Unkrautbekämpfung in Kulturhanf (Cannabis sativa)
Mit der Freigabe des Anbaus von THC-armen Sorten hat die alte Kulturart Hanf wieder Einzug in die Feldfluren gefunden. Die Produktion erfolgt vorwiegend zur Samen- und Ölgewinnung, ein geringerer Anteil wird als nachwachsender Rohstoff in der Faserverarbeitung verwertet. In der Praxis wird die Unkrautregulierung vorwiegend mechanisch mit einem einmaligen Hackgeräteeinsatz durchgeführt. Hanf besitzt eine zügige Jugendentwicklung und eine hohe Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern. Dies trifft besonders auf Bestände zur Fasergewinnung zu, die mit einer höheren Bestandesdichte und massenwüchsigeren Sorten angebaut werden. Dennoch wurde die Offizialberatung mit Fragen zur chemischen Unkrautbekämpfung konfrontiert. Da internationale Erfahrungen, auch wegen fehlender Mittelzulassung in Deutschland, nicht umgesetzt werden konnten, waren Untersuchungen zum möglichen Herbizideinsatz notwendig.
Feldversuch
Material und Methoden
Die Selektivität verschiedener Herbizide wurde an einem Standort über drei Jahre (1996-1998) im Feldversuch getestet. In einer randomisierten Parzellenanlage (Parzellengröße: ca. 10 m²) mit dreifacher Wiederholung wurde die Kulturverträglichkeit von Herbizidanwendungen nach BBA-Schema bonitiert.
Ergebnisse
Die Mehrzahl der untersuchten Präparate/Wirkstoffe führte zu einer nahezu vollständigen Bestandesvernichtung in Form von Ausdünnung, Stauchung und Wuchsdeformationen. Derart starke Schäden wurden sowohl von Bodenwirkstoffen, als auch von typischen Blattpräparaten ausgelöst. Als schädlich erwiesen sich Sulcotrione, Pyridate, Carbetamid + Dimefuron, Metamitron, Ethofumesat, Pendimethalin, Phenmedipham, Ioxynil, Bentazon, Mecoprop-P, Fluoroglycophen, Fluroxypyr und Metazachlor + Quinmerac. Ebenfalls inakzeptable Schadstärken (60 bis 80 % Phytotoxizität) wurden durch Prosulfocarb, MCPA, Tribenuron und Dicamba verursacht. Eine vertretbare Kulturverträglichkeit zeigten reine Gräsermittel wie Fusilade ME und Focus Ultra (Stauchungen 5-10 %). Spezialpräparate wie Lontrel 100 (Ausdünnung: 0-5 %, Einkürzung: 4-15 %) und Hoestar (Ausdünnung: 2-20 %, Einkürzung: 5-47 %; ermöglichten einen noch ertragsfähigen Kulturbestand.
Zusammenfassung
Hanf zeigte sich sehr empfindlich gegenüber dikotyl breitwirksamen Präparaten. Der Einsatz von üblichen Breitbandherbiziden ist daher weder im Vorauflauf noch im Nachauflauf möglich. Neben der bestätigten Selektivität von Graminiziden wie Fusilade ME (Fluazifop-P) oder Focus Ultra (Cycolxydim) zeigten im Nachauflauf nur die Spezialpräparate Hoestar (Amidosulfuron) und Lontrel 100 (Clopyralid) eine noch vertretbare Kulturbeeinflussung. In der Anbaupraxis sind damit starke Verunkrautungen mit Quecke (Agropyron repens), Klettenlabkraut (Galium aparine), Distel-Arten (Cirsium ssp., Sonchus ssp.) oder Kamille-Arten (Matricaria ssp.) bekämpfbar. Im Normalfall wird jedoch eine einmalige mechanische Unkrautbekämpfung ausreichend sein.