.
  • Das Bohrkernmaterial kann als Probe zur Nährstoff- und Gärqualitätsuntersuchung verwendet werden.
  • Probenmaterial für die mikrobielle Untersuchung sollte weitgehend keimarm gewonnen (frische Kunststofftüten, saubere Entnahmegeräte), in die Tüte gepresst und mit kurzem Hals verschlossen werden. Die Probe muss in Absprache mit dem Untersucher schnellstmöglich ins Labor und zwischenzeitlich kühlgelagert werden (nicht einfrieren!).
  • Zur Dichtemessung ist ein geeigneter Bohrer zu verwenden; großer Durchmesser mit Schneide.
  • Die Dichten sind anhand von Orientierungswerten einzuordnen.

Fazit

  • Mit dem Controlling am Silo steht ein wichtiges Instrument für die Steuerung der Silagequalität zur Verfügung. Aus den Ergebnissen wurden Empfehlungen für die Vorgehensweise in verschiedenen praxisrelevanten Situationen abgeleitet. Die eingangs angeführte Schrittmacherfunktion zur Hygiene am Silo kann hierdurch gewährleistet werden.
  • Zunächst ist mit dem Controlling am Silo ein zusätzlicher Messaufwand verbunden. Die Informationen, die sich aus der Dichte- und Temperaturmessung ableiten lassen, geben Hinweise zur Optimierung des Verfahrens und erklären die Nacherwärmung.
  • Damit können Nährstoffverluste und negative Einflüsse auf Leistung und eventuell Tiergesundheit eingegrenzt werden.
  • Schimmeliges Futter sollte nicht verfüttert werden. Die vorliegenden Ergebnisse bestätigen die Beratungsempfehlung. Bei nacherwärmten Futter ist ebenfalls Vorsicht geboten.
  • Zu warten (füttern), bis ein Tierarzt auf die Futterqualität verweist, beinhaltet wirtschaftliche Schäden durch mangelnde Futter- bzw. Energieaufnahme.
  • Ein abgestimmtes Controlling am Silo ist ein zukunftsträchtiges Steuerungsinstrument für den Landwirt und die beteiligten Maschinenringe oder Lohnunternehmen. Die Einbindung in Schule und Beratung ist zu empfehlen.

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