Pilzkrankheiten in Winterweizen – Monitoring
Aktuelle Hinweise vom 25.05.2023:
Bis auf wenige lokale Gewitterschauer am Bodensee, im Alpenvorland und im Südosten Niederbayerns, blieb es seit Mitte letzter Woche in ganz Bayern weitgehend trocken, all dies bei zugleich frühsommerlichen Temperaturen. Diese Wetterlage soll auch über die Pfingstfeiertage hinweg anhalten. Nach fünf Wochen mit regelmäßigen, im Süden teils auch ergiebigen Niederschlägen, sorgt die aktuelle Trockenperiode erstmals für deutliche Entspannung im bislang anhaltend hohen Infektionsdruck in den Getreidebeständen. Dies gilt insbesondere für Schadpilze, die auf erhöhte Feuchte angewiesen sind, wie die Septoria-Blattdürre im Weizen oder die Rhynchosporium-Blattflecken in Gerste oder Roggen. Bei Kontrollen ist ab jetzt dagegen verstärkt auf Roste und Mehltau zu achten, die weit weniger Feuchte benötigen und zusätzlich von der Wärme profitieren.
Bis auf Spätsaaten und kühlere Lagen hatte der Winterweizen zu Wochenbeginn das Fahnenblatt vollständig geschoben (BBCH 39), teils waren die Ähren im oberen Halmabschnitt fühlbar (BBCH 43/47), an zwei unterfränkischen Standorten, mit den frühreifen Sorten Foxx und Chevignon waren die Ähren bereits halb geschoben (BBCH 55). Septoria tritici bleibt heuer die dominierende Krankheit im Weizen. Lediglich auf fünf der insgesamt 70 Weizenschläge im Monitoring ist Septoria noch nicht bekämpfungsrelevant. Weitere Infektionen aus der ersten Maiwoche werden nun auf damals ungeschützten Blattetagen bis hinauf auf F-2 sichtbar. Die letzten Neuinfektionen durch die Regenfälle am 15. und 16. Mai in Südbayern ließen sich, mit septoriastarken Mitteln in hoher Aufwandmengen noch bis zum letzten Wochenende bekämpfen. Über weitere Maßnahmen gegen diesen Erreger ist nach Ablauf des Fungizidschutzes frühestens wieder mit neuen Regenfällen zu entscheiden.
Aktuelle Bestandskontrollen sollten dagegen nun die Roste stärker im Fokus haben, da hier die morgentliche Taubildung für Neuinfektionen ausreicht und die Erreger zusätzlich durch die intensive Strahlung gefördert werden. In den zurückliegenden, feucht-kühlen Wochen trat neben Septoria schon vereinzelt Gelbrost auf, im Monitoring allerdings meist nur mit moderatem Befall, bislang in den Sorten Axioma, Campesino, Chevignon, Foxx, KWS Imperium, Patras und RGT Reform. Im Dinkel liegen Meldungen über Gelbrost in den Sorten Badensonne und Hohenloher vor. Steigen die Temperaturen weiter an kann auch erster Braunrost auftreten, insbesondere bei anfälligeren Sorten wie zum Beispiel Foxx, KWS Donovan, LG Initial, Pep oder SU Mangold. Aus anderen Bundesländern wird erster Befall auch bei einigen weiteren Sorten gemeldet. Im bayerischen Monitoring trat dagegen lediglich in Niederbayern erster Befall auf, in der letzten Woche bei einem Weizenbestand mit der Sorte Spontan, in dieser Woche bei einem Dinkelbestand und der Sorte Badensonne, jeweils noch unterhalb der Schwelle von 30 Prozent befallener Haupttriebe. Aufgrund der verbreitet nötigen Behandlungen gegen Septoria sollten beide Roste in Praxisbeständen aktuell jedoch kaum Bedeutung haben. Denn gezielt gegen Septoria eingesetzt, zeigen sowohl die Azole, wie auch die Carboxamide eine ausreichend sichere, letztere auch eine länger anhaltende Wirkung gegen die Rostpilze. Lediglich dort, wo etwa das Fahnenblatt bislang noch nicht, oder nicht vollständig, durch Fungizide geschützt ist, sollte dieses regelmäßig kontrolliert und bei Befall mit roststarken Präparten als Ährenbehandlung abschließend geschützt werden.
Auch weitere Krankheiten treten im Monitoring bislang nur untergeordnet auf. So lässt sich seit etwa zwei Wochen vereinzelt leichter Mehltaubefall finden in den Sorten Asory, Campesino, Chevignon, Elixer, KWS Emerick, KWS Keitum, Patras, RGT Reform, sowie in der Dinkelsorte Hohenloher. Gleiches gilt für die DTR-Blattdürre, die nur an wenigen Standorten, bei den Sorten Asory, Chevignon, Elixer,, Kometus, KWS Keitum und SU Jonte gefunden wird: Bis auf ein Standort im Landkreis Würzburg mit der anfälligeren Sorte Asory, liegen alle noch unter der Bekämpfungsschwelle von erstem Befall auf jeder zehnten Pflanze, aktuell auf der Blattetage F-3 oder F-4.
In den meisten Winterweizen waren mittlerweile eine, teils auch bereits zwei Behandlungen gegen Septoria ratsam. Je nach schlagspezifischem Fusariumrisiko und weiterer Witterung bieten sich nun folgende Optionen an:
- ohne Fusariumrisiko: Wo noch nicht geschehen lassen sich ab BBCH 39 Bestände mit einer Behandlung ausreichend bis zu Ernte schützen. Dazu werden Regelaufwandmengen breitwirksamer Carboxamid/ Picolinamid-Azol-Präparate oder -Mischungen empfohlen, wie zum Beispiel 1,5 l Ascra Xpro, 1,0 l Elatus Era, 1,5 l Jordi, 1,5 l Pioli + 0,75 l Abran, 1,5 l Revytrex, 1,25 l Skyway Xpro, 2,0 l Vastimo, ab BBCH 41 auch 2,0 l Univoq (Aufwandmengen jeweils je ha). Auch für Bestände, die in der letzten Woche in BBCH 37 behandelt wurden, kann dies je nach weiterer Witterung ausreichen. Sollte dagegen nach zwei bis drei Wochen stärkerer Regen das Septoria-Risiko erneut erhöhen oder Rost auf der Fahne auftreten, kann kostengünstig mit einfachen Azolpräparaten (z.B. Prothioconazol gegen Septoria oder DTR, Tebuconazol gegen Rost) zum Schutz des Fahnenblattes nachgeregelt werden.
- mit Fusariumrisiko: Auch hier dürfte aufgrund des bayernweit vorherrschenden Septoriadruckes mittlerweile eine letzte Behandlung auf den möglichst vollständig entwickelten Blattapparat erfolgt sein. Überall dort, wo Ernterückstände, vor allem von Mais, auf der Bodenoberfläche liegen und fusariumanfälligere Sorten, wie zum Beispiel Chevignon, Foxx, Informer, KWS Donovan, KWS Keitum, LG Character oder LG Initial angebaut werden, sollte gegen Fusarium gezielt kurz vor oder wenige Tage nach einem Regen, jedoch frühestens ab Blühbeginn (BBCH 61) behandelt werden. In der Regel dürften Carboxamidmittel bereits im Blatt eingesetzt worden sein, so dass dann leistungsfähige Azole zum Einsatz kommen sollten, wie 1,0 l Prosaro, 1,25 l Input Classic oder 1,0 l Caramba + 0,5 l Curbatur (Osiris MP). Bei moderatem Fusariumrisiko eignen sich auch 1,2 l Soleil, 1,0 l Magnello oder Regelaufwandmengen von Prothioconazol-Solomitteln, wie Abran, Aurelia, Tokyo oder Traciafin, sowie von Tebuconazol-Solomitteln, wie Fezan, Folicur, Orius oder Tebucur 250 EW. Wurde in Ausnahmefällen noch kein Carboxamid eingesetzt, können breitwirksam gegen Fusarium auch 1,0 l Elatus Era (+ 0,33 l Sympara), 1,0 l Siltra Xpro oder 1,25 l Skyway Xpro eingesetzt werden, sowie, mit eigenständigem Picolinamid-Wirkstoff und damit unabhängig von Carboxamiden in der Vorbehandlung, auch 2,0 l Univoq.
In Spritzfolgen sollten aus Gründen der Resistenzvermeidung Strobilurin-, Carboxamid und Picolinamid-Präparate jeweils nur einmal eingesetzt werden, sowie möglichst auf einen Wirkstoffwechsel innerhalb der Azole geachtet werden. Ausführliche Hinweise dazu finden Sie in den Fungizidstrategien, unten auf dieser Seite.
Prognose Halmbruchkrankheit (SIMCERC)
Prognose Winterweizenkrankheit (SIG)
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