Pilzkrankheiten in Wintergerste – Monitoring
Aktuelle Hinweise vom 17.04.2025
Kurze lokale Regenschauer, vor allem im südlichen Unterfranken, im nördlichen Mittelfranken, in Oberfranken und der nördlichen Oberpfalz brachten am Montagvormittag den ersten Niederschlag im bisherigen April. Allerdings bedeuteten die nur 1 bis 7 mm auf die staubtrockenen Böden, nicht mehr als den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein. Vor allem an Karfreitag und erneut ab Ostermontag ist wechselhaftes, auch wieder kühleres Wetter vorhergesagt. Bliebt zu hoffen, dass die Niederschläge reichlich ausfallen und dabei möglichst bayernweit und nicht nur lokal für Entspannung in den Winterungen nach der langen Trockenphase sorgen.
Relativ entspannt kann man auch weiterhin in viele, sehr gesunde Wintergerstenbestände blicken. Gegenüber der Vorwoche, als im Monitoring bayernweit noch kein einziger Schlag eine Bekämpfungsschwelle überschritt, hat der Befall bis Anfang dieser Woche leicht zugenommen. Insgesamt 10 von 48 Schlägen, die BBCH 31, teils auch schon BBCH 32 erreicht hatten, überschritten eine oder mehrere Bekämpfungsschwellen.
Noch am häufigsten traf dies für die Netzflecken zu, bei 6 Schlägen mit den Sorten Arthene, Bordeaux, California, Sandra und SY Baracooda. Dies trifft zu, wenn mehr als 20 % der Pflanzen ersten Befall auf F-3 oder F-4 zeigen, dem aktuell meist zweiten oder dritten Blatt von oben. Für eine erfolgreiche Ausbreitung benötigt der wärmeliebende Erreger allerdings mehrere Tage mit Tageshöchsttemperaturen über 20 °C, sowie für Ausbreitung und Infektion zumindest kurze Regenschauer. Dort wo es trocken bleibt, beziehungsweise sollte es wieder spürbar kühler werden, geht von diesem Erreger, trotz Ausgangsbefall, kaum eine Gefahr aus.
Zudem gilt es aktuell wieder genau hinzusehen: Netzflecken erkennt man an den typischen dunkelbraunen Flecken, als Net-Typ mehr länglich, mit dunkelbraunem Netzmuster im Innern, als Spot-Typ mehr rundlich, ohne Netzmuster. Toxine des Pilzes lassen das umliegende Pflanzengewebe absterben, weshalb sich um die Flecken rasch ein hellgelber, chlorotischer Hof bildet. Dieser Hof fehlt dagegen bei ähnlichen, teils auch großflächigen, dunklen, rein physiologischen Stressflecken, die manche Sorten seit dieser Woche als Reaktion auf die strengen Nachtfröste der vergangenen Woche zeigen. Meist ist hier nur die vordere Hälfte der Blattetage betroffen, die in den Frostnächten steil nach oben gerichtet war. Hier nicht vorschnell und unnütz mit Fungiziden reagieren.
Auch der Zwergrost bevorzugt warme Temperaturen, ihm reicht allerdings schon Taubildung für möglich Neuinfektionen. An drei fränkischen Standorten mit den anfälligeren Sorten Avantasia und Esprit war am Montag die Schwelle überschritten (30 % der Haupttriebe zeigen erste Pusteln). Wird es wieder wärmer, sollten Sie, neben den genannten auch weitere anfälligere Sorten wie KWS Higgins, Sandra, SU Hetti, SU Vireni oder Valerie im Blick haben. Dort wo es ergiebiger regnet könnten sich der bislang nur sehr leichte Rhynchosporium-Befall in Bayern weiter ausbreiten. An zwei oberfränkischen Standorten mit den Sorten Esprit und KWS Donau war die Schwelle am Montag erreicht (50 % der Pflanzen mit erstem Befall auf F-3 oder F-4). Wo es bedeckt, feucht und mild bleibt, findet auch Mehltau günstige Infektionsbedingungen. Bislang trat dieser Erreger allerdings nur auf zwei Schlägen, mit den Sorten California und Esprit, bekämpfungsrelevant auf, dann wenn jede zweite Pflanzen erste Pusteln auf F-3 oder F-4 zeigt. Mehltauanfälliger sind unter anderem Arthene, KWS Tardis, oder LG Campus.
Lediglich in Einzelfällen, wo ausreichende Wärme und Regen mit Netzflecken über der Schwelle zusammentreffen wird aktuell eine Behandlung in der Schossphase empfohlen. Dazu eignen sich, breit wirksam zum Beispiel (Aufwandmengen jeweils je ha) 0,8 l Input Classic ( oder Cherokee Neo, Flexure, Hint), 0,8 l Input Triple, 1,5 l Delaro Forte, 0,6 l Verben, 1,25 l Xenial, ohne stärkeren Mehltau zum Beispiel auch 1,0 l Balaya, 0,5 kg Unix + 0,5 l Pecari 300 EC oder 150 g Prothioconazol über eines der zahlreichen Prothioconazol-Solomittel, wie 0,6 l Aurelia, Tokyo oder Traciafin.
Achten Sie aus Gründen der Resistenzvorbeugung, vor allem um die Wirkung gegen die spätere Ramularia-Sprenkelkrankheit zu erhalten, bei der dann nötigen Zweifachbehandlung, auf einen Azolwechsel zwischen Prothioconazol und Mefentrifluconazol. Vermeiden Sie insbesondere ein pauschales Zumischen der im Preis stark gefallenen Prothioconazol-Solomittel zu einer Wachstumsreglermaßnahme, ohne Befall über den Schwellen. Jede Anwendung selektiert weniger anfällige Typen aus der Pilzpopulation und fördert ansonsten ohne Not den seit Jahren stattfindenden schleichenden Wirkungsverlust, insbesondere gegen die oft ertragsbestimmende Ramularia.
Gegen Mehltau und Zwergrost stehen in der Gerste dagegen viele kurativ wirksame Mittel zur Verfügung. Daher lassen sich diese Krankheiten, selbst bei moderatem Befall über den Schwellenwerten, sehr sicher mit einer breit wirksamen Einmalbehandlung ab dem Fahnenblattstadium (BBCH39) abdecken. Ohne Nachtfröste und dort wo ausreichend Regen fiel, ist zudem zu erwarten, dass die Wintergerste gewohnt zügig die Schossphase durchläuft. In der überwiegenden Zahl weitgehend gesunder Bestände deutet sich damit bereits jetzt an, dass eine Einmalbehandlung im Stadium BBCH 39-49 wieder ausreichen wird.
Weitere Hinweise zu Strategien und Fungiziden finden Sie in den untenstehenden Informationen.
Prognose Wintergerstenkrankheit (SIG)
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