Insektizide im Kartoffelbau
Überblick zu den derzeit zugelassenen Insektiziden im Kartoffelbau zur Bekämpfung vom Kartoffelkäfer, von Blattläusen und von Blattläusen als Virusvektoren. Zudem sind die optimalen Anwendungsbedingungen der einzelnen Insektizide aufgeführt.
Strategie gegen Kartoffelkäfer
Die Schadensrelevanz des Kartoffelkäfers ist vor allem bei trocken-warmer Frühjahrs- und Sommerwitterung hoch. Aufgrund der Entwicklung ist eine Insektizidmaßnahme schon im Larvenstadium notwendig. Wichtig ist eine integrierte Strategie; der Warndienst der LfL unterstützt dabei. Mehr
Blattläuse
Eine Vielzahl von Blattlausarten können die Kartoffeln als geflügelte Läuse anfliegen und besiedeln (Frühjahrsflug). Bei der anschließenden Massenvermehrung entstehen zunächst nur ungeflügelte Tiere. Erst später wieder führen geflügelte Läuse ihren Sommerflug durch. In Konsumkartoffeln kann man bis zu 1000 Läuse/100 Fiederblätter tolerieren. Erst über dieser Schwelle, die in Bayern nur selten erreicht wird, kommt es zu ertragsrelevanten Saugschäden.
Blattläuse als Virusvektoren mit Erfolg abwehren
In Pflanzkartoffeln sind die Läuse wegen ihrer Eigenschaft, Viren zu übertragen, gefürchtet. Richtig eingesetzt können Insektizide die Virenübertragung reduzieren. Zum Zeitpunkt des Frühjahrsfluges kommt es darauf an, die Läuse in den Vermehrungsbeständen nicht ansiedeln zu lassen. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund wichtig, dass als Y-Virus-Überträger nicht nur die auf Kartoffeln siedelnden Blattläuse infrage kommen, sondern auch eine ganze Reihe anderer Arten, die an Kartoffelpflanzen nur Probestiche durchführen und anschließend die Stauden wieder verlassen.
Blattlausbefall an Kartoffeln
Die dritte kritische Periode für die Virusausbreitung ist der Sommerflug der Blattläuse. In dieser Phase kommt es zum einen darauf an, die Läusepopulation niedrig zu halten, und zum anderen, die Abwanderung virusbeladener Läuse zu verhindern. Dieses Ziel ist am besten durch den Einsatz eines Pyrethroids oder durch Tankmischungen mit einem systemischen Präparat und einem Pyrethroid (jeweils halbe Aufwandmenge) zu erreichen. Damit beugt man auch der Resistenzgefahr vor.
Aktuell ist zur Bekämpfung von Läusen als Virusvektoren aus der Wirkstoffgruppe der Pyrethroide Kaiso Sorbie, Karate Zeon, Lamdex Forte und Sumicidin Alpha EC zugelassen. Einen Überblick über die zugelassenen biologischen und chemischen Mittel, unter anderem auch über Aufwandmenge und Anwendungshäufigkeiten, geben die obenstehenden Tabellen. Übrigens: Was für die Vermeidung der Resistenzbildung bei Kartoffelkäfern gilt, trifft ebenso für Blattläuse zu. Grundsätzlich sei aber darauf hingewiesen, dass Insektizide gegen Blattläuse nur einen kleinen Baustein bei der Bekämpfung von nicht persistenten Viren (z. B. Y-Virus) beisteuern. Mindestens genauso wichtig sind eine verhaltene Stickstoffdüngung, die Beseitigung von Infektionsquellen innerhalb und außerhalb des Vermehrungsschlages (Bereinigung), die räumliche Trennung von Konsum- und Vermehrungsbeständen und möglichst große Pflanzkartoffelschläge. Nur wer diesen integrierten Bekämpfungsansatz verfolgt, kann mit niedrigem Virusbesatz und damit mit guten Anerkennungsergebnissen rechnen.
Empfehlenswert ist folgende Insektizidstrategie:
- Frühjahrsflug: Wirkstoffgruppe Pyrethroide, Ziel = Ansiedlung verhindern
- Ungeflügelte Läuse: Wirkstoffgruppe systemische Mittel, Ziel = Populationsaufbau für Sommerflug niedrig halten und Abwanderung verhindern
- Sommerflug: Tankmischungen (systemische + Kontaktmittel), Ziel = Population für Sommerflug niedrig halten und Abwanderung verhindern
Die Spritzabstände sind abhängig von Präparat, Pflanzenwachstum und Witterung. Grundsätzlich sollten Spritzungen in den Morgenstunden durchgeführt werden.