Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2024 – Quarantänemaßnahmen bei Kartoffeln

Die Arbeitsgruppe Quarantänemaßnahmen bei Kartoffeln ist zuständig für die Erhebung, die Untersuchung und die Bekämpfung von Quarantäneschadorganismen (QSO) der Kartoffel in Bayern. Zurzeit sind das die folgenden Krankheiten bzw. Erreger: Bakterielle Ringfäule der Kartoffel (Clavibacter sepedonicus), Schleimkrankheit der Kartoffel (Ralstonia solanacearum), Kartoffelzystennematoden (Globodera pallida und Globodera rostochiensis), Wurzelgallennematoden (Meloidogyne chitwoodi und Meloidogyne fallax), Kartoffelkrebs (Synchytrium endobioticum) und die Amerikanischen Kartoffelerdflöhe (Epitrix cucumeris, Epitrix papa, Epitrix subcrinita und Epitrix tuberis). Ihr Auftreten ist meldepflichtig.

Verdacht auf Befall mit dem Wurzelgallennematoden Meloidogyne chitwoodi in Bayern

Der Wurzelgallennematode Meloidogyne chitwoodi (Golden, O’Bannon, Santo and Finley, 1980) ist ein Unionsquarantäneschädling nach Durchführungsverordnung (EU) 2019/2072 mit einem weiten Wirtspflanzenspektrum, darunter auch vielen Kulturpflanzen wie zum Beispiel Kartoffeln, Karotten, Tomaten, Bohnen und Getreidearten. Somit besitzt er ein erhebliches ökonomisches Schadpotenzial.
Der Schaderreger ruft bei Kartoffeln gallenförmige Verdickungen der Wurzeln und warzenförmige Verdickungen an den Knollen hervor. Bei starkem Befall sind unspezifische Merkmale wie Wuchsdepression und Welkeerscheinungen in der Kultur sichtbar.
Der Entwicklungszyklus beginnt bereits bei Temperaturen über 5 °C. In der Regel können juvenile Tiere nur wenige Monate ohne Wirtspflanzen überleben, so dass eine mehrmonatige Schwarzbrache nach der Ernte einen starken Populationsrückgang zur Folge hat, allerdings können Eier bis zu fünf Jahre lebensfähig im Boden überdauern.
Drei Kartoffeln mit warzenförmigen Verdickungen.Zoombild vorhanden

Befall mit Meloidogyne chitwoodi

Am 7.5.2024 wurde die LfL darüber informiert, dass Pflanzgut mit einem positiven Nachweis von Meloidogyne chitwoodi nach Bayern geliefert worden war. Der Befund war an einer aus Deutschland nach Schweden gelieferten Pflanzkartoffelpartie erbracht und in deutschen Laboren anschließend bestätigt worden. Eine nach Bayern gelieferte Charge dieses Pflanzguts war zu diesem Zeitpunkt von der entsprechenden Vertriebsorganisation bereits an zwei landwirtschaftliche Betriebe weitergegeben und von diesen gelegt worden. Daraufhin wurden die betroffenen Betriebe benachrichtigt und die Anbauflächen vorsorglich als wahrscheinlich mit Meloidogyne chitwoodi befallen erklärt.
Zur Abklärung des Sachverhaltes wurden mehrere unterschiedliche Proben auf diesen Anbauflächen gezogen und auf Anzeichen von Meloidogyne chitwoodi untersucht. Im Bestand wurden 60 Pflanzen pro Hektar ausgegraben und vor Ort visuell inspiziert. Die Wurzeln und Knollen wurden zur eingehenden Untersuchung ins Labor der LfL gebracht. Zum Zeitpunkt der Ernte wurden dann 200 Knollen pro 3 Hektar und 50 Bodenproben pro Hektar für die Laboruntersuchung entnommen.
Bei allen Proben konnten keine Anzeichen auf die Anwesenheit von Meloidogyne chitwoodi gefunden werden. Um trotzdem eine mögliche Gefährdung für die Kartoffelproduktion in Bayern auszuschließen, wurde das Erntegut in einer Stärkefabrik verarbeitet und der Erdanhang deponiert. Außerdem wird der nächste Kartoffelanbau auf den betreffenden Flächen erneut untersucht. Sind neben den aktuellen auch die Untersuchungsergebnisse des folgenden Kartoffelanbaus ohne Befund, so gilt der Befallsverdacht auf den entsprechenden Flächen als widerlegt.

Zusammenlegung der Probenahme und Untersuchung von Pflanzkartoffeln im Rahmen des Anerkennungsverfahrens

Die Beschaffenheitsprüfung ist ein Bestandteil des Anerkennungsverfahrens für Pflanzkartoffeln und besteht aus Untersuchungen auf Viruskrankheiten, Bakterielle Ringfäule der Kartoffel (Clavibacter sepedonicus), Schleimkrankheit der Kartoffel (Ralstonia solanacearum) sowie der Prüfung auf weitere Knollenkrankheiten und äußere Mängel. Für die Laborprüfung werden aus dem Feldbestand kurz vor der Ernte oder dem eingelagerten Erntegut je angefangenen 3 Hektar eines Vermehrungsvorhabens eine Probe gezogen.
In der Vergangenheit wurde für die Untersuchung auf die bakteriellen Erreger Clavibacter sepedonicus und Ralstonia solanacearum eine Probe mit 200 unbeschädigten und schalenfesten Knollen gezogen. Für die Untersuchung auf Viruserkrankungen wurde eine weitere Probe mit 130 Knollen genommen. Ein wichtiger Unterschied war dabei, dass die Probe für die Bakterienuntersuchung im noch grünen Bestand, also früher gezogen werden konnte als die Probe für die Virusuntersuchung. Letztere kann nur aus vollkommen abgestorbenen Beständen oder dem Lager genommen werden, um eine nach der Probenahme noch erfolgende Infektion mit Viren durch Vektoren (Blattläuse) auszuschließen. Beide Proben wurden anschließend getrennt in unterschiedlichen Laboren beim Bodengesundheitsdienst in Rain am Lech (Bakterien) und an der LfL in Freising (Viren) aufbereitet und analysiert.
Zur Vereinfachung des Verfahrens wurde an der LfL in den letzten Jahren ein gemeinsames Aufbereitungsverfahren für die Untersuchung von Bakterien und Viren an einer Probe erarbeitet und erprobt. Herausgekommen ist ein Verfahren, in welchem 12 Pools mit je 17 Knollen einer Probe auf Virus und die sich in der Gesamtheit ergebenden 204 Knollen in einem Pool auf Bakterien untersucht werden. Das Verfahren wurde 2024 erstmals eingesetzt, was mit einer Auslagerung der gesamten Probenaufbereitung und dem Großteil der Virusuntersuchungen von der LfL zum Justus von Liebig-Labor des Bodengesundheitsdienstes in Rain verbunden war.
Im Untersuchungsjahr 2024 musste somit nur mehr eine Probe mit 210 Knollen für beide Untersuchungen gezogen werden. Der Probenahmezeitpunkt richtete sich dabei nach den Vorgaben für die Virusuntersuchung. Anfängliche Befürchtungen, dass sich der Untersuchungsprozess dadurch in bedeutendem Maße verlängern könnte, haben sich nicht bestätigt. Das neue Verfahren hat sich insgesamt bewährt und spart jährlich mehr als 200.000 Euro an Kosten für die Probenahme und Untersuchung ein.