Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2024 – Mykologie
Pilze spielen eine große Rolle als Ursache von Pflanzenkrankheiten. Die Arbeitsgruppe IPS 2a – Mykologie – der LfL beschäftigt sich mit der Diagnose von pilzlichen Schaderregern an Kulturpflanzen.
Diagnose von pilzlichen Schaderregern an Kulturpflanzen – Ein Rückblick auf das Jahr 2024
Insgesamt wurden 1568 Pflanzen- bzw. Saatgutproben zur Untersuchung an die Arbeitsgruppe "Mykologie" mit einem Verdacht auf eine pilzliche Schadursache eingesandt. Diese waren nicht auf bestimmte Pflanzengruppen beschränkt, sondern verteilten sich auf Obst, Gemüse und Zierpflanzen sowie auf Gehölze und landwirtschaftliche Kulturen. Mit der Zunahme des Ökolandbaus und des Anbaus von Leguminosen spielen Gesundheitsprüfungen an Saatgut eine immer größere Rolle. Sie machen mittlerweile mehr als 60 % des Probenaufkommens aus. Ein weiterer Schwerpunkt sind weiterhin Arbeiten im Rahmen des Hoheitsvollzuges – insbesondere zur Bekämpfung des Kartoffelkrebses – einer gefürchteten Quarantäneerkrankung.
Im Folgenden sollen einige Schlaglichter auf ausgewählte Erkrankungen geworfen werden.
Untersuchung von Anthraknose-Erkrankungen bei Körnerleguminosen

Colletotrichum lupini
In Auftrag von IPZ 6c, der LWG in Veitshöchheim, Agrolab (Schleswig-Holstein) und der Landwirtschaftskammer (LWK) in Nordrhein-Westfalen (NRW) in Münster wurden insgesamt deutlich weniger Proben auf Befall mit Ascochyta pisi untersucht. Daneben sind weitere 230 Leguminosen-Saatgutproben (Soja, Lupine, Ackerbohne) auf Brennfleckenerkrankungen zur Untersuchung vorgelegt worden.
Diese samenübertragbare Erkrankung (Anthraknose) spielt bei Futtererbsen z. T. eine große Rolle und kann zu hohen Ertragsausfällen führen. Keine der Partien zeigte einen Befallsgrad von 13 % und mehr. Ab diesem Wert ist die Verwendung als Saatgut als bedenklich anzusehen. Im Vergleich zu 2008 ist das Befallsgeschehen weiterhin rückläufig bzw. hat sich auf einem sehr niedrigen Niveau stabilisiert. Während 2008 noch gut 50 % der bayerischen Partien beanstandet wurden, waren es 2009 17 %, 2010 knapp 9 %, 2011 nur noch gut 3 % und in den letzten 8 Jahren lediglich eine in 2020.
Diese samenübertragbare Erkrankung (Anthraknose) spielt bei Futtererbsen z. T. eine große Rolle und kann zu hohen Ertragsausfällen führen. Keine der Partien zeigte einen Befallsgrad von 13 % und mehr. Ab diesem Wert ist die Verwendung als Saatgut als bedenklich anzusehen. Im Vergleich zu 2008 ist das Befallsgeschehen weiterhin rückläufig bzw. hat sich auf einem sehr niedrigen Niveau stabilisiert. Während 2008 noch gut 50 % der bayerischen Partien beanstandet wurden, waren es 2009 17 %, 2010 knapp 9 %, 2011 nur noch gut 3 % und in den letzten 8 Jahren lediglich eine in 2020.
Darüber hinaus sind im mykologischen Labor noch weitere Saatgutproben anderer Körnerleguminosen wie Ackerbohne (11) und Lupine (12) auf Anthraknose-Erkrankungen untersucht worden.
Bei allen Ackerbohnen- bzw. Lupinenproben war weder Ascochyta fabae noch Colletotrichum lupini nachweisbar.
Sehr stark zugenommen haben in den vergangenen Jahren Untersuchungen von Sojasaatgut. Es wurden 126 Proben – über 100 % mehr als in 2020 - vorgelegt; bei knapp 70 % konnte der Erreger von Brennflecken (Phomopsis-Komplex) nachgewiesen werden. Im Jahr 2017 war dies bei lediglich 22 % der Fall; 2021 bei 54 %, 2022 bei 59 % und 2023 bei 50 %.
Untersuchungen auf Tilletia-Besatz bei Weizen (Weizensteinbrand) und Gerstenflugbrand

Weizensteinbrand
m abgelaufenen Jahr wurden überwiegend von IPZ 6c, der LWK NRW im Rahmen eines gemeinsamen Projektes und Direkteinsendern insgesamt 554 Weizen- bzw. Dinkelproben (davon 338 aus BY über die Saatgutprüfstelle), meist aus dem ökologischen Landbau, zur Untersuchung auf Steinbrand bzw. Zwergsteinbrand vorgelegt.
Im Jahr 2024 wiesen gut 14 % der Weizen-/Dinkelproben aus Bayern Besatzwerte von durchschnittlich über 20 Sporen pro Korn (T. caries und/oder T. controversa) auf, sodass die entsprechenden Partien als Saatgut ungeeignet waren. Auffällig war der hohe Anteil an Tilletia-freien Proben.
Im Jahr 2024 wiesen gut 14 % der Weizen-/Dinkelproben aus Bayern Besatzwerte von durchschnittlich über 20 Sporen pro Korn (T. caries und/oder T. controversa) auf, sodass die entsprechenden Partien als Saatgut ungeeignet waren. Auffällig war der hohe Anteil an Tilletia-freien Proben.
2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Anzahl Proben | 233 | 273 | 492 | 341 | 326 | 333 | 370 | 303 | 474 | 386 | 458 | 499 | 474 | 504 | 421 | 338 |
Anteil Proben mit Besatzwerten über 20 Sporen/Korn in % | 36 | 33 | 50 | 38 | 46 | 30,3 | 34,6 | 33 | 21 | 24,5 | 33 | 21 | 11 | 19 | 14 | 8 |
Anteil Tilletia-freier Proben in % | 6 | 7 | < 1 | 9 | 6 | 12 | 3,5 | 9 | 19 | 21 | 9 | 17 | 35 | 30 | 45 | 43 |

Weizensteinbrandsporen
T. controversa (Zwergsteinbrand) trat 2024 im Vergleich zu den Vorjahren kaum in Erscheinung. Nur bei weniger als 1 % der Proben konnte der Erreger festgestellt werden (2017: ca. 86 %, 2018: 20 %, 2019: 16 %, 2020: 1 %, 2021: 4%). Besatzwerte von über 20 Sporen pro Korn war nur in einem Fall zu beobachten. Wie in den Jahren zuvor trat der Erreger meist in Mischinfektionen mit T. caries auf.

Ustilago nuda-Myzel
Daneben wurden 2024 insgesamt 148 Gerstenproben aus ökologischem Anbau davon 72 von der bayerischen Saatgutprüfstelle auf Flugbrand (Ustilago nuda) untersucht. Im Vergleich zum Vorjahr wurde U. nuda häufiger beobachtet. Bei gut 11 % (2022: ca. 8 %) der bayerischen Partien ließ sich der Erreger mit einer Befallsstärke von 0,1 % oder mehr nachweisen. Ab diesem Wert ist eine Verwendung als Saatgut ausgeschlossen.
Von anderen Versuchseinrichtungen kamen weitere 76 Gerstenpartien zur Untersuchung auf Gerstenflugbrand hinzu. Hier konnte bei 28 % der Proben mit einer maximale Befallsstärke von gut 20 % U. nuda nachgewiesen werden.
Von anderen Versuchseinrichtungen kamen weitere 76 Gerstenpartien zur Untersuchung auf Gerstenflugbrand hinzu. Hier konnte bei 28 % der Proben mit einer maximale Befallsstärke von gut 20 % U. nuda nachgewiesen werden.
Nachernte-Monitoring von Ährenfusariosen 2024
Zusammenfassend für das Jahr 2024 lässt sich sagen, dass generell die Infektionen der untersuchten Getreidesorten wie Weizen, Gerste und Roggen mit diversen Fusarium-Arten verglichen mit dem Vorjahr auf einem höheren Niveau lagen. Die Belastung des Erntegutes mit Mykotoxinen, insbes. DON, war dem entsprechend auch höher (vgl. Jahresbericht AL 1b).

Ähre infiziert mit Fusarium graminearum
Ährenfusariosen haben insbesondere bei Weizen eine hohe Bedeutung. Ein besonderes Problem ist dabei die Produktion von Mykotoxinen durch bestimmte Fusarium-Arten, die durch Risikofaktoren wie Vorfrucht Mais, nicht-wendende Bodenbearbeitung nach Mais, Anbau mittel- und hochanfälliger Weizensorten, Einsatz bestimmter Fungizide und warm-feuchte Witterung vor und zur Weizenblüte gefördert wird. Die Mykotoxine können in die Nahrungskette gelangen und Tiere sowie Menschen gefährden (siehe auch die Beiträge von IPS 3a sowie den AQU-Jahresbericht). Ziel des "Nach-Ernte-Monitoring" ist die Ermittlung des mikrobiellen Besatzes sowie der Mykotoxinbelastung des Erntegutes, insbesondere mit Deoxynivalenol (DON). Durch die Untersuchung von Weizen-, Gersten- und Roggenproben nach der Ernte soll Landwirten, Händlern und Verarbeitern u.a. bei den beiden wichtigsten Brotgetreidearten ein Überblick über den mikrobiellen Status gegeben werden. Darüber hinaus sollen langfristig Informationen über etwaige Veränderungen des Fusarium-Artenspektrums und dem damit verbundenen Auftreten anderer Toxine erhalten werden.
Vor mehr als 15 Jahren wurde auch Sommergerste in das Monitoring aufgenommen, da in den letzten Jahren immer wieder Befürchtungen geäußert wurden, dass auch hier mit nicht unerheblichen Fusarium spp.-Infektionen zu rechnen sei.

Reinkultur Fusarium graminearum
Beim Weizen waren 2024 ca. 39 % der insgesamt 133 untersuchten Proben mit F. graminearum infiziert. Die Befallsstärke der einzelnen Proben erreichte maximal 61 %. F. culmorum konnte lediglich bei 14 % der Proben isoliert werden. Die höchste Befallsstärke lag bei 45 % befallener Körner. Insgesamt war damit die Belastung des Weizens mit DON-bildenden Fusarium-Arten auf so niedrigerem Niveau wie nie zuvor in den letzten 20 Jahren.
Neben diesen beiden Arten konnten beim Weizen noch F. poae, F. langesethiae und F. sporotrichioides sowie in geringerem Umfang F. avenaceum, F. equiseti, und Monographella nivalis (Schneeschimmel) beobachtet werden. F. sporotrichioides kam bei 77 % der Proben vor; ebenso F. langsethiae bei 71 %. Dabei lag die Befallsstärke bei beiden zuletzt genannten Arten höchstens bei 52 % bzw. 56 % befallener Körner. Insgesamt traten beide Arten deutlich stärker in Erscheinung als 2023 und 2022.
Neben diesen beiden Arten konnten beim Weizen noch F. poae, F. langesethiae und F. sporotrichioides sowie in geringerem Umfang F. avenaceum, F. equiseti, und Monographella nivalis (Schneeschimmel) beobachtet werden. F. sporotrichioides kam bei 77 % der Proben vor; ebenso F. langsethiae bei 71 %. Dabei lag die Befallsstärke bei beiden zuletzt genannten Arten höchstens bei 52 % bzw. 56 % befallener Körner. Insgesamt traten beide Arten deutlich stärker in Erscheinung als 2023 und 2022.
Bei den untersuchten 86 Roggenproben konnten nur bei 22 % F. graminearum und bei 18 % F. culmorum beobachtet werden. Es traten F. langsethiae bei 57 % und F. sporotrichioides bei 81 % der Proben auf. Die maximale Befallsstärke lag bei keiner der Proben über 42 % infizierter Körner.
Bei der Sommergerste (111 Proben) spielten die DON-bildenden Fusarium-Arten eine untergeordnete Rolle im Vergleich zum Weizen. Bei 10 % der Proben konnte F. graminearum mit einer maximalen Befallsstärke von 32 % beobachtet werden. F. culmorum trat bei 2 % mit einer maximalen Befallsstärke von 38 % seltener auf als in den Jahren zuvor. Sehr viel häufiger konnten F. sporotrichioides und F. langsethiae diagnostiziert werden. Bei 93 % bzw. 73 % der Proben konnten die angesprochenen Arten bis zu einer maximalen Befallsstärke von 77 % bzw. 80 % infizierter Körner beobachtet werden.
Vollzug der Verordung (VO) zur Bekämpfung des Kartoffelkrebses
Um eine Ausbreitung von Quarantäne-Schadorganismen zu verhindern bzw. einzudämmen, sind Untersuchungen und eine Vielzahl von restriktiven Maßnahmen notwendig, die z. T. große wirtschaftliche Folgen (z.B. ein Verbot des Kartoffelanbaus auf der Befallsfläche) für betroffene Landwirte haben können. Erschwerend kommt im Falle des Kartoffelkrebses (Erreger: Synchytrium endobioticum) hinzu, dass die Überdauerungsformen (Dauersori) mindestens 20 Jahre im Boden lebens- und infektionsfähig bleiben. In enger Zusammenarbeit mit IPS 4b (Quarantänemaßnahmen bei Kartoffeln) erfolgen Bodenuntersuchungen zur Aufhebung der Sperrmaßnahmen betroffener Flächen.

Kartoffelkrebs
Bei Befallsfeststellung wird mittels eines amtlichen Bescheides die Befallsfläche für den Kartoffelanbau gesperrt. Zusätzlich wird um diese Fläche ein Sicherheitsbereich abgegrenzt, in dem nur krebsresistente Kartoffeln angebaut werden dürfen. Ferner sind eventuell befallene Knollen so zu behandeln, dass eine Ausbreitung des Erregers ausgeschlossen ist. Eine Aufhebung der Sperrmaßnahmen ist nur möglich, wenn Untersuchungen des Bodens nach EPPO-Richtlinien eine Befallsfreiheit ergeben haben. Bei dieser Laboruntersuchung werden die Dauersori mittels eines Nass-Siebverfahrens aus Bodenproben ausgewaschen und deren Anzahl wird mikroskopisch bestimmt. Pro 0,3 ha ist eine Mischprobe bestehend aus 20 Einstichen in 20 cm Tiefe zu ziehen. Parallel dazu werden mit den Bodenproben Biotests durchgeführt, bei denen Knollen hoch-anfälliger Kartoffelsorten für 3 Monate kultiviert werden.
Sind die Ergebnisse der Testverfahren negativ, kann der Sperrbescheid aufgehoben werden. Daneben werden auch immer wieder Untersuchungsanfragen von kartoffelverarbeitenden Betrieben an IPS 2a gerichtet, bei denen es z.B. um die evtl. Belastung von Feststoffresten aus dem Waschprozess mit Dauersori geht.

Dauersorus – Synchytrium endobioticum
Im Jahr 2024 wurden 2 Bodenproben auf Vorhandensein von S. endobioticum untersucht. Dabei handelt es sich überwiegend um Flächen, auf denen vor mehr als 20 Jahren Kartoffelkrebs beobachtet wurde. Lebensfähige Dauersori konnten nicht nachgewiesen werden. Vor dem Hintergrund immer wieder auftretender Krankheitsfälle (4 Nachweise an Knollen in 2024) und in Anbetracht des Verbreitungsweges des Pilzes vor allem durch verseuchtes Pflanzgut ist gerade auch im Rahmen der Anerkennung eine genaue Prüfung des Pflanzgutes auf Knollenwucherungen unverzichtbar.