Pilzkrankheiten in Winterweizen – Monitoring
Aktuelle Hinweise vom 29.05.2024
Die wechselhaft-milde Witterung mit reichlich Regen, teils auch heftigen Unwettern mit Starkregen, Hagel und Sturm, setzt sich fort. So brachte die Gewitterfront von Montag auf Dienstag, vor allem im Süden Bayerns erhebliche Regenmengen, an mehreren Wetterstationen mehr als 30 mm, und sorgte in Teilen Niederbayerns für lokale Überflutungen. Bis auf einen leichten Temperaturrückgang an diesem Freitag soll die unbeständige Wetterlage mit heftigen Starkregen und wieder steigenden Temperaturen auch in der kommenden Woche anhalten. Die bisherige Regenmenge für den Mai summiert sich, im Mittel der LfL-Wetterstationen, bis Dienstagmittag auf 93 mm, bei einer Spanne von 45 bis 175 mm. Lediglich unterbrochen von der zehntägigen Kälteperiode Ende April, herrscht damit heuer seit Ende März nahezu durchgängig günstiges Infektionswetter für viele pilzliche Schaderreger im Getreide. In solchen Jahren stoßen, je nach Krankheit, selbst sehr gesunde Sorten an ihre Grenzen. Ebenso erfordern gezielte Fungizidstrategien, orientiert an Bekämpfungsschwellen, wie sie amtlicher Pflanzenschutzdienst und Erzeugerring-Beratung in Bayern gemeinsam empfehlen, mit den hier aufgeführten Monitoringdaten zusätzlich unterstützt, bei derartigem Infektionsdruck entsprechend höhere Behandlungsintensitäten. Dies gilt es nun bei den Abschlussmaßnahmen zu beachten.
Winterweizen hatte zu Wochenbeginn meist die Ähren teils oder ganz geschoben (BBCH 51-59). Viele Bestände werden daher in dieser Woche mit der Blüte beginnen (BBCH 61), erkennbar an den ersten herausgeschobenen Staubbeuteln am Haupttrieb. Für spätere Standorte oder Sorten wie Informer, LG Character oder LG Initial wird dies erst in der kommenden Woche der Fall sein, während in wärmebegünstigten Lagen oder bei frühreiferen Sorten wie Campesino, Chevignon, Foxx oder Kometus teils schon das Ende der Blüte (BBCH 69) erreicht ist. Für die Mehrzahl der Weizenfungizide endet mit BBCH 69 auch deren Einsatzmöglichkeit, nur wenige Präparate können geringfügig länger, bis BBCH 71 eingesetzt werden, bis erste Körner die Hälfte ihrer endgültigen Größe erreicht haben.
Im Fokus der abschließenden Ährenbehandlung im Weizen steht Fusarium, zumindest wenn ein schlagspezifisches Risiko vorliegt. Dies gilt dort, wo Ernterückständen, vor allem von Mais, auf der Bodenoberfläche liegen und zugleich fusariumanfällige Sorten, wie Chevignon, Foxx, Informer, KWS Donovan, KWS Keitum, LG Atelier oder LG Character stehen. Auf solchen Flächen sollte ab Blühbeginn (BBCH 61) infektionsnah behandelt werden, etwa zwei Tagen vor bis wenige Tage nach einem Regenschauer vom mehr als zwei bis vier mm. Die zahlreichen Regenfälle in dieser und in der kommenden Woche, zusammen mit den anhaltend milden Temperaturen, sorgen heuer, anders als noch im Vorjahr, für ein erhöhtes witterungsbedingtes Infektionsrisiko. Zur Ährenbehandlung gegen Fusarium, wie auch gegen Septoria im Blattbereich, bieten sich leistungsfähige Azole an, wie 1,0 l Prosaro, 1,25 l Input Classic oder 1,0 l Caramba + 0,5 l Curbatur (Osiris MP) (Aufwandmengen jeweils je ha). Bei moderatem Fusariumrisiko und geringerer Septoriawirkung eignen sich auch 1,2 l Soleil oder 1,0 l Magnello. Wurde bislang noch kein Carboxamid eingesetzt, können breitwirksam gegen Fusarium auch 1,0 l Elatus Era (+ 0,33 l Sympara), 1,0 l Siltra Xpro oder 1,25 l Skyway Xpro eingesetzt werden, sowie, unabhängig von Carboxamiden in der Vorbehandlung, auch 2,0 l Univoq.
Doch auch für Betriebe ohne schlagspezifisches Fusariumrisko kann heuer eine zusätzlich späte Abschlussmaßnahme nötig werden. Dies gilt vor allem dann, wenn vorauslaufende Behandlungen keinen vollständigen Schutz des, für den Ertrag so bedeutsamen, Fahnenblattes gewährleisten können, weil dieses zu Behandlungen um Mitte Mai erst spitzte (BBCH 37) oder noch gar nicht zu sehen war (BBCH33/34). Im Vordergrund steht dabei die schon seit Wochen vorherrschende Septoria-Blattdürre, die mit jedem weiteren Regen ab fünf bis zehn mm und feuchten Beständen noch am Folgetag, grundsätzlich neu infizieren kann. Insbesondere bei mittel oder stärker anfälligen Sorten wie Foxx, Kometus, KWS Emerick, Patras oder RGT Reform, sollte ein Fahnenblatt nicht ungeschützt bleiben. Mit Blick auf die Monitoringdaten, wo heuer auch gesündere Sorten teils stärkeren Befall zeigen, gilt dies jedoch auch sortenübergreifend, zumindest dort, wo sich Septoria trotz Vorbehandlung weiterhin auf älteren Blättern findet. Septoria erkennen Sie anhand der nekrotischen Blattflecken mit den typischen kleinen schwarzen Fruchtkörpern des Pilzes im Inneren. Wurde bereits breitwirksam vorbehandelt, lässt sich mit Prothioconazol-Solomitteln, wie Abran, Aurelia, Traciafin und vielen weiteren, der Septoriaschutz für die Fahne kostengünstig verlängern und bei Behandlung in die Blüte zugleich auch Fusarium gut bekämpfen.
Selbst ohne Septoria-Gefahr können heuer auch Roste einen vollständigen Schutz der Fahne erfordern, denn sowohl Gelbrost wie auch Braunrost nehmen auf den Monitoringflächen weiter zu. Stärkerer Gelbrost findet sich hier bislang bei den Sorten Apostel, Asory, Campesino, KWS Emerick, KWS Keitum, Moschus, Patras und Spontan, sowie im Dinkel bei der Sorte Hohenloher. Braunrost über der Bekämpfungsschwelle von 30 Prozent befallenen Haupttrieben trat in der Vorwoche und bei den ersten Proben vom Montag dieser Woche, vor allem bei der eigentlich als gesund eingestuften Sorte Asory auf, sowie bei Apostel, KWS Emerick, KWS Keitum, Patras und Spontan. Sollten Sie unerwartet erste Rostpusteln auf der Fahne finden, kann umgehend und kostengünstig mit Tebuconazol-Solomitteln, wie Fezan, Folicur, Orius oder Tebucur 250 EW nachbehandelt werden, bei allerdings geringer Septoria-Wirkung. Gleiches gelingt auch, bei etwas geringerer Rost- aber besserer Septoriawirkung, mit Metconazol-Solomitteln, wie Ambarac, Aptrell 60, Caramba, Remocco 60, Plexeo oder Sirena EC. Beide Wirkstoffe decken zugleich auch ein moderates Fusariumrisiko mit ab.
Wo in Ausnahmefällen, in sehr späten Beständen ohne Fusariumrisiko, noch keine abschließende Behandlung des Blattapparates erfolgte, sollte diese angesichts des anhaltenden Infektionsdruckes umgehend erfolgen. Dazu werden breitwirksame Carboxamid/ Picolinamid-Azol-Präparate oder -Mischungen empfohlen, wie zum Beispiel Ascra Xpro, Elatus Era, Pioli + Abran, Revytrex, Univoq oder Vastimo. Ab Mitte Ährenschieben (BBCH 55) genügen dazu 80 Prozent der Regelaufwandmengen. Ist der Abstand zur Vorbehandlung jedoch größer als drei Wochen und sollen mit der Behandlung Septoriainfektionen erfasst werden, die weiter als fünf bis sieben Tage zurückliegen, wird keine Reduktion der Aufwandmengen empfohlen.
Weitere Hinweise zu Strategien und Fungiziden finden Sie in den untenstehenden Informationen.
Mit der Blüte endet das Monitoring in Winterweizen.
Prognose Halmbruchkrankheit (SIMCERC)
Prognose Winterweizenkrankheit (SIG)
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