Unkrautbekämpfung in Chinaschilf (Miscanthus x giganteus)
Auch die massenwüchsigen Miscanthus-Kulturen brauchen einen Schutz vor Unkrautkonkurrenz. Man stellt sich Miscanthus zwar in der Regel als übermannshohe, dichte Pflanzenbestände vor, in denen keine anderen Pflanzen bzw. Unkräuter eine Chance haben, die Kulturetablierung beginnt jedoch mit Anpflanzungen, die aufgrund der weiten Pflanzabstände (ca. 1 x 1 Meter) genügend Raum für eine starke Verunkrautung bieten. Die ansonsten relativ anspruchslose Kultur benötigt daher im Bereich Pflanzenschutz eine gezielte Regulierung der Verunkrautung. Probleme mit Krankheiten oder Schädlingen treten bisher nicht auf.
Das Ziel sind im Anpflanzungsjahr weitgehend unkrautfreie Bestände. Die Miscanthus-Jungpflanzen sollten keiner stärkeren Konkurrenz um Wasser oder andere Wachstumsfaktoren ausgesetzt sein. Nur so ist eine zügige Entwicklung von leistungsfähigen bzw. ertragreichen Dauerkulturbeständen gewährleistet. Die direkte Unkrautbekämpfung konzentriert sich daher auf das Anpflanzjahr und gegebenenfalls auf das Frühjahr im ersten Standjahr.
Die Unkrautregulierung beginnt bereits mit der Flächenauswahl und der Bodenbearbeitung. Extrem trockene oder auch verdichtete und staunasse Böden sind ebenso wenig geeignet wie Umbruchflächen von Dauerstilllegungen oder extensivem Grünland, weil auf ertragsschwachen und stark vorbelasteten Flächen (Wurzelunkräuter!) keine Etablierung von nachhaltig ertragreichen Beständen zu erwarten ist.
Mit der Grundbodenbearbeitung kann der Unkrautdruck reduziert werden. Sinnvoll ist eine Pflugfurche mit nachfolgendem Eggen. Ein zweiter Eggenstrich direkt vor der Pflanzung kann noch mal zusätzlich bereits angekeimte oder aufgelaufene Unkräuter beseitigen.
Mechanische Unkrautkontrolle
Eine mechanische Unkrautbekämpfung ist in Miscanthus durchaus möglich. Die Besonderheiten und Probleme dieser Verfahren müssen allerdings berücksichtigt werden. Als erste Maßnahme bieten sich Striegelbehandlungen an, um eine frühe Unkrautwelle zu bekämpfen. Die Jungpflanzen dürfen dabei aber auf keinen Fall geschädigt werden. Leichtere Böden mit einer größeren Pflanzentiefe sind grundsätzlich besser für eine Striegelbehandlung geeignet als schwerere Böden mit Pflanztiefe von nur 2 – 3 cm. Mikrovermehrte Pflanzen werden sensibler reagieren als Rhizomstecklinge. Die Striegel sollten so flach wie möglich eingestellt werden, um die Stecklinge bzw. Jungpflanzen nicht zu beeinträchtigen. Die Unkrautwirkung ist auf einen trockenen Oberboden und auf Unkräuter, die sich noch im Keimblatt- bis frühen Laubblattstadium befinden, angewiesen. Die Durchführbarkeit und der mögliche Erfolg hängen daher stark von einer geeigneten Witterung in einem engen bzw. kurzen Zeitraum ab.
Gegen größere Unkräuter können noch Hackgeräte eingesetzt werden. Der Pflanzreihenabstand kann gegebenenfalls bereits auf die Arbeitsbreite der verfügbaren Hackgerätetechnik eingestellt werden. Im Normalfall sind ein bis zwei Hackgänge durchführbar. Die systembedingten Schwachpunkte wie die Inreihenverunkrautung und das erhöhte Erosionsrisiko bleiben aber bestehen. Hangflächen sind daher für diese Unkrautbekämpfung weniger geeignet bzw. es sollte eine Bearbeitungsrichtung entlang der Hanglinie gewählt werden.
Eine mechanische Pflege nach dem Pflanzjahr bzw. im ersten Standjahr ist kaum noch möglich. Hackgeräte mit Bodeneingriff kommen nicht mehr in Frage, da hierdurch die Wurzeln bzw. Rhizome der Micanthus-Horste zu stark geschädigt würden. Lediglich ein Abmulchen von Altunkräutern im Zwischenreihenbereich im Frühjahr vor bzw. während dem Wiederaustrieb wäre denkbar, soweit geeignete Spezialgeräte zur Verfügung stehen.
Chemische Unkrautkontrolle
2012 erhielten in Deutschland erstmals Herbizide eine Genehmigung nach Artikel 51 der Zulassungsverordnung (vergleichbar mit dem früheren § 18a des Pflanzenschutzgesetzes) für den Einsatz in Miscanthus. Mittlerweile hat sich das ohne Einzelfallgenehmigung einsatzfähige Mittelspektrum so erweitert, dass damit die meisten Unkrautprobleme gelöst werden können. Weitere Herbizidbehandlungen müssen durch eine Einzelfallgenehmigung für den jeweiligen Anwender „legalisiert“ werden. Das Genehmigungsverfahren nach § 22.2 (früher § 18b) des Pflanzenschutzgesetz (PflSchG) ist jedoch relativ unproblematisch, da bei einer Nawaro-Kultur keine Rückstandsfreiheit im Bereich Nahrungs- und Futtermittel geprüft werden muss. Von Seiten der Umweltverträglichkeit sind im Prinzip Präparate geeignet, für die eine vergleichbare Anwendung in anderen Ackerbaukulturen zugelassen ist. Für die Kulturverträglichkeit und Wirksamkeit ist bei der Einzelfallgenehmigung nach § 22.2 PflSchG der Anwender selbst verantwortlich. Das Antragsformular für bayerische Miscanthus-Anbauer kann unter folgendem Link heruntergeladen werden:
Auf der Basis von Herbizidempfehlungen, die in der ersten Phase des Miscancanthus-Booms Anfang der 90er Jahre erarbeitet wurden, wurde in den Jahren 2007 bis 2009 ein neues Versuchsprogramm zur Unkrautbekämpfung in Miscanthus aufgelegt. Beteiligt waren neben der LfL auch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Deggendorf sowie die Landwirtschaftskammer Oberösterreich. Hieraus ergibt sich eine ausreichende Anzahl an Möglichkeiten zur chemischen Unkrautbekämpfung in Miscanthus (siehe Tabellen).
Anhand der vorliegenden Daten lassen sich leistungsfähige Praxisanwendungen entwickeln. Bei bekannt unkrautwüchsigen Flächen wäre z. B. eine Behandlung im Vor- oder frühem Nachauflauf mit dem Spectrum Plus-Pack (2,5 l/ha Stomp Aqua + 1,2 l/ha Spectrum) oder 2,0 l/ha Stomp Aqua + 3,0 l/ha Bandur geeignet. Breit wirksame Herbizid-Kombinationen mit Blatt- und Bodenwirkung für den Einsatz im Nachauflauf sind z.B. 0,8 kg/ha Terano + 0,04 kg/ha Cato oder 2,5 l/ha Stomp Aqua + 1,2 l/ha Spectrum + 1,0 l/ha Callisto. Für rein blattaktive Nachauflaufbehandlungen bietet die Tankmischung aus Callisto 1,0 l + B 235 1,0 l/ha eine breite Wirksamkeit. Sonderprobleme können z.B. mit U 46 M-Fluid (Disteln), Cato (Quecke), Harmonx SX, Tomigan 180 (Ampfer) und Mais Banvel WG (Winden) gezielt behandelt werden. Die Verträglichkeit von Miscanthus gegenüber Rimsulfuron (Cato) ist sehr spezifisch. Auf keinen Fall dürfen andere gräserwirksame Sulfonylharnstoffe aus dem Maisbereich eingesetzt werden!
Bei der Bekämpfung von Altunkräutern im Frühjahr des ersten Standjahres mit Glyphosat darf der Miscanthus noch keine grüne Blattmasse gebildet haben, um eine Wirkstoffaufnahme sicher zu vermeiden. Die ersten reinen Stängeltriebe scheinen allerdings noch unbedenklich zu sein.
Nach dieser Zeit bildet der Miscanthus in der Regel einen rasch wüchsigen und dichten Bestand, der keine Unkrautbekämpfung mehr erfordert. Sollten z. B. aufgrund von Bestandeslücken im zweiten Standjahr blattaktive Nachbehandlungen nötig sein, haben sich die Präparate Callisto, Cato, Mais Banvel WG und Harmony SX auch hier als sehr verträglich erwiesen.
Diese Empfehlungen beziehen sich auf eine bestmögliche Wirksamkeit und sind unabhängig vom aktuellen Zulassungsstand zu sehen. Der Anwender muss also prüfen, ob für die einzusetzenden Präparate ein Genehmigungsantrag nötig ist oder nicht.
Herbizide für den Einsatz in Miscanthus (keine einzelbetriebliche Genehmigung erforderlich)
Herbizide für den Einsatz in MiscanthusTermin / Verfahren | Wirkstoff max. Menge in g/ha | Präparat max. Menge in l bzw. kg/ha | Wirkungsschwerpunkte |
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1. Jahr (Pflanzjahr) - Vorauflauf oder früher Nachauflauf | Dimethenamid-P 860 | Spectrum 1,2 | Hühnerhirse, Borstenhirse, Fingerhirse, Jährige Rispe, Kamille, Franzosenkraut, Taubnessel, Storchschnabel |
| Pendimethalin 1365 | Stomp Aqua 3,5 | Jährige Rispe, Vogelmiere, Taubnessel, Ehrenpreis, Hohlzahn, Hirtentäschel, Stiefmütterchen, Hederich |
1. Jahr (Pflanzjahr) - Nachauflauf | Tritosulfuron + Dicamba 50 + 100 | Arrat + Dash 0,2 kg + 1,0 l FHS | Amarant, Knöterich-Arten, Gänsefuß-Arten, Kamille, Klettenlabkraut, Kreuzkraut, Ausfallraps, Vogelmiere, Winden, Disteln |
| Bromoxynil 350 | B 235, u.a. 1,5 | Amarant, Gänsefuß, Melde, Kamille, Schwarzer Nachtschatten, Windenknöterich |
| Mesotrione 150 | Callisto, u.a. 1,5 | Hühnerhirse, Fingerhirse, Amarant, Gänsefuß, Melde, Schwarzer Nachtschatten, Franzosenkraut, Klettenlabkraut, Kamille |
| Rimsulfuron 10 | Cato, u.a. 40 g | Hühnerhirse, Borstenhirse, Fingerhirse, Jährige Rispe, Ackerfuchsschwanz, Flughafer, Kamille, Kreuzkraut, Ausfallraps, Quecke |
| Thifensulfuron 7 | Harmony SX 15 g | Amarant, Hohlzahn, Kamille, Kreuzkraut, Vogelmiere, Ausfallraps, Ampfer |
| Dicamba 350 | Mais Banvel WG 0,5 kg | Amarant, Gänsefuß, Melde, Kreuzkraut, Nachtschatten, Windenknöterich, Winden |
| Fluroxypyr 180 | Follow, u.a. 1,0 | Franzosenkraut, Klettenlabkraut, Nachtschatten, Knöterich-Arten, Ampfer, Winden |
| MCPA 750 | U 46 M-Fluid, u.a. 1,5 | Ackerkratzdistel, Ackersenf, Hederich, Melde, Wicke, Gänsefuß, Hirtentäschel |
Herbizide für den Einsatz in Miscanthus (einzelbetriebliche Genehmigung nach § 22.2 erforderlich)
Herbizide für den Einsatz in Miscanthus (einzelbetriebliche Genehmigung nach § 22.2 erforderlich)Termin / Verfahren | Wirkstoff max. Menge in g/ha | Präparat max. Menge in l bzw. kg/ha | Wirkungsschwerpunkte |
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1. Jahr (Pflanzjahr) - Vorauflauf oder früher Nachauflauf | Aclonifen 2400 | Bandur 3,0 | Amarant, Kamille, Gänsefuß, Melde, Franzosenkraut, Taubnessel, Ampferbl. Knöterich, Klettenlabkraut, Ackerfuchsschwanz, Hirsen, Jährige Rispe |
2. Jahr - vor dem Austrieb | Glyphosat 480 | Roundup PowerFlex, u.a. 3,75 | Altunkräuter, Quecke |
Stand: August 2019