Mischbarkeit von Getreideherbiziden
Bei der chemischen Unkrautbekämpfung im Frühjahr im Getreidebau besteht häufig der Bedarf, verschiedene Präparate zu kombinieren, um die notwendige Breitenwirkung zu erzielen oder um Anwendungen von z.B. Wachstumsreglern oder Fungiziden in einem Arbeitsgang auszubringe
Bei der Mischung von unterschiedlichen Präparaten muss neben der rein technischen Mischungsfähigkeit vor allem die Kulturverträglichkeit von Tankmischungen beachtet werden. In den Mischbarkeitstabellen sind die Kombinationsmöglichkeiten vorwiegend unter dem Aspekt der Kulturverträglichkeit bewertet. Nur in einigen wenigen Fällen bezieht sich die Einstufung als nicht mischbar auch auf negative Auswirkungen hinsichtlich der biologischen Leistung z.B. bei Herbiziden zur Ungrasbekämpfung.
Generell ist es sinnvoll, bei neuen Tankmischungen erste Erfahrungen mit z.B. Teilflächenbehandlungen zu sammeln.
Mischung Herbizid + Herbizid
Häufig ist eine Herbizidkombination notwendig und sinnvoll, um eine ausreichende Breitenwirkung gegen das übliche Unkraut- und Ungrasspektrum im Getreidebau zu erzielen. Hierdurch wird das standortspezifische Ertragspotential abgesichert und ansonsten erforderliche Nachbehandlungen erübrigen sich. Die gezielte Herbizidkombination ist ein Beitrag zum effizienten und letztlich auch umweltverträglichen Pflanzenschutzmitteleinsatz. Die in der Tabelle grün markierten Kombinationen besitzen grundsätzlich eine unterstützende Ergänzung im Wirkungsspektrum, haben ähnliche bzw. gleiche Ansprüche an die Anwendungsbedingungen und wirken sich nicht negativ hinsichtlich der Kulturverträglichkeit aus.
Bei hellgrün markierten Kombinationen muss auf die geeigneten Anwendungsbedingungen für den einzelnen Mischpartner geachtet werden. Während hier z.B. bodenwirksame Gräserherbizide möglichst frühzeitig eingesetzt werden müssen, ist die Ergänzung mit einem „wärmebedürftigen“ Präparat zur Bekämpfung dikotyler Unkräuter nur bei entsprechend günstigen Bedingungen sinnvoll.
Für grau hinterlegte Kombinationen fehlt die Information zur Mischbarkeit bzw. ist es aufgrund eines sehr ähnlichen Wirkungsspektrums, gleichartiger Wirkstoffausstattung oder stark abweichenden Anwendungsansprüchen nicht sinnvoll, entsprechende Präparate zu kombinieren. Bei den rot hinterlegten Varianten ist eine Mischung vorwiegend aufgrund des zu hohen Risikos für Kulturschäden ausgeschlossen. Eine Mischung von z.B. Gräserherbiziden, die mit einem Formulierungshilfsstoff ausgestattet sind und Breitbandherbiziden mit einem Kontaktwirkstoffanteil kann aufgrund des hohen Risikos von starken Blattschäden am Getreide nicht vorgenommen werden. Bei einigen Gräserherbiziden ist die Mischbarkeit wegen einer Wirkungsbehinderung durch ungeeignete Mischpräparate ausgeschlossen. Präparate aus der Gruppe der FOP’s (Clodinafop) und DEN’s (Pinoxaden) sind hierbei besonders sensibel in der Kombination mit z.B. Wuchsstoff-Herbiziden.
Mischung Herbizid + Flüssigdünger/Wachstumsregler/Additiv
Die Kombination einer Flüssigdüngerausbringung mit dem Herbizideinsatz ist im Getreidebau weitgehend unproblematisch. Dies gilt sowohl für die Stickstoff- als auch für die Spurenelementdüngung. Während die Kombination mit AHL (Amonnitrat-Harnstoff-Lösung) mit Herbiziden zur Unkrautbekämpfung, speziell gegen Klettenlabkraut zu einer Wirkungsunterstützung führt, ist bei einigen Gräserherbiziden die Kombination aus Verträglichkeitsgründen eingeschränkt bzw. nicht möglich. Das Spezialherbizid Atlantis kann z.B. durch die Ergänzung mit 30 l/ha AHL in der Wirkung abgesichert werden. Die Ausbringung in reiner AHL würde allerdings zu überhohen Unverträglichkeitsreaktionen bei der Kultur führen. Die Mischungsbewertungen mit AHL beziehen sich immer auf qualitativ hochwertige Markenware. Bei mangelhafter Herstellungsqualität können Begleitstoffe in der AHL zu zusätzlichen Verträglichkeitsproblemen führen.
Für die Herbizidkombination mit Wachstumsreglern gibt es mit CCC (Chlormequat-Chlorid) nahezu keine Einschränkung. Bei den Präparaten Moddus und Medax Top gibt es dagegen erhebliche Restriktionen. Die Kombination mit gräserwirksamen Herbiziden ist generell ausgeschlossen. Lediglich die firmeneigene Mischung von Moddus + Traxos besitzt eine Freigabe.
Zusatzstoffe zur Unterstützung der Herbizidwirkung können generell mit Herbiziden kombiniert werden. Da mit Netzmitteln auf Pflanzenöl- oder Paraffinöl-Basis bzw. mit oberflächenaktiven Zusatzstoffen (Surfactants) die Benetzung und Wirkstoffaufnahme unterstützt wird, ist die Zumischung zu Kontaktherbiziden nicht möglich. Das Risiko von stärkeren Blattschäden an der Kultur kann in diesen Kombinationen nicht mehr ausreichend sicher eingeschätzt werden.
Eine Sonderform von Zusatzstoffen sind Konditionierer für das Spritzwasser. Die hierbei vorgenommene Absenkung des pH-Wertes und die Neutralisation von Komplexbildnern kann grundsätzlich die Herbizidwirkung unterstützen. Es gibt allerdings noch relativ wenig Erfahrungen mit diesen Kombinationsmöglichkeiten und entsprechend wenige Mischungsfreigaben für einzelne Herbizide. Der Sulfonylharnstoff Tribenuron wird hydrolytisch abgebaut und da dieser Prozess vom pH-Wert des Wassers abhängig ist, raten wir von der Konditionierung des Spritzwassers in Kombination mit Präparaten, die Tribenuron enthalten wie Pointer SX, Pointer Plus, Dirigent SX oder saracen Max grundsätzlich ab.
Stand: April 2024
Unkrautmanagement im Getreidebau