Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2023 – Zoologie und Vorratsschutz
Die exakte Diagnose von Schädlingen ist Voraussetzung für zielgerichtete Maßnahmen.
Die entomologische Diagnostik untersucht Proben aus Landwirtschaft, Gartenbau und Vorratsschutz sowie Verpackungsholz im internationalen Handel auf Schädlinge, vor allem auf gebietsfremde Quarantäne-Schadorganismen.
Die nematologische Diagnostik der Arbeitsgruppe untersucht in drei wesentlichen Bereichen Boden-, Pflanzen- und Saatgutproben auf das Vorkommen von pflanzenparasitären Nematoden:
- im Rahmen des Hoheitsvollzugs
- für Berater und private Betriebe
- für Pflanzenzüchter zur Testung von Kartoffelstämmen auf Resistenz gegen Virulenzen des Kartoffelzystennematodens
Entomologie
Interessante Ergebnisse aus der entomologischen Diagnostik 2023
Insgesamt wurden 454 Proben zur Diagnose angeliefert, davon nur 75 Proben von Privatpersonen. Von amtlicher Seite waren es 379 Proben. Darin enthalten sind jedoch 256 Proben, die im Rahmen des Nationalen Monitoringprogramms auf Quarantäne-Schaderreger eingingen. Im Detail handelte es sich um Fallenfänge von Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bzw. der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.
Nachfolgend sind die Besonderheiten des Jahres 2023 aufgeführt:
Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys)
Die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys (Familie Pentatomidae, Baumwanzen) wird immer häufiger in Bayern gefunden. Unter den Wanzen, die sich an sonnenbeschienenen Hauswänden im Spätherbst sammeln oder sogar in Wohnungen eindringen, ist diese gebietsfremde Art immer wieder nachweisbar.
Kammschnake (Ctenophora festiva)
Eine große und farblich sehr auffällige Kammschnake (Familie Tipulidae, Schnaken) wurde am 07.06.2023 angeliefert. Die Diagnose ergab Ctenophora festiva, welche die häufigste Kammschnaken-Art in Mitteleuropa ist.
Bockkäfer (Stromatium longicorne)
In Verpackungsholz aus China wurde am 31.10.23 eine lebende Bockkäfer-Larve, Familie Cerambycidae, festgestellt. Da die morphologischen Merkmale weder auf den Asiatischen Laubholzbockkäfer, den Zitrusbockkäfer noch auf den Asiatischen Moschusbockkäfer zutrafen, wurde die Larve zur DNA-Analyse an das Julius Kühn-Institut in Braunschweig verschickt. Als Ergebnis wurde die bisher in Bayern noch nicht bekannte und in vielen Gebieten Asiens heimische Bockkäfer-Art Stromatium longicorne ermittelt. Diese Art ist polyphag und könnte beim Aufbau einer Freilandpopulation eventuell mehrere einheimische Baumarten befallen. Sie wurde bereits nach Australien, Japan und in die USA eingeschleppt.
Johannisbrotmotte (Ectomyelois ceratoniae)
Fotos von einer Schmetterlingsraupe in einer Orange wurden am 21.11.23 vom AELF Augsburg übermittelt. Da der Verdacht auf den Quarantäneschädling Thaumatotibia leucotreta, der False Codling Moth, Familie Tortricidae (Wickler), bestand, wurde das Exemplar zunächst in Alkohol übergeführt. Anschließend wurde es über die molekularbiologische PCR-Methode bei der Arbeitsgruppe Bakteriologie einer DNA-Analyse unterzogen. Es ergab sich, dass es sich um die kosmopolitisch verbreitete Johannisbrotmotte Ectomyelois ceratoniae aus der Familie Pyralidae (Zünsler) handelte.
Asiatischer Moschusbockkäfer (Aromia bungii)
Mehrere verdächtige Bockkäfer-Larven aus dem Befallsgebiet des Asiatischen Moschusbockkäfers Aromia bungii in Bayern (Kolbermoor und Rosenheim) wurden am LTZ Augustenberg molekularbiologisch untersucht. Es wurde abgesichert, dass es sich in mehreren Fällen um den Asiatischen Moschusbockkäfer gehandelt hat. Die Quarantänezone besteht weiterhin und Ausrottungsmaßnahmen sind nach wie vor zu treffen.
Keine Nachweise im Nationalen Monitoringprogramm
Im Nationalen Monitoringprogramm auf Quarantäne-Schaderreger konnten bei allen Fallenfängen der Japankäfer Popillia japonica, Familie Scarabaeidae (Blatthornkäfer) und der Asiatische Eschenprachtkäfer Agrilus planipennis, Familie Buprestidae (Prachtkäfer) nicht nachgewiesen werden.
Das Feldmaikäfer-Verpuppungsjahr 2023 im Bayerischen Wald
Zoombild vorhanden
Ausstellung auf der Landesgartenschau Freyung
Der bereits im Vorjahr verzeichnete Rückgang der Engerlingspopulationen setzte sich im Jahr 2023 fort. In allen Flächen, die mittels Grabungen untersucht wurden, waren kaum mehr Engerlinge nachzuweisen. Auf der Landesgartenschau in Freyung, das mitten im Befallsgebiet des Feldmaikäfers Melolontha melolontha liegt, wurde eine Ausstellung speziell zur Engerlingsproblematik vom 29.06. bis 02.07.23 durchgeführt. Es gestaltete sich aber sehr zeitaufwändig und arbeitsintensiv, ausreichend lebende Engerlinge des letzten Stadiums einzusammeln, um sie den Besuchern präsentieren zu können. Nichtsdestotrotz war das Interesse an dem Ausstellungsbeitrag riesig und die Skepsis gerade der ortsansässigen Besucher, dass der Engerlingsrückgang von Dauer sei, Bestandteil zahlreicher Diskussionen. Über die ganze Saison 2023 wurden weder Puppen noch fertig entwickelte Käfer im Boden gefunden, welche aber die Basis für die Elterngeneration im Hauptflugjahr 2024 darstellen soll. Es besteht die Hoffnung, dass zumindest für den Bayerischen Wald der Maikäferflug 2024 eher gering ausfallen wird.
Nematologie
Nematologische Untersuchungen im Rahmen der Pflanzengesundheit (Hoheitsvollzug)
Mehr als 99 % der im Hoheitsvollzug nematologisch untersuchten Proben entfallen jährlich auf die Untersuchung von Bodenproben zum Nachweis auf das Vorkommen des Kartoffelzystennematodens (Globodera spp.). Die Untersuchungen sind bei der Vermehrung von Pflanzkartoffeln (Pflanzkartoffelanerkennung, Löschungsuntersuchungen) und im Rahmen eines EU-Monitorings zur Ermittlung der Verbreitung des Nematodens (Amtliche Erhebung) auf Konsumflächen gesetzlich vorgeschrieben. In diesem Rahmen wurden im Jahr 2023 23.738 Bodenproben untersucht.
Proben von Flächen zur Vermehrung von Pflanzkartoffeln
Dabei entfielen 21.056 Proben auf Flächen zur Vermehrung von Pflanzkartoffeln, ein Rückgang um 11 % im Vergleich zum Vorjahr (23.698). Die Größe der untersuchten Fläche (2.552 ha) nahm 2023 um 13 % (336 ha) im Vergleich zum Vorjahr (2.888 ha) ab. Die Zahl befallener Schläge reduzierte sich von 58 auf 46 (21 %). Der Rückgang befallener Flächen könnte auf eine höhere Verfügbarkeit befallsfreier Flächen sein, die auf eine Verdopplung der zur Löschung angemeldeten Flächen zurückzuführen wäre (siehe unten). Bestätigend dafür erweist sich auch der Rückgang angemeldeter Vermehrungsflächen um nur 3 %, oder 70 ha. Im Vergleich zum Rückgang der untersuchten Flächen (336 ha) ist dies proportional deutlich weniger. Bei der Verteilung der Globodera-Arten auf allen befallenen Flächen kommt die Art des gelben Kartoffelzystennematodens (Globodera rostochiensis) wie in den Vorjahren am häufigsten vor. Auf den verbleibenden Schlägen verteilen sich die Art Globodera pallida (weißer Kartoffelzystennematode) und seltener auch Mischpopulationen aus beiden genannten Arten vor.
Löschungsuntersuchungen
Liegt auf einer Fläche ein Befall mit Globodera spp. vor, dann kann ein Landwirt seine Fläche nach 3 bzw. 6 Jahren, je nach Bekämpfungsprogramm, erneut zur Pflanzkartoffelvermehrung anmelden. Zeigt sich bei solchen Löschungsuntersuchungen, dass die Fläche frei von Zysten mit lebensfähigem Inhalt ist, dann kann diese wieder für den Anbau von Kartoffeln verwendet werden. Die Zahl der für die Löschungsuntersuchung angemeldeten Flächen unterliegt jährlichen Schwankungen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der Proben und zur Löschung untersuchten Flächen um 53 % erhöht (2022: 358 Proben/41 ha; 2023: 674 Proben/80 ha). 2021 lag die untersuchte Fläche bei 218 ha (1.776 Proben). Eine Tendenz lässt sich aus den Zahlen nicht ableiten. Auf dreiviertel der weiterhin befallenen Schläge wurde Globodera rostochiensis nachgewiesen. Nur ein Schlag war mit Globodera pallida befallen und auf 2 Flächen kamen Mischpopulationen der 2 Arten vor.
Untersuchungen im Rahmen der amtlichen Erhebung (EU-Monitoring)
Im Rahmen der amtlichen Erhebung (EU-Monitoring) werden jährlich 0,5 % der Anbaufläche von Speise- und Wirtschaftskartoffeln auf das Vorkommen des Kartoffelzystennematodens hin beprobt. Für das Monitoring wurden 198 ha von 92 Schlägen untersucht. Auf 11 der untersuchten Schläge wurde ein Befall festgestellt. Abweichend von den Untersuchungen aus den Vorjahren wurde auf der Hälfte der Schläge Globodera pallida gefunden.
Probenanzahl | Untersuchte Fläche (ha) | Anzahl Schläge | Anzahl Schläge mit Befall | Befallsschläge mit Globodera rostochiensis | Befallsschläge mit Globodera pallida | Befallsschläge mit Mischpopulationen | Art nicht feststellbar |
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Pflanzkartoffelvermehrung | |||||||
21.056 | 2.552 | 963 | 46 | 34 | 8 | 3 | 1 |
Amtliche Erhebung | |||||||
441 | 198 | 92 | 11 | 2 | 5 | 2 | 2 |
Löschungsuntersuchungen | |||||||
674 | 80 | 52 | 10 | 7 | 1 | 2 | 0 |
Untersuchung für Mitgliedsstaaten innerhalb der EU | |||||||
1.091 | 139 | 160 | 6 | 5 | 1 | 0 | 0 |
Weitere Untersuchungen im Rahmen des Hoheitsvollzuges
Andere im Auftrag des Hoheitsvollzugs untersuchte Boden- und Pflanzenproben (Import-/Export-Proben, Saatgutuntersuchungen, Pflanzgutproben, Monitoring) blieben ohne Befund auf gebietsfremde oder quarantänerelevante Nematodenarten. Im Rahmen eines EU-Monitorings wurden 143 Holzproben aus Sägespänen auf die Verbreitung des Kiefernholznematodens (Bursaphelenchus xylophilus) hin untersucht. Die Proben blieben wie auch in den Vorjahren in allen Fällen ohne Befund.
Untersuchungen zur Rebpflanzenanerkennung
Bei Untersuchungen zur Rebpflanzgutanerkennung wurden nur 7 Proben auf virusübertragende Nematoden hin untersucht. In keiner der Proben wurden virusübertragende Nematodenarten der Gattungen Xiphinema spp. und Longidorus spp. nachgewiesen werden. Weitere Proben der Pflanzengesundheit und der Saatgutanerkennung der LfL blieben ohne Befund
Auftraggeber | Kulturpflanze | Anzahl Proben gesamt | Anzahl Proben Befall | Untersuchungsmethode | PhytoIparasitäre u.Quarantäne- Nematoden |
---|---|---|---|---|---|
IPS4, EU-Monitoring | Rindensubstrat | 143 | 0 | Sprühnebel/ PCR | von Bursaphelenchus xylophilus und B. mucronatus abweichende Arten, ohne Befund |
IPS4, Import | Wasserpflanzen | 25 | 0 | Sprühnebel | ohne Befund |
IPS4, Export | Saatgut | 68 | 0 | Quellmethode | ohne Befund |
IPS4, Export | Kartoffel | 50 | 0 | MEKU-Bodenprobenextraktor | ohne Befund |
IPS4, Weinbauring | Rebenpflanzgut | 7 | 3 | Seinhorst | Xiphinema. index, Longidorus spp. |
IPZ, Saatgutanerkennung | Futtererbse, Ackerbohne | 47 | 0 | Quellmethode | ohne Befund |
Untersuchungen für Berater und Betriebe
Im Berichtszeitraum 2023 wurden insgesamt 300 Boden-, Saatgut- und Pflanzenproben von Beratern aus Gartenbau und Landwirtschaft auf pflanzenparasitäre Nematoden hin untersucht. Das sind doppelt so viele wie im Jahr 2022 (145 Proben). Auf Befallsflächen war die am häufigsten vorkommende Gattung Pratylenchus spp. (Wurzelläsionsälchen), die wegen Populationsstärken über der Schadschwelle als Schadursache diagnostiziert wurden. Im Gemüsebau wurde auffallend häufig Meloidogyne spp. im Freiland und unter Glas diagnostiziert.
Auftraggeber | Kulturpflanze | Anzahl Proben, gesamt | Anzahl Proben, mit Befund | Untersuchungsmethode | Phytosanitäre Nematoden |
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IPS 2d | Laborvergleichsuntersuchung JKI | 36 | 22 | Baermann-Trichter | Meloidogyne chitwoodii, Meloidogyne fallax, Globodera pallida, Globodera rostochiensis |
IPS 2d | Zuckerrüben.(Monitoring) | 65 | 50 | Acetox-Verfahren | Heterodera schachtii |
Privat | Klärschlamm | 1 | 0 | MEKU-Bodenprobenextraktor | ohne Befund |
Privat | Pastinake | 1 | 1 | Baermann-Trichter | Meloidogyne spp. |
Privat | Gurke | 1 | 1 | Sprühnebel | Meloidogyne spp. |
Privat | Rote Beete | 1 | 1 | Baermann-Trichter | Paratylenchus spp. |
Privat | Zwischenfrucht | 1 | 1 | Baermann-Trichter | Paratylenchus spp. |
Privat | Kürbis | 2 | 2 | Baermann-Trichter | Pratylenchus spp., Meloidogyne spp. |
Privat | Schwarzwurzel | 2 | 2 | Baermann-Trichter | Pratylenchus spp., Meloidogyne spp. |
Privat | diverse | 2 | 0 | Baermann-Trichter | ohne Befund |
Privat | Süßkartoffel | 1 | 0 | Baermann-Trichter | ohne Befund |
Privat | Kleegras | 3 | 2 | Baermann-Trichter | Ditylenchus spp., Paratylenchus spp. |
Privat | Rasen | 1 | 0 | Baermann-Trichter | ohne Befund |
Privat | Kartoffel | 1 | 1 | Baermann-Trichter | Pratylenchus spp. |
AELF | Spargel | 27 | 0 | MEKU-Bodenprobenextraktor | ohne Befund |
AELF | Ficus 'Ginseng' | 50 | 1 | Baermann-Trichter | ohne Befund, Hirschmaniella ssp. |
LWG | Reben | 94 | 39 | Seinhorst | Xiphinema index, Xiphinema vuittnezi |
Erzeugerring | Rhabarber | 5 | 1 | Baermann-Trichter, Sprühnebel | Pratylenchus ssp., Ditylenchus ssp. |
Erzeugerring | Zwiebel | 2 | 2 | Baermann-Trichter | Ditylenchus spp., Paratylenchus spp. |
Erzeugerring | Rettich | 2 | 2 | Baermann-Trichter | Meloidogyne spp. |
Erzeugerring | Gurke | 1 | 1 | Baermann-Trichter | Meloidogyne spp. |
Erzeugerring | Brache | 1 | 1 | Baermann-Trichter | Meloidogyne spp. |
Züchterprüfungen zur Testung von Kartoffelstämmen gegen den Kartoffelzystennematoden (Globodera spp.)
Das Institut für Pflanzenschutz (IPS) der LfL bietet in Kooperation mit der PlantServ GmbH privaten Züchtern und dem Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der LfL (IPZ) kostenpflichtig die Prüfung von Kartoffelzuchtstämmen auf Resistenzen gegen verschiedene Pathotypen des Kartoffelzystennematodens (Globodera spp.) an. In der Saison 2022/2023 wurden insgesamt 13.863 Prüfungen durchgeführt. Den maßgeblichen Anteil an der Gesamtzahl an Testungen halten die privaten Züchter mit 13.863 Töpfen. Vom IPZ wurden 481 Prüfungen in Auftrag gegeben. Knapp die Hälfte der Prüfungen (44 %) entfielen auf den Pathotyp Pa3, dessen Bedeutung weiter zunimmt. Jeweils etwa ein Drittel entfielen auf die Pathotypen Pa2 und Ro1. Ro3 und Ro5 bleiben gemessen am Anteil eher unbedeutend.
Auftraggeber | Kulturpflanze | Anzahl Proben | Untersuchungsmethode | Phytoparasitäre Nematoden |
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Private | Kartoffelstämme | 13.382 | Topfballenmethode | Globodera pallida, G. rostochiensis |
Institut für Pflanzenzüchtung (IPZ) der LfL | Kartoffelstämme | 481 | Topfballenmethode | Globodera pallida, G. rostochiensis |
Pathotyp | Ro1 | Ro3 | Ro5 | Pa2 | Pa3 |
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Anzahl Prüfungen | 3.714 | 80 | 364 | 3.644 | 6.061 |