Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2023 – Agrarmeteorologie, Warndienst, Krankheiten in Getreide
Die Arbeitsgruppe IPS 3a betreut das agrarmeteorologische Messnetz der LfL, koordiniert den Pflanzenschutzwarndienst in Bayern sowie das länderübergreifende Informations-Portal ISIP e.V. und führt, in Zusammenarbeit mit den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Untersuchungen und Feldversuche zur gezielten Bekämpfung von Getreidekrankheiten durch. Auch im Jahr 2023 wurden zahlreiche Projektarbeiten weitergeführt oder abgeschlossen, Daten und neue Erkenntnisse zeitnah im Internet und der Fachpresse veröffentlicht, sowie entsprechende Beratungsunterlagen der Offizialberatung und deren Verbundpartner zur Verfügung gestellt.
Agrarmeteorologie
Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft betreibt ein Messnetz von rund 140 ganzjährig in Betrieb befindlichen Messstationen. Neben den Wetterdaten der Agrarmeteorologie Bayern werden auch die Daten von ca. 100 Niederschlagsstationen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) und des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in einer gemeinsamen Datenbank abgelegt. Die Messwerte finden Eingang in zahlreiche Prognosemodelle für den Weinbau, Ackerbau, Gemüse- und Obstbau sowie für die Bienenzucht. Vervollständigt wird das Angebot durch standortbezogene Wettervorhersagen, einen Bewässerungsservice, statistische Datenauswertungen und ein interaktives Blühphasenmonitoring für die Imker. Wichtiger Dienstleister für die Verarbeitung der Wetterdaten und die Realisation des Internetangebot ist seit vielen Jahren die Technische Zentralstelle des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Rheinland-Pfalz. Neben den Routinearbeiten rund um das eigentliche LfL-Messnetz wurden 2023 auch wieder zusätzliche Projekte durch Messtechnik und Beratung unterstützt. So wurde insbesondere für das künftige LfL-Forschungsprojekt EARL eine eigene agrarmeteorologische Wetterstation errichtet und die laufenden Aufbauarbeiten am Messfeld, insbesondere hinsichtlich der Entwicklung von Bodensensoren und einer praxistauglichen Technik, maßgeblich mit betreut.
Warndienst, Prognose, Monitoring
Der Pflanzenschutz-Warndienst bietet im Internet tagesaktuelle Prognosen der witterungsbedingten Gefährdung durch wichtige Schaderreger in Landwirtschaft und im Obstbau, Monitoring-Daten der regionalen Befallssituation, die in Zusammenarbeit mit den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) erhoben werden, sowie entsprechende Bekämpfungsempfehlungen. Das Angebot wird an vielen Stellen ergänzt durch Informationen aus dem länderübergreifende Online-Portal "Informations-System Integrierte Pflanzenproduktion" (ISIP e.V.) Alle Entscheidungshilfen sollen dazu beitragen, die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln im Integrierten Pflanzenbau auf das notwendige Maß zu beschränken. Nach dem ausgesprochenen Trockenjahr 2022 war das Anbaujahr 2023 gekennzeichnet durch ein extrem nasses Frühjahr mit einem abrupten Wechsel Mitte Mai hin zu einer mehrwöchigen, heißen Trockenperiode. Im Winterweizen wurde es ein Ausnahmejahr mit sehr hohem Septoria-Befall in der Schossphase, begleitet von vereinzeltem Gelbrost und Halmbruch. Insgesamt blieben nur 2 der 69 Standorte ohne jegliche Schwellenüberschreitung. Die nachfolgende Trockenheit verhinderte jedoch eine stärkere Ausbreitung von Septoria, wie auch von Halmbruch oder Gelbrost. Auch in der Wintergerste traten in der nassen Schossphase vor allem Netzflecken und Rhynchosporium-Blattflecken häufiger als in anderen Jahren bekämpfungsrelevant auf. Insgesamt überschritten 46 der 60 Monitoringstandorte die Schwellenwerte für einen der klassischen Gerstenpathogene. Ertragsbestimmend war jedoch an vielen Standorten erneut die späte Ramularia-Sprenkelkrankheit. Auch in Triticale konnte in 2023 ein erhöhter Krankheitsbefall beobachtet werden, vor allem mit Gelbrost, Rhynchosporium-Blattflecken und Halmbruch. Keiner der insgesamt 14 Standorte blieb ohne eine Überschreitung der Schwellenwerte. Die witterungsbedingt vielfach sehr spät gesäte Sommergerste entwickelten sich dagegen weitgehend in der Trockenphase, der Krankheitsbefall fiel daher eher moderat aus.
Krankheiten in Getreide
Kenntnisse und Informationen zur Diagnose und zur gezielten Bekämpfung der wichtigsten Krankheiten im Getreidebau können helfen, Ertragsverluste zu verringern und die Qualität des Erntegutes zu sichern. In der Beratung und der landwirtschaftlichen Praxis sind Entscheidungssysteme zum gezielten Fungizideinsatz im Getreide auf der Grundlage von Bekämpfungsschwellen (Weizen- und Gerstenmodell Bayern) fest etabliert. Die Verfahren werden unter verschiedenen Standortbedingungen mit anderen Vorgehensweisen verglichen, in ihrer Wirtschaftlichkeit beurteilt und weiterentwickelt. Die Wirkung neuer Fungizide darunter auch biologische Alternativen wird geprüft und in die Systeme integriert. Im Jahr 2023 konnten in Zusammenarbeit von LfL und den ÄELF hierzu Daten von insgesamt 21 Feldversuchen ausgewertet werden (8 in Winterweizen, 6 in Wintergerste, 4 in Sommergerste, 2 in Wintertriticale und einer in Winterroggen).