Forschungs- und Innovationsprojekt
Bestellverfahren von Mais: erosionsmindernd und herbizidreduziert

Ein Schlepper walzt einen Erbsenbestand mit der Messerwalze nieder.Zoombild vorhanden

Messerwalze im Einsatz in winterharten Zwischen­früchten vor Mais

Untersuchung unterschiedlicher Methoden zum mechanischen Abtöten von Zwischenfrüchten vor Mais für erosionsmindernde Bestellverfahren bei Vermeidung von Totalherbiziden (Glyphosat)

Ein sicherer Erosionsschutz besonders bei der Reihenkultur Mais in erosions­gefährdeten Lagen erfordert eine stabile Bodenstruktur und hohe Boden­deckungs­grade mit organischem Material.
Mit dem Vorhaben sollten geeignete Zwischenfrüchte bzw. Zwischenfrucht­­mischungen und technische Maßnahmen zur Bearbeitung der Zwischenfrucht­bestände vor der Aussaat im Zusammenspiel mit Herbizid­strategien zu Beikraut­regulierung nach dem Feldaufgang gefunden werden. Die Zwischenfrüchte sollten eine möglichst hohe Unterdrückung von Unkräutern und Ausfallgetreide gewährleisten und die Bearbeitungs­maßnahmen die Bodenstruktur weitestgehend schonen. Hierdurch wird ein Boden­­bedeckungs­grad nach der Maisaussaat von >30 % angestrebt, und eine ertragsrelevante Konkurrenz zum Mais durch Zwischenfrüchte und Unkraut soll verhindert werden.
Das Vorhaben stand im direkten Bezug mit dem Ziel, den Pflanzen­schutz­mittel­einsatz um 50 % zu reduzieren.

Zielsetzung – Offene Fragen

  • Welche (nicht abfrierenden) Zwischenfrüchte sind dafür geeignet, vor Mais Unkraut sicher zu unterdrücken?
  • Welche Geräte bzw. Werkzeugkombinationen töten die nicht abfrierenden Zwischenfrüchte vor der Maisaussaat sicher ab?
  • Welche Herbizidstrategien führen nach einer mechanischen Behandlung der nicht abfrierenden Zwischenfrüchte zu einer sicheren Beikrautkontrolle?
  • Welche Auswirkungen haben die unterschiedlichen Zwischenfrüchte, die verschiedenen mechanischen Behandlungsvarianten und die unterschiedlichen Herbizidstrategien auf den Feldaufgang, die Bestandsentwicklung und die Ertragsparameter des Maises?
  • Welche Beratungsempfehlungen lassen sich von den Untersuchungsergebnissen für den zukünftigen Maisanbau in Bayern ableiten?

Methode

Um die einzelnen Fragestellungen zu erörtern und zu kombinieren, wurde ein mehrjähriger Feldversuch durchgeführt. Durch die Anlage von jährlich zwei randomisierten Großparzellenanlagen im Raum Passau und Landsberg über vier Jahre sollten Antworten und Lösungen gefunden werden.

Folgende Faktoren bzw. Kombinationen daraus wurden untersucht:

  • Zwischenfruchtvarianten: winterharte Mischungen und Leguminosen im Vergleich zur abfrierenden Mischung
  • Art der mechanischen Bearbeitung: Messerwalzen/Walzenkombinationen im Vergleich zu Mulcher bzw. Kreiselegge
  • Chemische Beikrautregulierung: Nachauflaufvarianten mit und ohne Glyphosat im Vergleich zum kompletten Herbizid-Verzicht
Schlepper mit Fräse zum flachen Abschneiden der Zwischenfrucht.

Fräse zum Zerkleinern der Zwischenfrucht (aus Vorversuch)

Schlepper mit Kurzscheibenegge im Einsatz in der Winterbegrünung.

Kurzscheibenegge zum Zerkleinern der Zwischen­frucht (aus Vorversuch)

Schlepper mit Messerwalze im Einsatz in der  Winterbegrünung.

Messerwalze zum Zerkleinern der Zwischenfrucht

Schlepper mit Maissägerät im Einsatz in der niedergewalzten Winterwischenfrucht.

Maissägerät in der Zwischenfrucht

Schematischer Versuchsplan Ruhstorf.Zoombild vorhanden

Schematischer Versuchs­plan (Beispiel Standort Ruhstorf)

Versuchsplan
Von den in den Vorversuchen getesteten Zwischen­früchten, den Saatbett­bereitungs­verfahren/Zwischen­frucht­bearbeitungen und Herbizid­strategien wurde eine begrenzte Auswahl von erfolg­versprechenden Varianten ausgewählt. Sowohl bewährte als auch neuartige Verfahren wurden mit einbezogen.
Es entstand somit ein Versuch mit 36 verschiedenen Varianten/Faktor­kombinationen.

Aktivierung erforderlichYouTube-Logo

Durch das Klicken auf diesen Text werden in Zukunft YouTube-Videos im gesamten Internetauftritt eingeblendet.
Aus Datenschutzgründen weisen wir darauf hin, dass nach der dauerhaften Aktivierung Daten an YouTube übermittelt werden.
Auf unserer Seite zum Datenschutz erhalten Sie weitere Informationen und können diese Aktivierung wieder rückgängig machen.
Volltextalternative
Der Kurzfilm beschreibt das Projekt "Bestellverfahren von Mais: erosionsmindernd und herbizidreduziert". Er zeigt, wie durch einen Verfahrensvergleich verschiedener Zwischenfrüchte, Anbaumethoden und Pflanzenschutz-Regimen geeignete Systeme für einen umweltverträglichen und dennoch effizienten Maisanbau gefunden werden sollen. In einem mehrjährigen Großparzellen-Feldversuch wurden dazu vier verschiedene Zwischenfrüchte und jeweils drei unterschiedliche Anbau- bzw. Herbizid-Varianten verglichen. Erste Ergebnisse zeigten, dass unter den getesteten Zwischenfrüchten die Rübse bislang die besten Ergebnisse aufzeigt, auch in der herbizidfreien oder -reduzierten Variante. Die Rübse lässt sich mit Messerwalze oder Mulcher gut zerkleinern und benötigt keine Nachbearbeitung mit der Kreiselegge. Dadurch ist eine sehr hohe Bodendeckung wie auch eine gute Unkraut­unterdrückung gegeben.

Ergebnisse

Mit Abschluss des vierten vollständigen Versuchsjahres 2022 können gesicherte Ergebnisse und Erkenntnisse bereitgestellt werden. Die Versuche haben verdeutlicht, dass nur dichte und gut entwickelte Zwischenfruchtbestände in der Lage sind, Ausfallgetreide und Unkraut gut zu unterdrücken. Eine perfekte Aussaat und optimale Wachstumsbedingungen der Zwischenfrucht ist deshalb unabdingbar. Bei der Auswahl geeigneter Zwischenfrüchte und darauf abgestimmten mechanischen Bearbeitungsmaßnahmen (ohne oder mit extrem wenig Eingriff in den Boden) sollte die Bodenstruktur und ein hoher Bodenbedeckungsgrad erhalten und dennoch eine ertragsrelevante Konkurrenz zum Mais durch Zwischenfrüchte und Unkraut verhindert werden können.
Das ganze Anbau-"System" ist damit sehr komplex, von vielen Faktoren (Witterung, Zeitpunkt der Bearbeitung, Bodenfeuchte, Unkrautdruck und Ausfallgetreide, Wachstums­­bedingungen …) abhängig und erfordert (womöglich) einen Kompromiss aus Erosionsschutz, Maisertrag und Unkraut­bekämpfung/-unter­drückung.

Zwischenfruchtvarianten

  • Abfrierende Mischung: BSV MS 100 A
    • relativ sicher im Anbau
    • zum Teil starke Verunkrautung/Ausfallgetreide
  • Winterrübsen
    • sicher und günstig im Anbau, problemlose Bearbeitung beim Maisanbau (leicht unterdrückbar: chemisch und mechanisch)
    • negativer Einfluss auf (Jugend-)Entwicklung Mais
  • Wintererbsen
    • hohe Stickstoffbindung, gute Bearbeitbarkeit im Frühjahr (relativ leicht unterdrückbar: chemisch und mechanisch) gute Unkrautunterdrückung
    • teuer im Anbau, schwaches Wachstum im Herbst und im zeitigen Frühjahr, mögliche Auswinterung (empfindlich bei Kahlfrost), verspätete Maissaat
  • Winterwicken-Winterinkarnatklee-Mischung
    • hohe Stickstoffbindung, bester ganzjähriger Erosionsschutz (nur bei früher Aussaat), gute Unkrautunterdrückung
    • mögliche Auswinterung (empfindlich bei geschlossener Schneedecke und früher Aussaat), schwierige Bearbeitbarkeit (schwer unterdrückbar: chemisch und mechanisch), verspätete Maissaat

Art der mechanischen Bearbeitung

  • Messerwalze
    • leichtzügig, hohe Flächenleistung, kaum Zerkleinerung (hoher Erosionsschutz)
    • nur Rübsen und MS 100 A werden wirksam unterdrückt, vorhandene Altverunkrautung und Ausfallgetreide erholen sich sehr schnell
  • Mulcher
    • universell, stärkere Zerkleinerung (etwas geringerer Erosionsschutz) als Messerwalze
    • nicht jeder Bewuchs wird nachhaltig zerstört oder zumindest länger zurückgedrängt, Altverunkrautung/Ausfallgetreide und Tardivo-Klee (Wicken etwas verzögert) wachsen sehr schnell wieder nach
  • Mulcher und Kreiselegge
    • universell, wenig Probleme mit der Sätechnik, sehr guter Feldaufgang, (sehr) gute Unterdrückung der vorhandenen Zwischenfrüchte und der Altverunkrautung, problemloser Feldaufgang und Maisentwicklung (meist auch in den Parzellen ohne Pflanzenschutz), höchster Ertrag
    • geringster Erosionsschutz, hoher Kraft- und Arbeitsaufwand, neues Unkraut (Frühjahrskeimer) wird zum Wachsen angeregt

Chemische Beikrautregulierung

  • Kontrolle (unbehandelt)
    • günstig, umweltfreundlich
    • sehr hoher Unkrautdruck, Aufbau großes Unkrautpotenzial möglich, je nach Unkrautdruck (oder Zwischenfruchtkonkurrenz) oft sehr schlechter Feldaufgang bzw. Mais, niedrigster Ertrag
  • Totalherbizid und Herbizid
    • sichere Unkraut-/Ausfallgetreide- und Zwischenfruchtkontrolle, gute Maisentwicklung
    • doppelter (jedoch Einsparungen beim Maisherbizid möglich) Pflanzenschutzaufwand
  • Nachauflaufherbizid solo
    • (reduzierter/)einmaliger Pflanzenschutzaufwand
    • zum Teil Probleme mit Altverunkrautung/Ausfallgetreide vor allem bei unbearbeiteten Zwischenfrüchten (insbesondere mit Wicken/Klee)
Säulendiagramm: Bodenbedeckungsgrade ausgewählter Varianten.Zoombild vorhanden

Bodenbedeckungsgrade
(Schnitt aus vier Jahren und zwei Standorten)

Bodenbedeckungsgrade – ausgewählte Varianten
Auswahl aus 36 Varianten:
zwei Standardvarianten (mit und ohne Totalherbizid) mit abfrierender Zwischenfrucht und acht Varianten mit drei verschiedenen winterharten Zwischenfrüchten mit unterschiedlicher Bearbeitung
Säulendiagramm: Körnermaiserträge ausgewählter Varianten.Zoombild vorhanden

Körnermaiserträge
(Schnitt aus vier Jahren und zwei Standorten)

Erträge Körnermais – ausgewählte Varianten
Auswahl aus 36 Varianten:
zwei Standardvarianten (mit und ohne Totalherbizid) mit abfrierender Zwischenfrucht und acht Varianten mit drei verschiedenen winterharten Zwischenfrüchten mit unterschiedlicher Bearbeitung
Tiere im Feld
Auf beiden Standorten ist aufgefallen, dass sich vor der Maisaussaat in den üppigen und zum Teil blühenden Zwischenfruchtparzellen Niederwild und viele Insekten aufhielten. Ob dies daran liegt, dass zu diesem (späten) Zeitpunkt die Versuchsparzellen eine Art Insel darstellen oder auch bei einem großflächigen Anbau dieser Zwischenfrüchte der Effekt beobachtet werden kann, ist schwer zu beurteilen. Diese Tiere sind auf jeden Fall durch die (späte) mechanische Bearbeitung gefährdet.

Folgerungen und Fazit

  • Nur dichte und optimal entwickelte Zwischenfruchtbestände sind in der Lage, Ausfallgetreide und Unkraut zu unterdrücken
  • Mais verträgt keine Konkurrenz, weder Unkraut noch weiter wachsende Zwischenfrüchte oder Ausfallgetreide
  • Bearbeitungsgänge ohne Bodeneingriff (Mulcher, Messerwalze) reichen meist nur bei optimalen Bedingungen

Projektleitung: Dr. M. Demmel
Projektbearbeitung: H. Kirchmeier, R. Kerger
Laufzeit: 2018 bis 2022
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Projektpartner: LfL: Institut für Pflanzenschutz und Institut für Agrarökologie und Biologischen Landbau, BaySG Achselschwang, Landwirte Mayerhofer Parschalling und Diewald Kettenham
Mit freundlicher Unterstützung von: Väderstad GmbH und Wallner Maschinenbau
Förderkennzeichen: A/17/10