Versuchsergebnisse zur Herbizidleistung im Kartoffelbau

Die Kartoffel wird als Hackfrucht bezeichnet, weil die Unkrautkontrolle ehemals durch intensive Bearbeitung mit Hack-, Häufelgeräten und Striegeln bis zum Reihenschluss der Kultur vorgenommen wurde. Aufgrund einer höheren Arbeitseffizienz erfolgt die Unkrautbekämpfung im konventionellen Ackerbau heute vorwiegend durch einen gezielten Herbizideinsatz. Der Unkrautdruck ist je nach Standort durchaus erheblich. Eine erfolgreiche Bekämpfung von Leitunkräutern wie Gänsefuß- und Knöterich-Arten, Klettenlabkraut, Franzosenkraut und Hühnerhirse sichert einen Ertragsanteil von durchschnittlich 40 Prozent ab.
Aufgrund der sehr begrenzten Herbizidverträglichkeit der Kultur muss die Unkrautbekämpfung vorwiegend durch Vorauflaufbehandlungen erfolgen. Hierfür steht derzeit eine Palette von sechs bodenaktiven Wirkstoffen zur Verfügung. Für eine erfolgreiche Unkrautbekämpfung muss die Wirkstoffkombination und die Aufwandmenge an das standortspezifische Unkrautspektrum und die Anwendungsbedingungen angepasst werden. Der bayerische Pflanzenschutzdienst hat geeignete Präparatekombinationen und Anwendungsverfahren in einem umfangreichen Feldversuchsprogramm geprüft.

Boxer + Sencor WG

Die Tankmischung mit Boxer (Prosulfocarb 800 g/l) und Sencor WG (Metribuzin 700 g/kg) hat sich als Basisbehandlung im Vorauflauf auf einer Vielzahl von Kartoffelstandorten bewährt. Die Aufwandmengen können in einem Bereich von 3,0 bis 4,0 l/ha Boxer + 0,3 – 0,5 kg/ha Sencor nach Bedarf gesteuert werden. Die von uns mehrjährig geprüfte Anwendung mit 4,0 l/ha Boxer + 0,3 kg/ha Sencor erzielte gegen alle Leitunkräuter eine befriedigende bis sehr gute Wirkung. Bei Bedarf kann die im Schnitt noch knapp ausreichende Gänsefuß-Wirkung durch Erhöhung der Sencor-Aufwandmenge verbessert werden. Dies bestätigt sich in der geprüften Spritzfolgeergänzung mit 0,3 kg/ha Sencor + 0,03 kg/ha Cato (Rimsulfuron 250 g/kg) im Nachauflauf. Schwächen bleiben nur gegenüber einem starken Besatzdruck mit Ampfer-, Winden-Knöterich, Klettenlabkraut und Kleinblütigem Franzosenkraut.

Säulendiagramm

Boxer + Sencor

Säulendiagramm

Boxer + Sencor / Sencor + Cato

Bandur

Bandur (Aclonifen 600 g/l) ist ein alternatives Bodenherbizid zu Boxer. Die Soloanwendung von Bandur mit 4,5 l/ha im Vorauflauf zeigte eine sehr gute Breitenwirkung mit Ausnahme einer offensichtlichen Schwäche gegen Schwarzen Nachtschatten. Aufgrund der derzeit maximal zugelassenen Aufwandmenge von 4,0 l/ha Bandur und zur Reduzierung der Herbizidkosten ist für die praktische Anwendung eine Tankmischung mit Bandur + Sencor von Bedeutung. In der geprüften Kombination mit 3,0 l Bandur + 0,5 kg/ha Sencor im Vorauflauf wurde eine überzeugende Breitenwirkung erzielt. Die Wirkungsschwäche gegen Schwarzen Nachtschatten konnte mit der Sencor-Ergänzung allerdings nicht geschlossen werden. Da dies auch mit zusätzlichen Nachauflaufbehandlungen nicht möglich ist, muss diese Anwendung auf Standorten ohne Schwarzen Nachtschatten begrenzt werden.

Säulendiagramm

Bandur

Säulendiagramm

Bandur + Sencor

Centium 36 CS + Sencor WG

Das Präparat Centium 36 CS (Clomazone 360 g/l) ist relativ neu zur Vorauflaufanwendung in Kartoffeln zugelassen. Wegen der begrenzten Breitenwirkung wird ein Handelspack mit 0,25 l/ha Centium + 0,5 kg/ha Sencor angeboten. In unseren Versuchen konnte die Wirkstoffkombination allerdings keine befriedigende Unkrautbekämpfungsleistung erzielen. Wesentliche Schwächen traten gegen Acker-Stiefmütterchen, Kamille-Arten, Schwarzem Nachtschatten, Kleinblütigem Franzosenkraut, Amarant, Klettenlabkraut und Knöterich-Arten auf. Eine Anwendungsempfehlung ist daher nicht möglich.

Säulendiagramm

Centium + Sencor

Säulendiagramm

Vergleich Artist + Centium und Artist + Centium / Sencor

Artist

Artist (Flufenancet 240 g + Metribuzin 175 g/kg) ist bereits eine Wirkstoffkombination des Breitbandbodenwirkstoffs Flufenacet mit Metribuzin. Bei der vollen Aufwandmenge von 2,5 l/ha Artist entspricht die Metribuzin-Menge einem vergleichbaren Aufwand von 0,6 kg/ha Sencor WG. In der Soloanwendung von Artist werden wichtige Leitunkräuter erfolgreich bekämpft. Die Leistung gegen Klettenlabkraut und Acker-Stiefmütterchen ist relativ stark von den Anwendungsbedingungen abhängig. Gegen Schwarzen Nachtschatten, Winden-Knöterich und Kleinblütiges Franzosenkraut ist die Wirkung allerdings häufig unzureichend. Im direkten Vergleich mit einer Bandur-Sencor Kombination erreicht Artist zwar noch eine knapp befriedigende Nachtschatten-Wirkung im Vergleich zu der absoluten Schwäche der Bandur-Behandlung gegen dieses Problemunkraut. Die Schwäche von Artist gegenüber Winden-Knöterich und Kleinblütigem Franzosenkraut ist aber offensichtlich.
Durch die Tankmischung Artist 2,0 kg/ha + Centium 36 CS 0,25 l/ha und bei Bedarf durch eine zusätzliche Spritzfolgeanwendung von 0,3 kg/ha Sencor WG im Nachauflauf kann eine ausreichende Breitenwirkung erreicht werden. Um eine vollwertige Behandlungsalternative darzustellen, muss Artist mit Centium und gegebenenfalls mit Sencor ergänzt werden. Standorte mit Schwarzem Nachtschatten sind für Artist-Anwendungen nicht geeignet.

Säulendiagramm

Artist 2,5 kg/ha

Säulendiagramm

Artist-Aufwandmengen

Säulendiagramm

Vergleich Artist + Centium mit Boxer + Sencor

Säulendiagramm

Vergleich Artist mit Bandur + Sencor

Tacco

Tacco (Metosulam 100 g/l) ist speziell zur Ergänzung von Vorauflaufbehandlungen gegen Schwarzen Nachtschatten geeignet. In der Kombination Boxer 3,0 l/ha + Tacco 0,3 l/ha wurde in den Versuchen eine sehr sichere Nachtschattenbekämpfung erzielt. Die Tankmischung mit Bandur 3,0 l/ha + Tacco 0,3 l/ha konnte im Mittel allerdings keine ausreichende Wirkung gegen Schwarzen Nachtschatten erreichen. In der Praxis ist Tacco als Ergänzung einer Standardbehandlung mit Boxer + Sencor gegen stärkeren Besatz mit Schwarzem Nachtschatten empfehlenswert. Die Aufwandmenge kann im Bereich von 0,2 – 0,3 l/ha Tacco eingestellt werden.

Säulendiagramm

Bandur + Tacco