Pfropfenkrankheit / Tabakrattle-Virus
Bedeutung
Innere Qualität, weniger der Ertrag, bei anfälligen Sorten in feuchten Sommern auf leichten und anmoorigen Böden durch Nekrosen im Knollenfleisch beeinträchtigt. Bereits leicht befallene Partien nicht mehr zur Vermarktung als Speise oder Veredelungskartoffeln geeignet.
Schadbild
Auf Blättern befallener Pflanzen treten nur sehr selten Symptome wie bogenförmige Zeichnung, ringförmige Flecken oder leichte Scheckung auf. Blattstiele und Stängel zeigen nekrotische Strichelungen. Triebe sind oft gestaucht. Meist nur einzeltriebweiser Befall (Stängelbuntsymptome). Auf Knollenschale nekrotische, eingesunkene Ringe sichtbar. Können sich in die Knolle hinein fortsetzen (Pfropfenbildung). Vielfach sind bogenförmige Nekrosen und/oder bräunliche Flecken nur in aufgeschnittenen Knollen zu sehen.
Verwechslungsmöglichkeit
Braunfäule, physiologisch bedingte Eisenfleckigkeit, YNTN -Symptome.
Befall
Urheber ist das Tabakrattle-Virus, das von freilebenden Nematoden der Gattung Trichodorus und Paratrichodorus übertragen wird. Wirtspflanzen und damit Reservoir des Virus sind Unkräuter wie Franzosenkraut, Hirtentäschel, Melde und Vogelmiere. Besonders in feuchten Sommern, speziell wenn der Juli feucht ist, steigt die Infektionsleistung der Nematoden stark an.
Bekämpfung
Intensive Unkrautbekämpfung in der gesamten Fruchtfolge sinnvoll. Möglichst Wahl resistenter Sorten. Chemische Bekämpfung der virusübertragenden Nematoden bringt nur Teilerfolge. Gründüngung mit Ölrettich und Perko vermindert Rattlevirusbefall von nachfolgend angebauten Kartoffeln deutlich. Gelbsenf, Phacelia, Serradella, Winterrüben, Winterraps und Winterroggen dagegen dienen Nematoden als Nahrung und sind damit zum Anbau in Befallslagen nicht geeignet, weil sie den Virusspiegel anheben.
Pfropfenkrankheit / Tabakrattle-Virus
Strichelkrankheit / Tabakrippenbräune
Bedeutung
Die durch das Y-Virus verursachte Krankheit ist in allen Anbaugebieten verbreitet. Besonders hoch ist der Ertragsverlust bei Mischinfektion mit anderen Viren. Weltweit wirtschaftlich bedeutendste Kartoffelvirose.
Schadbild
Bei der Strichelkrankheit (Y0 -Stamm) treten nach einer Primärinfektion an der Blattunterseite tintenspritzerähnliche, dunkelbraune, nekrotische Flecken auf. Später können ganze Fiederblätter stark gekräuselt und spröde werden. Sekundär infizierte Pflanzen zeigen an den Blättern meistens ausgeprägtes Rauhmosaik, Kräuselungen und Strichsymptome. Die Primärinfektion bei der Tabakrippenbräune (YN-Stamm) äußert sich überwiegend als schwache Mosaikscheckung. Nur gelegentlich sind braune Strichel auf den Nerven der Blattunterseite erkennbar. Bei der Sekundärinfektion reicht das Krankheitsbild von Symptomlosigkeit über schwache Mosaikscheckung bis hin zu schwerem Mosaik. Der YNTN-Stamm (ein Unterstamm von YN) verursacht bei einigen Sorten ring-, bogen- oder fleckenförmige Nekrosen an den Knollen. Die Symptome, ähnlich dem Tabakrattle-Virus, reichen jedoch nur weniger als einen Zentimeter in das Knolleninnere hinein. Die vom YC-Stamm verursachten streifenweisen Aufhellungen auf den Blättern kommen bei uns kaum vor.
Befall
Das nicht persistente Y-Virus wird in erster Linie durch Blattläuse übertragen. Für die Virusaufnahme und -übertragung genügt bereits ein Probestich ohne Saugakt. Auch mechanische Übertragung ist möglich.
Bekämpfung
Resistente Sorten, Verwendung von anerkanntem Pflanzgut, fortlaufende Bereinigung von kranken Stauden, Anbau in Gesundlagen. Ausnutzung der Altersresistenz durch frühe Pflanzung vorgekeimter oder keimgestimmter Knollen. Krautabtötung verhindert die Ableitung der Viren vom Kraut in die Knollen. Mäßige N-Düngung. Blattlausbekämpfung mit Insektiziden hat, wegen der kurzen Übertragungszeit, keine befriedigende Wirkung.
Strichelkrankheit / Tabakrippenbräune
Erdraupen / Eulenraupen ( Agrotis spp.)
Bedeutung
In trockenen und warmen Jahren bevorzugt auf leichten Böden durch Erdraupenfraß an den Knollen deutliche Schäden (Qualitätsmangel) möglich. Knollen mit Fraßspuren sind nur noch für Industrie- oder Futterzwecke einsetzbar.
Schadbild
Jungraupen der häufig auftretenden Wintersaateule (Agrotis segetum) verursachen im Juni unbedeutenden Lochfraß an oberirdischen Pflanzenteilen. Ältere Raupen fressen bleistiftstarke Gänge und größere Gruben in Knollen (Schale bleibt dabei häufig erhalten), in denen sie sich teilweise auch aufhalten. Raupen, graubraun und erdfarbig, werden 4 bis 5 cm lang, sind glänzend und fast unbehaart, rollen sich bei Berührung zusammen. Vergleichbare Schadbilder werden auch von der Gammaeule und der Ypsiloneule und des Ausrufezeichens verursacht.
Befall
Die Wintersaateule überwintert als Altlarve im Boden und verpuppt sich im Mai in der obersten Bodenschicht. Etwa ab Ende Mai beginnen die geschlüpften Falter mit der Eiablage. Trockenheit und Wärme begünstigen Falterflug, Eiablage und Entwicklung der Junglarven.
Befallsermittlung
Bestandskontrolle, besonders bei starker Verunkrautung, oder wenn der Schlag an bewachsenen Feldrain angrenzt (Eier werden an unteren Teilen von krautigen Pflanzen abgelegt). Beginn und Verlauf des Falterfluges kann mithilfe von Licht- und Pheromonfallen überwacht werden.
Schadensschwelle
Sechs Junglarven pro Quadratmeter bei Vorhandensein weiterer Eier.
Bekämpfung
Wirksame vorbeugende Maßnahmen sind häufige Bodenbearbeitung und sorgfältige Unkrautbekämpfung. In warmen, trockenen Frühsommern Beregnung zur Zeit der Eiablage und Junglarvenentwicklung. Chemische Bekämpfung der Erdraupen nicht befriedigend gelöst. Ältere Stadien sind kaum zu treffen und sehr widerstandsfähig, Junglarven werden zu spät bemerkt. Auslegen von Giftködern gegen Altlarven sehr arbeitsaufwendig, ohne dass Erfolg garantiert werden kann.
Erdraupen / Eulenraupen ( Agrotis spp.)
Zystenbildende Kartoffelnematoden (Globodera rostochiensis, G. pallida)
Bedeutung
Gefährlich bei engen Kartoffelfolgen. Ertragsverluste bis 50 Prozent. Bei Befall gesetzliche Auflagen für Anbau und Vermarktung.
Schadbild
Nesterweise kleine Pflanzen, ähnlich wie Nährstoffmangel, Blätter aufrecht und Verfärbung bei starkem Befall, Wurzeln struppig. Etwa ab zweiter Junihälfte an den Wurzeln entweder gelbe Zysten von Globodera rostochiensis oder weiße Zysten von G. pallida . Später Zysten beider Arten braun verfärbt.
Befall
Einschleppung mit Erde an Knollen und Geräten, aber auch Windverfrachtung möglich. Anfällige Sorte bringt zehnfache Vermehrung. Auch resistente Sorten befallen, aber hier keine Zystenbildung. Zysten überdauern 10 bis 15 Jahre im Boden. Wurzelausscheidungen von Kartoffeln und Tomaten veranlassen die Larven zum Verlassen der Zyste und Eindringen in das Wurzelwerk der Kartoffeln. Weibchen produzieren in ihrem Inneren bis zu 500 Eier und wandeln sich zur Dauerzyste um, in denen sich wiederum die Larven bilden. Vermehrung bei anfälligen Sorten um bis zum 50 fachen obwohl nur eine Genration im Jahr.
Befallsermittlung
Wurzelkontrolle in Befallsnestern. Exaktuntersuchung von Bodenproben und Feststellung der Nematodendichte und -art durch Biotest oder Auswaschmethode.
Schadensschwelle
Für Pflanzgut gelten gesetzliche Regelungen! Fünf neue Zysten je Gefäß im Biotest führen im Konsumanbau zu messbarerem Ertragsausfall.
Bekämpfung
Verschleppung vermeiden, nicht mehr als 25 Prozent Kartoffeln. Nur befallsfreies Z-Pflanzgut verwenden. Beseitigung von Kartoffeldurchwuchs. Anbau von resistenten Sorten nach Rassenbestimmung. Einsatz von Nematiziden führt nicht zum dauerhaften Erfolg!
Zystenbildende Kartoffelnematoden (Globodera rostochiensis, G. pallida)