Biogasinitiative für die Landwirtschaft

Herkömmliche offene Güllegrube mit Zapfwellen-Rührwerk

Reduktion der Emissionen im serbischen Agrarsektor durch die Förderung der Biogastechnologie bei kleinen und mittleren Viehzuchtbetrieben

Das Projekt wird im Rahmen der Europäischen Klimaschutzinitiative (EUKI) vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) finanziell gefördert. Übergeordnetes Ziel der EUKI ist die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Mitgliedsstaaten und Beitrittskandidaten der Europäischen Union zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen.

Ziel

Menge Rindergülle je Großvieheinheiten (GV)-Klasse in SerbienZoombild vorhanden

Menge Rindergülle je Großvieheinheiten (GV)-Klasse in Serbien

Die serbische Regierung unterstützt im Grundsatz die Biogastechnologie und es sind im Land derzeit etwa zwanzig Biogasanlagen mit Stromerzeugung zur Einspeisung in das öffentliche Netz in Betrieb. Die meisten dieser Anlagen verfügen allerdings über eine elektrische Nennleistung von mehr als 1 MW und gehören zu entsprechend großen Viehhaltungsbetrieben, während die geltenden gesetzlichen Rahmenbedingungen einen wirtschaftlichen Betrieb von Biogasanlagen im Maßstab kleiner bis mittelgroßer landwirtschaftlicher Betriebe nicht erlauben. Auf ebendiese Betriebe verteilt sich jedoch in Serbien die überwiegende Mehrheit der landwirtschaftlichen Nutztiere und dort fällt entsprechend auch der Großteil der tierischen Wirtschaftsdünger an:
Wenn also der Treibhausgasausstoß der Nutztierhaltung in kleinen und mittelgroßen Betrieben in Serbien signifikant gesenkt werden soll, muss der Bau von Biogasanlagen auf diesen Betrieben ermöglicht werden.

Methode

Das Hauptaugenmerk der „Biogasinitiative für die Landwirtschaft“ liegt auf dem Wissens- und Technologietransfer von Deutschland nach Serbien. Zu diesem Zweck werden Schulungen für Fachkräfte in staatlichen Behörden, in Berufsverbänden und in der Landwirtschaft Serbiens durchgeführt. Weiterhin finden Treffen zum Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen deutschen und serbischen Interessenvertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft statt. Im Rahmen einer Studienreise nach Bayern haben Interessenvertreter aus Serbien die Möglichkeit, beispielhafte Betriebe mit einer kleinen Biogasanlagen mit überwiegendem Gülleeinsatz (Güllekleinanlage) zu besichtigen und vertiefte Kenntnisse der Technologie zu erwerben. Darüber hinaus evaluieren die Projektpartner in Serbien im Detail, wie groß das Potential der Biogastechnologie zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen aus tierischen Wirtschaftsdüngern ist und welches die Voraussetzungen für den nachhaltigen Einsatz dieser Technologie im Land sind.

Skizze: Zeichnerische Ansicht einer Güllekleinanlage auf einem viehhaltenden Betrieb in Oberbayern

Skizze: Zeichnerische Ansicht einer Güllekleinanlage auf einem viehhaltenden Betrieb in Oberbayern

Das Projekt verfolgt somit das Ziel, die Verbreitung von Biogasanlagen auf Viehhaltungsbetrieben in Serbien langfristig voranzutreiben, indem

  • Tierhaltern das Bewusstsein und die Akzeptanz für die Biogastechnologie als Maßnahme zum Klimaschutz und zur Verbesserung des Wirtschaftsdüngermanagements vermittelt wird,
  • Fachkräften in Verbänden und Beratungseinrichtungen das erforderliche Knowhow für die Verbreitung von Biogasanlagen auf Viehhaltungsbetrieben und für deren nachhaltigen Betrieb vermittelt wird und
  • bei Mitarbeitern in Politik und Verwaltung das Verständnis dafür vermittelt wird, wie die rechtlichen Rahmenbedingungen zu gestalten sind, damit Landwirte bereit und wirtschaftlich in der Lage sind, in die Biogastechnologie zu investieren.

Ergebnisse

Im Projekt wurde eine Informationsbroschüre zu kleinen Biogasanlagen in englischer und deutscher Sprache erstellt, die über den unten angegebenen Link von den Webseiten der Europäischen Klimaschutzinitiative (EUKI) bezogen werden kann. Die Broschüre richtet sich an interessierte Landwirte, politische Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit und beschreibt die Bedeutung der Biogastechnologie für die Vermeidung von Treibhausgasemissionen aus der Tierhaltung, die Vorteile und Herausforderungen für landwirtschaftliche Betriebe beim Bau von Biogasanlagen sowie zwei Beispiele für Hof-Biogasanlagen in Deutschland.

Biogas-Broschüre "Small biogas plants" Externer Link

Die durchgeführte Potenzialanalyse in Serbien ergab, dass der Hauptanteil der Wirtschaftsdünger aus der Rinderhaltung als Festmist auf Kleinstbetrieben anfällt und nicht für die Verwertung in Biogasanlagen erschlossen werden kann. Bei mittelgroßen Rinderbeständen jedoch könnten im Land etwa 40 bis 100 Biogasanlagen mit einer elektrischen Nennleistung von 75 kW errichtet werden. Hiermit könnten im besten Fall bis zu 40 % der anfallenden Gülle für die Biogaserzeugung erschlossen und etwa 45.000 t an CO2-Äq-Emissionen pro Jahr aus dem Wirtschaftsdüngermanagement vermieden werden. In den Biogasanlagen sollte ausschließlich Gülle (einschließlich Futterresten) vergoren werden und der aus Biogas erzeugte Strom sollte bei Einspeisung ins öffentliche Netz mindestens mit 24 EUR-Cent je Kilowattstunde vergütet werden, um einen wirtschaftlichen Anlagenbetrieb zu ermöglichen.
Im Verlauf des Projekts wurden zum Zwecke des Wissenstransfers zu relevanten Stakeholdern in Serbien zwei Schulungsveranstaltungen und eine technische Exkursion durchgeführt. Die Schulungsveranstaltungen wurden im Juni 2021 und April 2022 als Web-Seminare durchgeführt. Hierbei konnten insgesamt etwa 80 Personen aus den Bereichen Landwirtschaft, Beratung, Fachverbände, Politik und Verwaltung, Banken und Anlagenbau erreicht werden. Im November 2021 kam eine Delegation der Universität Novi Sad und des Ministeriums für Umweltschutz der Republik Serbien für eine dreitägige Fachexkursion nach Bayern. Die Gruppe besichtigte zwei landwirtschaftliche Biogasanlagen in der Umgebung von München, in denen überwiegend Gülle vergoren wird. Außerdem besuchte sie die deutschen Projektpartner an der LfL in Freising, um sich über die Biogastechnik auszutauschen und das Biogaslabor am Institut für Landtechnik und Tierhaltung zu besichtigen.

Projektinformation
Projektbearbeiter: Dr. Thomas Venus, Dr. Mathias Effenberger
Projektleiter ILT: Dr. Thomas Venus
Kooperationspartner: Universität Novi Sad, Serbien – Technische Fakultät (Dr. Djordje Djatkov)
Laufzeit: 01.09.2020 bis 31.08.2022
Finanzierung: Das Projekt ist Teil der Europäischen Klimaschutzinitiative (EUKI), ein Finanzierungsinstrument des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU)