Forschungs- und Innovationsprojekt
Auftreten und Bedeutung schädigender Baumwanzen (Pentatomidae) im bayerischen Obst- und Gemüsebau (PENTAdetect)

Marmorierte Baumwanze an BohnenblattZoombild vorhanden

Marmorierte Baumwanze an Bohnenblatt

Das Auftreten schädigender Baumwanzenarten hat in den vergangenen Jahren in Bayern stark zugenommen. Vor allem invasive Wanzenarten, wie z.B. die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys), befinden sich in zunehmender Ausbreitung. Dieser neue Schädling besitzt ein breites Wirtspflanzenspektrum, darunter auch viele bedeutende Obst- und Gemüsebaukulturen. In Norditalien und in der Schweiz kam es im Jahr 2019 bereits zu höheren Ertragsschäden im Erwerbsobstbau. Angesichts ihres Ausbreitungsverhaltens und des fortschreitenden Klimawandels, ist auch in Bayern zukünftig mit einem sehr großen Schadpotenzial zu rechnen ist.
Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) fördert daher ein Forschungsprojekt, in dessen Rahmen ein Überblick über die wirtschaftliche Bedeutung der Marmorierten Baumwanze und der Regulierungsmöglichkeiten aus Informationsquellen weltweit gewonnen werden soll. Darüber hinaus gilt es, das Auftreten der Marmorierten Baumwanze, die verursachten Schäden und das Vorkommen natürlicher Gegenspieler in Bayern zu erfassen. All diese Informationen und Daten sollen als Grundlage für die Erarbeitung von Regulierungstrategien im Obst- und Gemüsebau dienen, die an die Gegebenheiten in Bayern angepasst sind.

Einleitung

Saugschäden an TomateZoombild vorhanden

Saugschäden an Tomate

Bei der Marmorierten Baumwanze (Halyomorpha halys) handelt es sich um eine aus Asien stammende und in Deutschland invasiv vorkommende Wanzenart. Sie besitzt ein breites Wirtspflanzenspektrum mit über 300 Wirtspflanzenarten. Darunter befinden sich sehr viele obst- und gemüsebauliche Kulturen, wie z.B. Apfel, Birne, verschiedenes Beerenobst, Haselnuss, Tomate, Paprika und Bohnen. Zierpflanzen, vor allem Ziergehölze, werden darüber hinaus gerne zur Eiablage genutzt. Durch Ihre Saugaktivität verursacht die Wanze Schäden an Früchten, Blättern und Stängel, sodass vor allem befallenes Frischobst und -gemüse aufgrund der Deformationen und Flecken nicht mehr vermarktet werden können. So wurden im Jahr 2019 aus Norditalien Schäden von über 500 Mio. € im Obstbau gemeldet. Auch in der Schweiz kam es mit 3 Mio. SFR bereits zu höheren Schäden. In Bayern waren in den letzten beiden Jahren Wanzenschäden in einzelnen Obstanlagen (v.a. Birnen), in der die Marmorierte Baumwanze auftrat, zu beobachten. Angesichts ihres Ausbreitungsverhaltens und des fortschreitenden Klimawandels ist zukünftig mit einem sehr großen Schadpotenzial dieses neuen Schädlings in obst- und gemüsebaulichen Kulturen, sowohl im Erwerbs- als auch im Freizeitgartenbau, in Bayern zu rechnen. Im urbanen Bereich hat sich die Marmorierte Baumwanze bereits sehr stark ausgebreitet. Mittlerweile ist sie in ganz Bayern anzutreffen, wobei die Landeshauptstadt München einer der Hotspots darstellt.

Einleitung

Die Bekämpfungsmöglichkeiten sind sehr begrenzt. Die zur Verfügung stehenden Insektizide sind aufgrund der Biologie und Robustheit der Wanzen nicht ausreichend wirksam. Das Einnetzen der Kulturen und das Absammeln und Vernichten der Tiere und Eigelege sind lediglich für wenige Kulturen geeignet oder nur im Haus- und Kleingartenbereich praktikabel. Große Hoffnung liegt derzeit auf Bekämpfungsmöglichkeiten mithilfe der Samuraiwespe (Trissolcus japonicus), eine Schlupfwespenart, die die Marmorierte Baumwanze durch Parasitierung der Eigelege in Schach hält. Hierzu besteht allerdings noch viel Forschungsbedarf.

Ziele

Im Rahmen dieses Kurzprojekts soll ein Überblick über die wirtschaftliche Bedeutung der Marmorierten Baumwanze und der bestehenden Regulierungsmöglichkeiten aus verschiedenen Informationsquellen sowie im Austausch mit anderen Forschungseinrichtungen (national und international) gewonnen werden. Darüber hinaus gilt es, ihr Auftreten, die verursachten Schäden und das Vorkommen natürlicher Gegenspieler in Bayern zu erfassen. All dies soll als Grundlage für die Erarbeitung von an bayerische Gegebenheiten angepasste Regulierungstrategien im Obst- und Gemüsebau dienen.
Das Kurzprojekt wird wichtige Ergebnisse zum besseren Verständnis der Biologie und zum Ausbreitungsverhalten der Marmorierten Baumwanze und ihrer Gegenspieler liefern. Die gewonnenen Erkenntnisse und Daten stellen eine wichtige Grundlage für die Erarbeitung von nicht-chemischen Regulierungsstrategien der Marmorierten Baumwanze sowie weiterer invasiver und heimischer Schadwanzen dar und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung größerer wirtschaftlicher Schäden im erwerbsmäßigen Obst- und Gemüsebau.

Methoden

Installation einer Lebendfalle mit Pheromon
Neben dem fachlichen Austausch mit nationalen und internationalen Institutionen wird eine intensive Literaturrecherche u.a. zu Biologie, Ausbreitungsverhalten, wirtschaftlicher Bedeutung und möglicher Regulierungsstrategien der Wanzen durchgeführt. Darüber hinaus ist ein Monitoring zum Auftreten der Wanzen mithilfe von Pheromon-/Klebefallen und Klopfproben unter Einbeziehung der Obstbauberatung an den ÄELF in Kitzingen und Augsburg, der Erzeugerringberatung für Gemüsebau und des Lehr- und Versuchsbetriebs Deutenkofen ein wesentlicher Bestandteil des Projekts. Um einen besseren Überblick über Ertragsschäden im Erwerbsanbau zu erhalten, wird in ausgewählten Betrieben das Vorkommen der Marmorierten Baumwanze sowie die Schadbild- und Ertragsentwicklung erfasst. An Standorten, die bereits in den vergangenen Jahren ein hohes Vorkommen der Marmorierten Baumwanze aufwiesen, wird ein gezieltes Monitoring von natürlichen Gegenspielern (z.B. räuberische Insekten, Parasitoide) stattfinden.

Ergebnisse

Die Verbreitung der Marmorierten Baumwanze hat seit dem Jahr 2019 in Bayern stark zugenommen. War sie damals nur in wenigen Gemeinden und vor allem in den größeren Städten zu finden, ist sie mittlerweile auch in ländlichen Regionen häufig zu finden. In vielen gartenbaulich relevanten Regionen um den Bodensee oder im Knoblauchsland ist sie jetzt ebenso gefunden werden. Da die Art ein sehr hohes Schadpotential hat ist es höchst wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis es auch in Bayern zu großen Schäden kommt. 2021 waren die Schäden, die durch Wanzen im Obst und Gemüsebau entstanden sind auf einem geringen Niveau (mit Ausnahme der Haselnuss).
Derzeit ist die effektivste Methode zur Kontrolle der Marmorierten Baumwanze in Deutschland die Verwendung von engmaschigen Netzen, um einen Bestand möglichst lückenlos vom Zuflug von außerhalb des Bestands abzuhalten. Die Marmorierte Baumwanze hat mit der Samuraiwespe einen sehr effektiven Gegenspieler. Da die Art ursprünglich wie ihr Wirt aus Ostasien stammt, wird ihr Einsatz erst erlaubt, wenn sie sich durch natürliche Verbreitung in Deutschland etabliert hat. Gefunden wurde die Samuraiwespe schon in drei verschiedenen Bundesländern bisher. Im Rahmen dieses Projekts wurde intensiv nach der Art in Bayern gesucht, gefunden wurde die Art jedoch 2021 nicht.

Meldung von Wanzenfunden und Ertragsschäden

Um einen Überblick über das Vorkommen der Marmorierten Baumwanze sowie weiterer invasiver oder heimischer Wanzenarten in bayerischen Erwerbsanlagen zu erhalten, benötigen wir Ihre Mithilfe.
Wenn Sie Wanzen in Ihrem Betrieb finden, senden Sie uns davon ein Bild (wenn möglich in hoher Auflösung und die Wanze von oben und unten fotografieren) mit Angabe der Fundstelle per E-Mail oder schicken Sie uns ein Exemplar an die unten stehende Adresse. Die Wanzen bitte in ein bruchsicheres Behältnis (z. B. eine kleine Plastikdose oder Streichholzschachtel) einpacken.
Auch Befallsschäden an Früchten können Sie uns gerne mitteilen.
Nachfolgend finden Sie einen Probenbegleitschein zum Herunterladen. Hier können Sie sowohl Ihre Anschrift und den Fundort als auch weitere freiwillige Informationen zur Probe angeben und Ihrer Einsendung per Post oder E-Mail beifügen.

Probenbegleitschein Wanzenbestimmung pdf 26 KB

Dieses Projekt ist abgeschlossen. Bitte wenden Sie sich bei Fragen an:
Dr. Sybille Orzek
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Pflanzenschutz, IPS 3d
Kreuzbreite 4
85354 Freising
Tel.: 08161 8640-5199
E-Mail: Wanzen@LfL.bayern.de

Projektinformation
Projektleitung: Dr. Nicolai Haag
Projektbearbeitung: Tobias Lederer
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Projektpartner:
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Augsburg
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen
Gemüseerzeugerring Knoblauchsland e.V.
Lehr- und Beispielsbetrieb Deutenkofen
Laufzeit: 06.06.2021 - 31.05.2022
Förderkennzeichen: A/21/04